Die US-Notenbank macht mit einer strafferen Geldpolitik ernst. Ab Juni will sie zudem ihre gewaltige Bilanz abbauen.
Die US-Zentralbank Fed legt noch eine Schippe drauf. Wie erwartet hat sie den Leitzins an ihrer Sitzung am Mittwoch um 50 Basispunkte (Bp) angehoben. Das hat der geldpolitisch entscheidende Offenmarktausschuss einstimmig beschlossen. Das Zielband des Leitzinses reicht nun von 0,75% bis 1%. Es ist der erste Zinsschritt dieser Grösse seit 22 Jahren.
Bereits an seiner Sitzung im März wollte das Fed eigentlich soweit gehen. Aufgrund der Unsicherheit rund um den Ukrainekrieg hob sie den Leitzins damals dann doch nur standardmässige 25 Bp von der Nulllinien weg.
Angesichts einer Inflation auf Vierzigjahreshoch – im März lag die Teuerung bei 8,5% – erwartete der Markt, dass das Fed sein strafferes Tempo beibehalten und sogar noch erhöhen wird.
Für die kommende Fed-Sitzung im Juni rechnet der Markt mit einem Zinsschritt von ganzen 75 Bp. Fed-Chef Jerome Powell dürfte sich dazu an der kurz bevorstehenden Medienkonferenz äussern.
Für die Juli-Sitzung werden dann wieder 50 Bp prognostiziert. Ende des Jahres soll der Leitzins bei 2,75% stehen. 2023 könnte er bis zu 3,5% erreichen.
Zudem hat das Fed ein weiteres geldpolitisches Instrument: Der Abbau ihrer gewaltigen Bilanz, die aufgrund eines massiven Wertpapierkaufprogramms während der Pandemie auf fast 9 Bio. $ angeschwollen ist.
Bereits im April wurde klar, das Fed will monatlich maximal 60 Mrd. $ an Staatsanleihen und 35 Mrd. $ an hypothekarbesicherten Wertpapieren – insgesamt 95 Mrd. $ – auslaufen und so von der Bilanz verschwinden lassen.
Das soll nun ab Juni der Fall sein, teilte das Fed am Mittwoch mit. Zuerst soll mit einem Abbau von monatlich 47,5 Mrd. $ begonnen werden, der sich über drei Monate auf dann monatlich 95 $ steigern soll.
Die Analysten der Deutschen Bank erwarten, dass sich die Bilanz so in diesem Jahr um rund 800 Mrd. $ verkleinert, 2023 soll sie um 1,1 Bio. $ schrumpfen. Das könnte laut David Rosenberg, Gründer der gleichnamigen Researchgesellschaft, wie zusätzliche Zinsschritte von 170 Bp in diesem Jahr wirken.
In Erwartung höherer Zinsen haben die Renditen von zweijährigen US-Schuldpapieren seit Anfang Jahr einen gewaltigen Satz von 0,7% auf 2,8% gemacht. Die zehnjährigen sind von 1,5% auf 3% gestiegen – zum ersten Mal seit Dezember 2018. Der Dollar ist auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren.
Entgegen den Zinsen sind die Aktienkurse seit Jahresanfang im Sinkflug. Trieb zuvor die ultralockere Geldpolitik vor allem Wachstumstitel, insbesondere Techaktien, nach oben, lassen diese im Angesicht eines strafferen Fed-Kurses nun reichlich Federn.
Für den Technologieindex Nasdaq 100 (NDX 13'089.90 +0.11%) war der April mit –13,4% der schlechteste Handelsmonat seit Oktober 2008 zu Zeiten der Finanzkrise. Er hat seit Jahresanfang über 20% verloren und befindet sich damit in einem Bärenmarkt. Am Mittwoch setzen sich die Verluste zunächst fort, nach dem Fed-Entscheid drehte der Index allerdings ins Plus.
Der breite Markt, vertreten durch den S&P 500, gewinnt am Mittwoch ebenfalls hinzu. Seit Beginn 2022 befindet sich der S&P 500 mit über 10% Verlust allerdings im Korrekturbereich. Es ist der schlechteste Jahresstart seit 1939. Der April war mit –8,8% der schlechteste Monat seit dem Covid-Marktsturz im März 2020.
Es folgt eine Aktualisierung nach der Medienkonferenz mit Fed-Chef Powell.
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