Zurück zur Übersicht
16:10 Uhr - 01.06.2018

US-Jobdaten befeuern Spekulationen um Zinsanstieg

Der US-Arbeitsmarktbericht fällt im Mai überraschend gut aus. Die Wetten auf drei weitere Zinserhöhungen bis Ende 2018 nehmen zu.

Der amerikanische Arbeitsmarkt hat an Schwung gewonnen und ebnet der US-Notenbank (Fed) damit den Weg für eine weitere Zinserhöhung im Juni.

223’000 neue Stellen hat die US-Wirtschaft im Mai geschaffen, teilte das Statistikamt BLS (BLSN 0.7 -2.78%) am Freitag mit. Das liegt deutlich über den 190’000, die Analysten prognostiziert hatten. Zudem sind in den Monaten März und April 15’000 Arbeitsplätze mehr entstanden, als bislang angenommen.

Auch die Arbeitslosenrate ist überraschend gesunken: 3,8% betrug sie im Mai, nachdem sie im Vormonat erstmals seit Dezember 2000 unter 4% gefallen war.

Überdurchschnittlich viele neue Arbeitsplätze sind im Einzelhandel sowie im Gesundheitsbereich und im Baugewerbe entstanden. In den vergangenen zwölf Monaten wurden im Durchschnitt 190’000 Arbeitsplätze monatlich geschaffen.

Löhne steigen leicht

Das Lohnwachstum hat sich leicht beschleunigt: Die durchschnittlichen Stundenlöhne haben binnen Jahresfrist 2,7% zugelegt. In den vergangenen drei Monaten lag der Wert bei 2,6%. Die Löhne wachsen damit immer noch langsamer als in früheren Erholungsphasen. Ob sich die rekordniedrige Arbeitslosenrate nun endlich in den Salären niederschlägt, wird sich im Jahresverlauf zeigen. Seit Monaten rätseln Ökonomen darüber, wieso der Aufwärtsdruck auf die Löhne trotz stetig sinkender Arbeitslosigkeit kaum zunimmt.

Steigen die Löhne nachhaltig, dürfte das auch die Inflation anfachen. Der Konsumentenpreisindex PCE – das vom Fed bevorzugte Inflationsbarometer – lag im April bei 1,8%, wie schon im März. Damit bleibt den Währungshütern noch Spielraum: Sie peilen eine Jahresteuerung von 2% an.

Ein Hinweis auf die Unterauslastung am Arbeitsmarkt liefert die breiter gefasste Arbeitslosenrate U6. Sie berücksichtigt auch Arbeitnehmer, die unfreiwillig eine Teilzeitstelle innehaben und diejenigen, die es aufgegeben haben, einen Job zu suchen. Die U6-Rate ist im Mai auf 7,6% gefallen, nach 7,8% im Vormonat. Im Dezember 2000 lag sie bei 6,9%. Ist die Vergangenheit ein Gradmesser, legt die U6-Rate nahe, dass es am Jobmarkt noch ungenutzte Kapazitäten gibt.

Trump plaudert vor Publikation

Am Bondmarkt sind die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen nach dem Jobreport gestiegen. Sie kletterten rund 10 Basispunkte auf über 2,9%.

Die Aufwärtsbewegung startete allerdings bereits vor der offiziellen Veröffentlichung durch das Statistikamt. Nun wird spekuliert, welche Rolle ein Tweet von US-Präsident Trump dabei gespielt hat: So twitterte Trump rund eine Stunde vor der Publikation, er freue sich auf den Arbeitsmarktbericht. Der Präsident darf die Daten bereits am Vorabend einsehen. Trump habe Hinweise ausgeplaudert und das Protokoll gebrochen, kritisieren amerikanische Medien.

Nach dem starken Jobbericht gilt eine Zinserhöhung des Fed am 13. Juni als so gut wie sicher. An der Chicagoer Terminbörse CME wird diesem Szenario eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 93% zugemessen. Das Zielband der Federal Reserve Rate würde dann bei 1,75 bis 2% zu liegen kommen.

Mit rund 33% beziffern die Terminmärkte die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter die Zinsen im laufenden Jahr noch dreimal erhöhen. Gestern lag der Wert noch bei knapp 22%.

Die amerikanischen Börsen haben mit Kursgewinnen eröffnet. Der S&P 500 (SP500 2727.67 0.83%) gewann im frühen Handel 0,8%.

Die guten Arbeitsmarktzahlen beschliessen eine schwierige Woche an den Finanzmärkten. Die chaotische Regierungsbildung in Italien sowie eine neue Eskalation im Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und der Eurozone haben in den vergangenen Tagen für Nervosität gesorgt.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.