Zurück zur Übersicht
17:00 Uhr - 11.06.2015

IWF bricht Griechenland-Verhandlung ab

Die Hoffnung auf eine Lösung im Schuldenstreit hat sich zerschlagen. Vertreter des Internationalen Währungsfonds haben die Gespräche mit Griechenland abgebrochen.

(Bloomberg) Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Verhandlungen mit Griechenland verlassen, nachdem es keine Fortschritte gegeben habe. «Jetzt ist Griechenland am Ball», sagte der IWF-Sprecher Gerry Rice an einer Medienkonferenz am Donnerstag in Washington. «Es gibt zwischen uns grosse Unterschiede in den meisten Gebieten», sagte er. Es habe «keine Fortschritte» gegeben bei der Bereinigung der Differenzen.

Die Entscheidung des IWF kommt zu einer heiklen Zeit in den Verhandlungen. Griechenland kommt zunehmend unter Druck der Gläubiger und riskiert damit Zahlungsunfähigkeit sowie den Austritt aus der Eurozone. IWF-Chefin Christine Lagarde werde jedoch am Treffen der Eurozone-Finanzminister am kommenden Donnerstag in Luxemburg teilnehmen, sagte der Sprecher.

Am Vormittag hatte es noch Hoffnungen gegeben, dass die Spitzenpolitiker Griechenlands, Frankreichs und Deutschlands vorwärtskommen. Am Mittwoch sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel noch, es herrsche Einigkeit, dass Athen die Gespräche mit EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) mit Hochdruck fortsetzen müsse. Es zähle jeder Tag.

Die drei Institutionen sollen mit Athen konkrete Reformen aushandeln. Das ist als Gegenleistung für weitere Hilfen vorgesehen und soll die rezessionsgeplagte griechische Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen. Eine Einigung ist Voraussetzung für die Freigabe von 7,2 Mrd. € aus dem bis Ende Juni laufenden Programm für das pleitebedrohte Euroland. Eine Annäherung gab es zuletzt bei der Frage des Primärüberschusses, also des Staatshaushalts ohne Zinszahlungen. In anderen Bereichen, etwa Arbeitsmarkt- und Rentenreformen, hatte es dagegen gehakt.

Zuvor hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit Griechenlands am Mittwochabend auf CCC gesenkt. Diese Bonitätsnote ist eine der schlechtesten auf der S&P-Skala und warnt Investoren, dass nur bei einer sehr günstigen Entwicklung nicht mit Zahlungsausfällen zu rechnen ist.

Ein Gerichtsurteil könnte die schleppenden Gespräche unterdessen weiter verkomplizieren: Das oberste Verwaltungsgericht Griechenlands entschied, dass die ab 2012 vorgenommenen Rentenkürzungen im Privatsektor rechtswidrig seien, weil sie den Rentnern das Recht auf ein angemessenes Leben nähmen. Die linksgerichtete Regierung Griechenlands sperrt sich seit langem gegen die Forderungen der internationalen Geldgeber, weitere Einschnitte im Rentensystem vorzunehmen.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.