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18:23 Uhr - 26.08.2014

FuW-Forum: «Grosser Finanzplatz ist ein Muss»

Es herrschte grosses Interesse an Überlegungen zur Rolle von Grossbanken zum Auftakt der Finanzplatz-Konferenz der «Finanz und Wirtschaft».

Am jüngsten Anlass «Vision Bank –  Vision Finanzplatz Schweiz» machten bereits die ersten Redner klar, dass unterschiedliche Meinungen bestehen, wie viel Sinn ein grosser Finanzplatz macht.

Am Dienstagnachmittag fand im Kunsthaus Zürich das zweite Finanz und Wirtschaft Forum «Vision Bank – Vision Finanzplatz Schweiz» statt. Vor rund 150 führenden Vertretern von Banken und Finanzdienstleistern sprachen Prof. Dr. Axel A. Weber (UBS), Prof. Dr. Martin F. Hellwig (Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern) sowie zahlreiche weitere hochkarätige Referenten aus der Schweizer Finanzbranche. Das Finanz und Wirtschaft Forum bietet die Möglichkeit, gemeinsam eine Vision für die Banken und den Finanzplatz zu erarbeiten. Weitere Informationen zur Veranstaltungsserie finden Sie unter: forum-executive.ch/finanzplatzAxel Weber, Verwaltungsratspräsident der UBS (UBSN 16.49 1.04%), und Martin Hellwig, Professor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, hielten die Einführungsreferate. «Erfolg oder Misserfolg der Wirtschaft hängen vom internationalen Finanzplatz ab», erklärte Weber dezidiert. Indessen stellte Hellwig die Frage, ob aus volkswirtschaftlicher Sicht die klugen Physiker ihren Grips nicht besser Energiefragen widmen würden statt den Risikomodellen der Grossbanken.

«Ein grosser internationaler Finanzplatz ist ein Muss», betonte Weber in seiner Keynote. Der grosse Finanzplatz sei nicht bloss zum Wohle der beteiligten Firmen, sondern zum Wohle der ganzen Schweiz. Weber zeichnete das Bild der Schweizer Wirtschaft, die jeden zweiten Franken im Ausland verdient und fast jeden zweiten Franken im Ausland ausgibt.

Die internationalen Verbindungen des Werkplatzes verursachen hohe Kapitalströme und hohe Vermögen im In- und Ausland. Der Nettokapitalbestand im Ausland beträgt gemäss Weber 800 Mrd. Fr. Die Schweiz sei – hinter Japan, China und Deutschland – der viertgrösste Nettogläubiger dieser Welt. Die Verhältnisse  rechtfertigten, ja bedingten ein grosses und internationales Finanzsystem. «Das sehe ich als Nicht-Schweizer klarer als viele Schweizer.»

Mantra Marktzugang

Der Finanzsektor sei nicht nur das Schmiermittel der Realwirtschaft, sondern er «ist selbst zu einem Exportschlager geworden». Die Finanzdienstleistungsexporte betrügen 21 Mrd. Fr., 40 Mrd. Fr. seien es inklusive Rohstoffhandel. Einen Vorteil sieht  Weber auch darin, dass zwei Grossbanken bestehen. In Deutschland sei vergeblich versucht worden, neben der Deutschen Bank ein zweites internationales Grossinstitut zu schaffen.

Rund zwei Drittel des Handelsbilanzüberschusses der Schweiz würden durch Überschüsse bei den Finanzdienstleistungen (Banken, Versicherungen, Rohstoffhandel) verursacht. «Ein gigantischer Überschuss von 37 Mrd. Fr.», sagte Weber. Die Schweiz habe kompetitive Vorteile in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Uhren, Medikamente und Präzisionsinstrumente, die alle auf einen hohen Offenheitsgrad angewiesen seien.

Es gelte, der Finanzindustrie Sorge zu tragen. Der Trend zum Onshore-Geschäft sowie das überproportionale Wirtschaftswachstum in Asien stellten für sich allein genommen keine akute Bedrohung des Vermögensverwaltungsstandorts Schweiz dar, fand Weber. Es sei allerdings «essenziell, dass Politik und Regulierung die Standortvorteile der Schweiz wahren, dass der internationale Marktzugang sichergestellt ist und dass Schweizer Banken mit gleich langen Spiessen wie ihre Konkurrenz ausgestattet sind».

Gemäss dem UBS-Verwaltungsratspräsidenten ist die durch die Finanzkrise ausgelöste Regulierungswelle noch nicht vorbei. International stehe man erst am Beginn von Deleveraging und Derisking der Bankbilanzen. Deshalb komme auch die Weltkonjunktur nicht richtig in Fahrt, sagte der ehemalige Notenbanker.

Der Kuchen ist  gross genug

«UBS hat ihre Strategie angesichts dieser Herausforderungen überarbeitet und eine überzeugende Antwort gefunden», sagte Weber. Auch für den Finanzplatz Schweiz ist er «grundsätzlich optimistisch». Jedes Unternehmen müsse seinen eigenen Weg finden. «Der Kuchen ist gross genug», betonte Weber und warnte zugleich: «Stillstand heisst zurückfallen.»

Professor Hellwig mochte nichts über die Modelle der Zukunft sagen. Er äusserte sich über das Vorhandene und argumentierte, die Grossbanken seien nach wie vor nicht abwickelbar. Den Massnahmen gegen Too big to fail  fehle die Analyse, was 2008 passiert sei: das Fehlen von Bargeld (Lehman), die Verletzlichkeit des Geldmarktes etc. Die vorgeschlagene Auftrennung von Banken habe nichts damit zu tun, dass Systemeffekte sich völlig abseits des Retailgeschäfts abspielten. «Weil das alles nicht funktioniert», sagte Hellwig zu den Massnahmen gegen Systemrisiken, müssten Banken mehr Eigenmittel haben. Ausserdem müsse man sich fragen: «Sind die  Effizienzvorteile grosser Banken wirklich die Risiken wert? Und gibt es diese Effizienzgewinne überhaupt?»

UBS: Finanzplatz Schweiz gut positioniert awp/Bettina Freyland

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