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17:35 Uhr - 28.07.2015

Sulzer kann Auftragsvolumen steigern

Der Bestellungseingang in Lokalwährungen steigt. Dennoch werden die Märkte härter und der Margendruck grösser – was wohl noch eine Weile anhält.

Auf den ersten Blick sehen die Halbjahreszahlen von Sulzer (SUN 95.35 0.58%) schwach aus. Der Umsatz ist 6,6% auf knapp 1,4 Mrd. Fr. gefallen, der Gewinn aus fortgeführten Geschäften hat sich von 65 auf 28 Mio. Fr. mehr als halbiert. Die Nachfragekrise im Öl- und Gasgeschäft – dem mit über 50% Umsatzanteil wichtigsten Kundenmarkt des Industriekonzerns – sowie der harte Franken haben, so scheint es, voll durchgeschlagen.

Doch der zweite Blick zeigt ein differenzierteres Bild: Der Bestellungseingang ist währungsbereinigt um 3,9% auf 1584 Mio. Fr. gestiegen; in Franken gerechnet konnte das Vorjahresniveau gehalten werden. Und der Auftragsbestand ist in allen drei Divisionen höher als Ende letzten Jahres. Sulzer zeigt damit auch in schwierigem Umfeld viel Beständigkeit. Geholfen hat unter anderem die regere Nachfrage in der Pumpendivision aus den Abnehmerindustrien Wasser und Energie, die den Rückgang aus der Ölbranche mehr als kompensieren konnte.

Der US-Pumpen- und -Ventilhersteller Flowserve, ein Konkurrent von Sulzer und einer der weltweit grössten Pumpenhersteller, meldete schon für das erste Quartal einen währungs- und akquisitionsbereinigten Bestellungsrückgang um 13% (für das jüngste Quartal gibt’s noch keine Zahlen). Dabei ist seine Abnehmerschaft breiter diversifiziert und mit einem Anteil von 36% weniger vom Öl- und Gassektor abhängig als die von Sulzer (über 50%).

Chinageschäft ist rückläufig

Sulzer konnte nicht verhindern, dass vor allem im Ölsektor vermehrt Aufträge auf Eis gelegt wurden, weil die Abnehmer ihre Investitionsprogramme wegen des deutlich gesunkenen Ölpreises zeitlich hinausschieben. Das hat den Umsatz und die Marge im ersten Halbjahr mitbeeinträchtigt. Auf die Rentabilität drückte etwa der rückläufige Markt in China und Südostasien verbunden mit härterem Konkurrenzdruck. Sulzer hat bereits gehandelt und Produktionskapazitäten in den Divisionen Chemtech und Pumps Equipment punktuell reduziert.

Das im Winter lancierte Effizienzprogramm Sulzer Full Potential kommt planmässig voran und soll im laufenden Jahr 0,6 Prozentpunkte zur operativen Marge beitragen. Allerdings werden die Kosten dieses Jahr noch höher sein als der Spareffekt.
Im operativen Betriebsergebnis vor Amortisationen (opEbita), der wichtigsten margenbezogenen Messgrösse von Sulzer, sind einmalige Kostenpositionen ausgeklammert; sie summierten sich im ersten Halbjahr auf rund 22 Mio. Fr., dazu zählt gar eine Entschädigungszahlung von 8,7 Mio. Fr. im Zusammenhang mit dem Verkauf des Lokomotivengeschäfts 1998. Und auch die Kosten für das Effizienzprogramm von 7,9 Mio. Fr. gehören dazu.

Margenziel bleibt

Sulzer hält am Ziel fest, die Marge bis Ende 2018 um vier bis sechs Prozentpunkte zu erhöhen, ausgehend von den 9,4%, die 2014 erreicht worden sind. Im laufenden Jahr muss allerdings wohl eine weitere Einbusse hingenommen werden; Sulzer erwartet währungsbereinigt eine leichte Bestelleinbusse sowie einen moderat niedrigeren Umsatz und operativen Betriebsgewinn vor Amortisationen. Der etwas pessimistischere Ausblick gründet auf einer Marktentwicklung, die Sulzer weiterhin als schwierig beurteilt.

Die Aktien haben schon vor der Publikation der Halbjahreszahlen korrigiert und Anfang Juli gar ein Fünfjahrestief verzeichnet, sodass die Zielreduktion nicht mehr erschrecken konnte. Die optisch hohe Bewertung mit einem KGV von 24 muss ferner um die hohe Nettoliquidität von Sulzer bereinigt werden, es beträgt dann noch 19 – auf einem niedrigen Margenlevel. Allerdings: Sulzers Geschäft ist vornehmlich spätzyklisch. Eine Belebung der Weltwirtschaft wird daher erst mit Verzögerung auf die Zahlen durchschlagen. Das hemmt die Aktienentwicklung wohl noch einige Zeit. Käufe eilen nicht.

Sulzer-Chef: «Restrukturierung zahlt sich bereits aus» AWP/Andreas Hohn

Die komplette Historie zu Sulzer finden Sie hier. »

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