Saudi-Arabien will künftig weniger Rohöl exportieren. Das könnte unbeabsichtigte Folgen für den Markt haben.
Die grosse Überraschung ist ausgeblieben. Der Ölmarkt zeigte sich vom Treffen der Produzenten am Montag zunächst wenig beeindruckt. Ein Fass der Nordseesorte Brent (Brent 49.996 2.87%) kostete weiterhin gut 48 $. Am Dienstag stieg die Notierung dann nach der saudischen Ankündigung, den Ölexport zu beschränken, doch noch auf mehr als 49 $ je Fass.
In St. Petersburg berieten die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und einige Nichtmitglieder über das weitere Vorgehen zur Stützung des Preises. Im Vorfeld des Treffens hatten einige Vertreter gefordert, die nationalen Quoten zu verringern, um das Angebot stärker zu verknappen. Denn die seit Januar geltende Förderkürzung der Opec im Umfang von 1,8 Mio. Fass pro Tag hat bisher ihr Ziel verfehlt. Der weltweite Lagerbestand liegt immer noch über dem Fünfjahresschnitt.
Opec steigert Förderung
Im Juni ist die Ölproduktion der Opec sogar leicht gestiegen. Dazu beigetragen haben einerseits Nigeria und Libyen, die beide von der Vereinbarung ausgenommen sind und die Förderung seit Jahresbeginn um 0,6 Mio. Fass pro Tag steigern konnten. Andererseits haben die verpflichteten Staaten mehr produziert als vereinbart. Besonders Saudi-Arabien hat etwas mehr Öl gefördert, bleibt aber noch immer hinter den erlaubten 10 Mio. Fass pro Tag zurück.
Bisher hat sich das saudische Ausfuhrvolumen trotz der Förderdrosselung kaum verringert. Das ist in erster Linie der wirtschaftlichen Lage geschuldet. Im ersten Quartal ist die Konjunktur im Königreich gemäss der Nachrichtenagentur Reuters nicht gewachsen. Das Bruttoinlandprodukt schrumpfte sogar erstmals seit zehn Jahren leicht. 2017 droht erneut ein hohes Staatsdefizit. Riad ist daher stark auf den Rohölexport angewiesen.
Dennoch zeigte sich der saudische Ölminister Khalid al-Falih in St. Petersburg bereit, den Export im August um 1 Mio. Fass pro Tag auf 6,6 Mio. zu senken. Zudem soll weniger saudisches Öl nach Europa und in die USA und mehr nach Asien exportiert werden. Nigeria will die Förderung auf dem gegenwärtigen Niveau einfrieren. Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo zeigte sich angesichts der Zugeständnisse optimistisch, dass sich die weltweite Nachfrage und das Angebot bald angleichen werden.
Kein Preisausbruch erwartet
Viele Analysten wie die von Commerzbank (CBK 10.82 2.51%) sind dagegen skeptisch, ob die Massnahmen Nigerias und Saudi-Arabiens genügen, damit ein neues Gleichgewicht bei einem höheren Fasspreis erreicht werden kann. Einerseits kompensiert der Produktionsanstieg in Libyen und Nigeria zusammen mit dem höheren Fördervolumen in den USA die Opec-Drosselung bisher.
Andererseits hätte der Rückgang des saudischen Exports in die USA zur Folge, dass die dortige Nachfrage nach inländischem Öl steigt. Bereits ein leichter Preisanstieg würde den US-Schieferölförderern in die Hände spielen, die ihre Produktion stetig ausbauen. Das macht einen Ausbruch über 50 $ je Fass unwahrscheinlich.
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