Die beiden US-Ökonomen William Nordhaus und Paul Romer teilen sich den 50. Wirtschaftsnobelpreis. Dabei erforschen sie ganz unterschiedliche Sachverhalte.
Zum 50. Mal verleiht die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften den Wirtschaftsnobelpreis. Geehrt werden zwei US-Ökonomen, die auf den ersten Blick kaum jemand in einen Zusammenhang bringen würde. William Nordhaus und Paul Romer erforschen seit Jahrzehnten unterschiedliche Phänomene. Den Preis teilen sie sich trotzdem. Denn ihre Forschung liefert unabhängig voneinander wichtige Erkenntnisse über wirtschaftliches Wachstum.
William D. Nordhaus (Bild: 1) stammt ursprünglich aus dem Mittleren Westen. Er wird 1941 in Albuquerque, New Mexico, geboren, aber sein Leben verbringt der Ökonom an Amerikas Ostküste. Dort promoviert er 1967 am MIT. Es sind die Jahre des sozialen Umbruchs. Auch die Ökonomie orientiert sich neu. Junge Wissenschaftler hinterfragen den Sinn und die Grenzen des Wachstums. Nordhaus gehört zu ihnen. Zusammen mit James Tobin schreibt er 1972 ein Buch mit dem Titel «Is Growth Obsolete?».
Im selben Jahr erscheint der Bericht des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums. Er sagt angesichts der Ressourcenverschwendung eine düstere Zukunft voraus. In diesen Jahren schwenkt Nordhaus voll auf das Thema Energie und Klima um. Er zählt zu denjenigen Pionieren der Ökonomie, die die Natur nicht als exogene Grösse verstehen, sondern als ein Gesamtes, das durch Wirtschaftsprozesse beeinflusst wird. Er arbeitet interdisziplinär. Die von ihm entworfenen Modelle (Integrated Assessment Models) werden über die Jahrzehnte immer ausgefeilter. Die IPCC-Berichte ab 1997 über den Klimawandel basieren auf diesen Modellen.
Seit 1973 lehrt Nordhaus an der Yale-Universität als ordentlicher Professor. Politisch den Demokraten nahestehend, sitzt er in der Carter-Regierung im ökonomischen Beraterstab des Präsidenten. 2002 sorgt er mit seiner Simulation der voraussichtlichen Kosten des geplanten (und später durchgeführten) Krieges der USA gegen den Irak für Unmut unter den Republikanern.
Paul M. Romers (Bild 2) akademischer Werdegang ist mit der Universität von Chicago verbunden. Dort promoviert er 1983. Romer füllt die wissenschaftliche Lücke, die der Nobelpreisträger Robert Solow in seinen Arbeiten über technologische Innovation offen gelassen hatte. Das gelingt ihm, indem er den Ansatz findet, um Innovation und Wissen als endogenen Input für Wachstum zu definieren. Das Wesen der Produkte und die Marktstrukturen sind entscheidend. Romer weist nach, dass nicht regulierte Märkte zwar den technologischen Wandel fördern, aber dass auf ihnen Unternehmen zu wenig in Forschung und Entwicklung investieren und zu wenig neue Güter schaffen. F&E-Subventionen und Patentgesetze können das ändern.
Eigentlich hätte der in Denver geborene Ökonom den Anruf aus Stockholm mitten im Sitzungsstress des Herbsttreffens von IWF und Weltbank entgegennehmen müssen. Bis 2020 lief sein Vertrag als Weltbank-Chefökonom. Aber Anfang 2018 – nach nur fünfzehn Monaten im Amt – hat er das Handtuch geworfen. Er war mit dem Ziel angetreten, die etwas verstaubte Forschungsarbeit der Behörde zu modernisieren. Daraus wurde nichts.
Der 62-Jährige bezeichnet sich auf seiner Homepage als Ökonomen und «politischen Unternehmer». Er ist Professor an der Universität New York und leitet das Urbanisierungsprojekt in der dortigen Stern Business School.
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