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17:30 Uhr - 29.04.2015

Überraschend schwaches Wirtschaftswachstum in den USA

Die konjunkturelle Erholung in den USA hat sich deutlich verlangsamt und könnte nach Ansicht von Ökonomen dazu führen, dass die Fed erst deutlich später an der Zinsschraube drehen wird als bisher angenommen.

Die amerikanische Wirtschaft ist im ersten Quartal deutlich schwächer gewachsen als erwartet. Wie das US-Handelsministerium berichtete, nahm die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Schlusssquartal 2014 annualisiert und saisonbereinigt um nur 0,2 % zu. Bankvolkswirte hatten eine Wachstumsrate von etwa 1,0 % vorausgesagt. Im letzten Quartal des Vorjahres war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,2 % gestiegen.

Wachstumsbeiträge US-BIPzoom Quelle: Bureau of Economic AnalysisDass die Wachstumsrate nicht mit einem negativen Vorzeichen versehen war lässt sich allein auf den Privatkonsum zurückführen. So kletterten zwar die Verbraucherausgaben um 1,9 %, wobei der Wert im Vergleich zu dem Anstieg um 4,4 %, der von Oktober bis Dezember gemessen wurde, dennoch relativ schwach ausfiel. Dagegen wurde ein starker Anstieg der privaten Ersparnisse festgestellt.

Negativ fielen rückläufige Exporte ins Gewicht, die nach Darstellung des Ministeriums 1,25 Prozentpunkte vom BIP abzogen. Allein die Warenexporte gaben um 13,3 % nach, der stärkste Einbruch seit der Rezession. Ein deutlicher Rückgang wurde auch bei Bauinvestitionen erfasst.

Ohne Berücksichtigung privater Immobilien gingen die Bauinvestitionen um 23,1 % zurück. Dabei handelt es sich um den stärksten Rückgang seit 4 Jahren und den ersten seit 2013. Nennenswerte positive Impulse gingen weder von staatlichen Ausgabenprogrammen noch den Ausrüstungsinvstitionen aus.

Experten machen einerseits Sonderfaktoren für das schwache Wachstum verantwortlich. Sie räumen aber gleichwohl ein, dass die weltgrößte Volkswirtschaft den Höhepunkt des 2009 begonnenen Aufschwungs überschritten haben könnte und sich nun womöglich dem Ende eines Konjunkturzyklus nähert.

Einen maßgeblichen Beitrag zu der niedrigen Wachstumsrate leistete zweifellos der harte und lange Winter, der in einigen Regionen bis März andauerte und vor allem die Bauindustrie beeinträchtigte. Negativ schlug auch der Hafenstreik an der US-Westküste im Januar und Februar zu Buche. Weder die Rolle des Streiks noch des Wetters wurden in dem Bericht des Handelsministeriums quantifiziert.

Eine wichtige Rolle dürften im weiteren Jahresverlauf die Wechselkursrelationen und deren Folgen für die Ausfuhrwirtschaft spielen. Wie Scott Hoyd von Moody’s Analytics überzeugt ist, “ist unklar, ob der Dollar bereits seinen Höhepunkt erreicht hat, aber sicher ist, dass er weiterhin schwer auf dem Außenhandel lasten wird.” Eric Rosengren, Vorsitzender der Federal Reserve Bank of Boston ist überzeugt, dass der stärkere Greenback erst in einem halben Jahr voll auf die US-Exportwirtschaft durchschlagen wird.

Nach Ansicht von Jonathan Wright, Ökonom an der Johns Hopkins Universität, sei ungeachtet des Wetters davon auszugehen, “dass die Wirtschaft an einer weichen Stelle angelangt ist.” Diane Swonk, Volkswirtin bei Mesrow Financial spricht von einer “fragilen Phase” in der Erholung. “Für die Fed eideutig zu fragil” glaubt Swonk, die meint, dass eine mögliche Zinserhöhung anlässlich der Juni Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) nun definitiv vom Tisch sein dürfte. Demnach sei frühestens im September mit der ersten monetären Straffung seit Juni 2006 zu rechnen.

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