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11:30 Uhr - 28.07.2015

AMS holt sich neuen CEO

Der Chiphersteller steigert das Ergebnis zwar deutlich, doch der Ausblick enttäuscht. Alexander Everke wird per März 2016 neuer CEO.

AMS (AMS 41.6 -4.59%) hat das Ergebnis im zweiten Quartal gesteigert, die Erwartungen damit leicht übertroffen. Der Verlust eines Auftrags von Apple (AAPL 122.77 -1.39%) machte dem österreichischen Chiphersteller, dessen Titel an der Schweizer Börse kotiert sind, noch nicht zu schaffen. Erst künftige Apple-Geräte werden keine NFC-Funkverstärker von AMS mehr eingebaut haben. So enttäuschte der Ausblick auch. Überraschend muss Kirk Laney den CEO-Posten räumen. Im Oktober kommt NXP-Manager Alexander Everke, der die Führung von AMS im März 2016 antreten soll. Von NXP (NXPI 88.22 -2.28%) übernimmt AMS auch einen kleineren Geschäftsbereich. In New York baut das Unternehmen eine Fabrik.

AMS stellt Sensoren her, etwa um in einem Smartphone das Umgebungslicht zu erkennen und so das Display abzudunkeln oder aufzuhellen. Der Umsatz im zweiten Quartal erhöhte sich 59% auf 169,5 Mio. €, im ersten Halbjahr 68% auf 322,9 Mio. €. Der Halbjahresgewinn stieg 128% auf 84 Mio. €. Die Bruttogewinnmarge lag unverändert bei 56%. Gut lief es im Sensorgeschäft mit Geräten für Endkunden, besonders wegen Sensoren für Licht- und Gestenerkennung sowie NFC-(Near-Field-Communication-)Chips. Die übrigen Felder – Industrie, Medizintechnik und Automotive – hätten «attraktive Ergebnisse» erzielt, teilte AMS nur mit.

Neue Fabrik nahe New York

Etwas überraschend kommt der Wechsel an der Spitze: Kirk Laney war im Mai vor zwei Jahren zwar nur übergangsweise berufen worden, nachdem sein Vorgänger im Streit mit dem Verwaltungsrat hatte gehen müssen. Aber erst Ende Mai – also vor gut acht  Wochen – hatte Laney zu FuW gesagt: «Solange ich Wert generiere, stehe ich dem Unternehmen zur Verfügung.» Das wird er nun nur noch als Chief Strategist Sensor Solutions, wenn sein Nachfolger seinen Posten angetreten hat. Der Vertrag von Wachsler-Markowitsch als CFO dagegen wurde bis 2019 verlängert.

Zum neuen CEO ernennt der Verwaltungsrat des Unternehmens Alexander Everke, der per 1. Oktober zunächst als vierter Mann in den Vorstand zieht: verantwortlich für Strategie, Vertrieb und Marketing. Everke hat reichlich Branchenerfahrung und kommt von NXP, wo er  noch dem obersten Führungsgremium angehört. Nach einer Einarbeitungszeit von fünf Monaten tritt er kommenden März den CEO-Posten von AMS an.

zoomVon NXP kommt auch ein kleineres Geschäftssegment zu AMS. Die Österreicher übernehmen für einen nicht genannten Betrag den Bereich für CMOS-(Complementary-Metal-Oxide-Semiconductor-)Sensoren der niederländischen NXP. Mit solchen Chips lassen sich etwa Gerüche, Druck oder Temperatur messen. Biosensoren stehen künftig für einen wesentlichen Teil des Umsatzes.

Um die Fertigung zu sichern, baut AMS im Staat New York eine analoge Waferfabrik. Die Gesellschaft mietet die betriebsbereite Fertigungshalle an und zahlt nur die produzierten Wafer, das biete «signifikante Kostenvorteile», so AMS.

Für das dritte Quartal rechnet die Gesellschaft mit einem Umsatz zwischen 150 und 155 Mio. €. Die Bruttomarge bleibe stabil. Die operative Profitabilität werde «die Umsatzentwicklung sowie den Aufbau weiterer F&E-Ressourcen» spiegeln.

Der verlorene Apple-Auftrag

Von Quartal zu Quartal entspricht das einem Umsatzrückgang von 9 bis 12%. «Die Umsatzreduktion dürfte massgeblich das Resultat des verlorenen NFC-Booster-Auftrags bei Apple sein», erklärt ZKB-Analyst Andreas Müller in einer Einschätzung.

Das bislang interne, nur selten offiziell kommunizierte Ziel, bis 2019 einen Umsatz von 1 Mrd. € zu erarbeiten, wird nun «strategisches Wachstumsziel». Das Management sei zuversichtlich «bezüglich des starken Umsatz- und Ergebnispotenzials» von AMS «insbesondere mit Blick auf 2016 und die folgenden Jahre».

Das zeigt, dass auch von Investoren Geduld gefragt ist. Nach dem Kurssturz durch die Nachricht, AMS habe den NFC-Auftrag von Apple verloren, notieren die Papiere weit unter 45 Fr. Angesichts des schwachen Ausblicks zogen sie sich am Dienstag weiter zurück. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2016 liegt nun bei 19 – im Vergleich zu Rivalen noch immer nicht günstig. Langfristig orientierte Investoren sollten den Titeln treu bleiben.

Die komplette Historie zu AMS finden Sie hier. »

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