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14:33 Uhr - 26.06.2015

Biotech-Tüftler mit sportlichem Ehrgeiz

Der Ex-Handballprofi Vladimir Cmiljanovic hat sich der Entwicklung von Krebsmedikamenten verschrieben. Mit seiner Gesellschaft Piqur gewann er den Biotech-Jungunternehmerpreis.

Mit dem von ihm gegründeten Unternehmen Piqur haben Vladimir Cmiljanovic und sein Team einen Achtungserfolg erzielt. Die Biotech-Gesellschaft, die der 36-jährige Serbe 2011 ins Leben rief, hat Anfang Juni am Swiss Economic Forum den Biotech-Jungunternehmerpreis gewonnen. Der Spin-off der Universität Basel ist mit der Entwicklung eines hochspezifischen Wirkstoffs gegen Krebs beschäftigt, der gleich zwei für viele Tumorarten verantwortliche Enzyme blockiert.

Cmiljanovic stammt aus einer Familie, in der Chemie wie auch Handball schon immer eine grosse Rolle gespielt haben. «Meine ganze Familie ist in diesen beiden Bereichen aktiv», sagt er im Gespräch. Der Unternehmer schaffte es im ehemaligen Jugoslawien gar zum Handballprofi. Nach dem Krieg zog es ihn als Spieler nach Deutschland und später zum Handballclub RTV Basel. In dieser Zeit begann er erneut Chemie zu studieren.

Die Doktorarbeit, aus der die erste Generation des Präparats hervorgegangen ist, vollendete Cmiljanovic in Zusammenarbeit mit Novartis (NOVN 93.25 -1.58%). Obwohl das oral zu verabreichende Präparat in ersten klinischen Tests Wirksamkeit zeigte, wies es Mängel auf. Es löste sich im Magen nur schwer auf.

Gründung von Piqur

Cmiljanovic tüftelte mit Erfolg an einer zweiten, besser wasserlöslichen Wirkstoffgeneration, die gleichzeitig noch spezifischer wirkt. Zusammen mit den Basler (BSL 53.73 -1.83%) Professoren Bernd Giese und Matthias Wymann sowie mit Andreas Emmenegger, CFO Molecular Partners (MOLN 35.3 -0.28%), und dem Anwalt Ralf Rosenow gründete er 2011 Piqur. Es gelang ihm, Top-Forscher von Novartis und Roche (ROG 267.7 -0.78%) (RO 262.25 -0.76%) für das Vorhaben zu gewinnen. «Sie waren sogar bereit, vorerst auf einen Lohn zu verzichten, und schossen gleichzeitig noch Geld ein», sagt er nicht ohne Stolz. Nach erfolgreichem Abschluss der präklinischen Studien  konnte Piqur namhafte private Investoren gewinnen und 2014 stieg auch der US-Venture-Fund Versant Venture ein. Mittlerweile befindet sich das Präparat in der klinischen Entwicklung der Phase 2. In ersten Tests am Menschen konnte Piqur zudem bereits beweisen, dass es Wirkung zeigt.

Der im Gespräch äusserst zielstrebig wirkende Cmiljanovic liebäugelt mit einer Markteinführung des Produktes in drei Jahren. Das ist jedoch nur möglich, wenn ihm auch die Gesundheitsbehörden einen hohen medizinischen Nutzen zusprechen und bereit sind, den Weg bis zur Zulassung dank spezieller Prozesse zu verkürzen. «Deshalb setzen wir in erster Linie auf Krebsindikationen, bei denen bis anhin noch wenig Therapiemöglichkeiten vorhanden sind, wie beispielsweise verschiedene Hirntumorarten», sagt Cmiljanovic. Piqurs Wirkstoff hat nämlich einen weiteren Vorteil. Es durchbricht im Gegensatz zu den meisten Medikamenten die Blut-Hirn-Schranke, die dafür sorgt, dass vom Körper als nicht eigen erkannte Moleküle vom Hirn ferngehalten werden.

Krankheiten des zentralen Nervensystems stehen ebenfalls im Fokus

Noch reichen die liquiden Mittel in der Bilanz, um die begonnenen Studien beim Hauptproduktkandidaten zu beenden. Bis 30. Juni läuft eine weitere Finanzierungsrunde, um ein zweites potenzielles Präparat in klinischen Tests auf Sicherheit und Wirksamkeit prüfen zu können. Dabei will sich Piqur nicht mehr nur wie bis anhin auf Krebs beschränken. Auch schwer zu behandelnde Krankheiten des zentralen Nervensystems stehen nun im Fokus.

Der zielstrebige Cmiljanovic schliesst nicht aus, dass die Gesellschaft einst sogar die Kommerzialisierung der eigens entwickelten Wirkstoffe übernehmen wird. Im Kampf gegen den Krebs angetrieben wird er von persönlichen Erfahrungen mit seiner Mutter, die kurz nach der Gründung von Piqur an Krebs starb.

Cmiljanovic hat aber nicht nur unternehmerische Visionen. «Sobald unser Hauptprodukt erfolgreich auf dem Markt eingeführt ist, kann ich mir vorstellen, eine internationale Top-Handballmannschaft in Basel aufzubauen», zeigt er sich auch abseits von Piqur ambitioniert.

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