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17:43 Uhr - 29.04.2016

Die Trophäe ist zum Greifen nah

Der englische Club Leicester City steht kurz davor, Fussballgeschichte zu schreiben. Baumeister des Erfolgs ist der thailändische Unternehmer und Milliardär Vichai Srivaddhanaprabha.

Drei Punkte. Drei mickrige Punkte fehlen Leicester City zur grossen Sensation: dem Gewinn der englischen Premier League. Bereits diesen Sonntag könnte das Märchen wahr werden und die «Foxes» würden eine der prestigeträchtigsten Trophäen des Klubfussballs in die East Midlands holen.

Es wäre zweifellos die Sportüberraschung des Jahres – was allein schon an den Wettquoten abzulesen ist. So wurde einem Leicester-Triumph zu Saisonbeginn die Chance von 1 zu 5000 beigemessen. Buchmacher stuften es folglich als wahrscheinlicher ein, dass Elvis noch lebt.

Der kometenhafte Aufstieg der Aussenseiter ist vor allem einem Mann zu verdanken: Vichai Srivaddhanaprabha, der Leicester City anno 2010 zum Schnäppchenpreis von rund 40 Mio. £ erwarb.

Zwar hat der fussballbegeisterte Milliardär aus Thailand seither substanzielle Mittel in den Club gesteckt – ohne dabei allerdings in Ausgabeexzesse à la Manchester City oder Chelsea zu verfallen. So setzt sich das Kader vornehmlich aus Spielern zusammen, die auf der internationalen Fussballbühne bislang kaum je grosse Stricke zerrissen haben.

Aufstieg dank Beziehungen

Eine erstaunliche Erfolgsgeschichte kann Vichai Srivaddhanaprabha auch auf persönlicher Ebene vorweisen. Erstmals tritt der 1958 geborene Thai mit chinesischen Wurzeln 1989 in Erscheinung, als er das Duty-Free-Unternehmen King Power gründet – und die Betriebslizenz für ein Geschäft im Zentrum Bangkoks erhält.

Seine Karriere erhält 2001 mit der Wahl von Thaksin Shinawatra zum thailändischen Premierminister gewaltigen Schub. Dank enger Verbindungen zu regierungsnahen Kreisen werden Vichai die exklusiven Rechte zugesprochen, Duty-Free-Artikel am neu gebauten Suvarnabhumi-Flughafen von Bangkok zu verkaufen – eine «Lizenz zum Gelddrucken», wie es Beobachter treffend beschreiben.

Milliardenvermögen

Über die folgenden Jahre setzt sich die Konzernexpansion ungebremst fort. Inzwischen ist King Power der grösste Reisedetailhändler Thailands mit über 7000 Arbeitnehmern, der diverse Duty-Free-Shoppingzentren und eine Onlineplattform betreibt. Der Erfolg hat Vichai reich gemacht: Forbes beziffert das Privatvermögen des Unternehmers gegenwärtig auf 3 Mrd. $.

Shinji Okazaki, Danny Drinkwater, Jamie Vardy und Robert Huth – vier wichtige Elemente im starken Leicester-City-Kollektiv. Bild: Rui Vieira/AP/Keystone

Vichais unternehmerischer Aufstieg wird massgeblich der Tatsache zugeschrieben, dass er es immer wieder verstanden hat, persönliche Kontakte zu seinen Gunsten auszunutzen – darunter auch seine Nähe zum allseits beliebten König Bhumibol. So begann Vichai bereits in den Neunzigerjahren, bedeutende Mittel in Wohltätigkeitsprojekte der Monarchenfamilie zu pumpen.

Beistand von ganz oben

Die gegenseitige Wertschätzung illustriert der Familienname: Bis 2013 hiess der Unternehmer Vichai Raksriaksorn, bevor ihm König Bhumibol den Ehrennamen Srivaddhanaprabha verlieh – frei übersetzt das «Licht der progressiven Herrlichkeit». Dass Vichai dabei allerdings nie eigene politische Ambitionen an den Tag legte, kam ihm in den thailändischen Unruhen der letzten Jahre definitiv zu Gute.

Vichai wird nachgesagt, seine religiösen und familiären Werte auch als Clubbesitzer auszuleben. So habe er sich das Ziel gesetzt, Leicester City wie einen Familienbetrieb zu führen und für alle Angestellten jederzeit ein offenes Ohr zu haben.

Regelmässig werden zudem thailändische Mönche nach Leicester geholt, um den Clubrasen und das Stadion zu segnen sowie den Spielern Glücksbringer auszuhändigen. Wer weiss: Bereits an diesem Sonntag könnte der göttliche Beistand die Sensation perfekt machen.

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