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15:31 Uhr - 26.10.2015

Das Tennisspielen hat Karl Hofstetter geprägt

Angriffe kontert er blitzschnell. Und gedanklich ist er immer einen Schlag voraus. Das Tennisspiel hat den Hausjuristen des Liftkonzerns Schindlers in die Juristerei getrieben.

Als Präsident der Kuoni (KUNN 194.4 2.86%) und Hugentobler-Stiftung steht Karl Hofstetter derzeit im Schussfeld der Kritik. Er wird mitverantwortlich gemacht für den Sinkflug des Reisekonzerns Kuoni. Mit nur 6,25% des Kapitals besitzt die Stiftung 25% der Stimmen und bestimmt damit massgeblich das Unternehmen. Das verstosse gegen das demokratische Prinzip und die freie Marktwirtschaft, wird moniert. Doch das wehrt der leidenschaftliche Tennisspieler gekonnt ab: «Die Stiftung übt ihre Stimmmacht zurückhaltend aus und stellt nur ein Mitglied im siebenköpfigen VR des Reisekonzerns. Jedes Unternehmen soll zudem selbst wählen, welche Aktienstruktur die beste ist.» Viele erfolgreiche Konzerne würden Stimmrechtsaktien halten wie Google, Facebook (FB 102.33 0.14%) oder Warren Buffetts Berkshire Hathaway (BRK.A 206132.67 -0.22%). «Die Gestaltungsautonomie der Unternehmen ist wichtig», betont er. «Der Aktionär weiss, was er kauft. Der Markt spielt, sonst würde nicht mehr in Unternehmen mit Stimmrechtsaktien investiert.»

Bei der Verteidigung der Stimmrechtsaktien ist der drahtige Manager kaum zu stoppen. Seit 1990 arbeitet er für Schindler (SCHN 157.3 0.64%). Dort halten die Familien Schindler und Bonnard mit 42,2% des Kapitals 69,9% der Stimmen. «Die Familienkontrolle hat dem Konzern entscheidende Vorteile gebracht und ihn auch vor Übernahmen geschützt», sagt er. Zeigt das Beispiel Sika (SIK 3261 -0.24%) nicht, dass es auch umgekehrt laufen kann und die Familie den Verkauf fördert? Der Return von Hofstetter kommt sofort: «Abgesehen vom problematischen Verkaufsprozess konnte Sika lange dank des Schutzes der Familie Werte schaffen auch für Aktionäre, so wie es Schindler immer noch macht.»

Hofstetter ist nicht nur Verteidiger, sondern auch Angreifer. So kritisiert er bei Kuoni den tiefen Preis für den Verkauf des traditionellen Reisegeschäfts an Rewe sowie die zum Teil unglückliche Kommunikation des Managements. Nun wolle die Stiftung aber für die neue Strategie von Kuoni Flankenschutz bieten.

Von seinem Büro aus am Hauptsitz der Schindler Holding in Hergiswil blickt der 59-Jährige auf den Pilatus und den Vierwaldstättersee. Hier in der Innerschweiz ist er verwurzelt. Aufgewachsen ist er in Luzern, fünfzehn Jahre lang lebte er mit seiner Frau und den drei Kindern in Obwalden. Heute wohnt er in Zug, bald zieht er ins neue Haus direkt am Vierwaldstättersee. An den Bürowänden hängen Fotografien von Hofstetter als Tennisspieler. Er gehörte in jungen Jahren zu den fünfzehn besten Spielern der Schweiz. Später wurde er Seniorenmeister. Tennis hat seine Karriere bestimmt. Er wählte die Juristerei als Studium in Zürich, weil er so am meisten Zeit hatte, daneben dem Tennissport zu frönen, gibt er unumwunden zu. Er spielt auch Golf und turnt jeden Morgen.

Trotz Talent hat er keine internationale Tenniskarriere eingeschlagen. Stattdessen ist er die akademische und die unternehmerische Karriereleiter emporgestiegen. Dabei kamen ihm Beweglichkeit und schnelle Reaktion zugute, die er beim Tennisspielen gelernt hat. Heute ist er VR und Hausjurist bei Schindler sowie Titularprofessor für Privat- und Wirtschaftsrecht an der Universität Zürich. Zudem sitzt er im Verwaltungsrat von Also und Venture Incubator sowie im Stiftungsrat von Inpar. Daneben amtiert er im Universitätsrat in Luzern und in der Expertenkommission für Offenlegung der Swiss Stock Exchange. All diese Tätigkeiten könne er unter einen Hut bringen, weil er bei Schindler seit je zu 80% angestellt sei. Dieses Pensum war für ihn eine der Attraktionen seiner Anstellung beim Liftkonzern. «Die Kombination der unternehmerisch praktischen und der kontemplativ akademischen Seite ist ideal für mich.»

Was bereitet ihm am meisten Sorgen? «Das Schwinden des Qualitätsjournalismus», erklärt er überraschend. «Der Boulevardjournalismus nimmt immer mehr zu. Qualitätsjournalismus, der sich Zeit nimmt und auf Know-how beruht, ist notwendig für das Funktionieren unserer Gesellschaft und Wirtschaft.»

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