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11:31 Uhr - 18.09.2015

Europas Börsen reagieren negativ auf Zinsentscheid

Das Zögern der US-Notenbank Fed stösst bei Anlegern auf wenig Anklang. Die meisten Aktienindizes geben spürbar nach. Die Preise für Gold und Anleihen steigen, die Zinsen fallen.

Im letzten Moment bekam die US-Notenbank Fed Angst vor ihrem eigenen Mut und beliess das Zielband für den Leitzins unverändert bei 0 bis 0,25%. Zwar betonte Fed-Präsidentin Janet Yellen den vergleichsweise robusten Zustand der amerikanischen Wirtschaft. Diese Aussage wurde jedoch insofern relativiert, als das Fed die Wachstumsprognose für 2016 (von 2,5 auf 2,3%) und 2017 (von 1,9 auf 1,8%) reduzierte. Als zentral für den Entscheid erwiesen sich die konjunkturelle Schwäche in vielen Schwellenländern – nicht zuletzt in China – und der starke Dollar, der die US-Unternehmen belastet und wie eine Zinserhöhung wirkt.

Das Zögern des Fed wurde an der Wallstreet wenig erfreut zur Kenntnis genommen. Der Leitindex S&P 500 (SP500 1990.2 -0.26%) gab unmittelbar nach dem Entscheid Terrain preis, legte kurz darauf zwar zu und handelte zwischenzeitlich 1,3% im Plus. Danach gab er aber deutlich nach und schloss mit einem Minus von 0,26% auf 1990. Der Dow Jones (Dow Jones 16674.74 -0.39%) Industrial büsste rund 0,4% ein.

Die Aktienkurse steigen in Asien und fallen in Europa

In Asien hingegen zeigten sich die Märkte überwiegend von der freundlichen Seite. In China avancierte der Shanghai Composite Index 0,4%, während der China Securities Index 300 um 0,45% kletterte. Der taiwanesische Taiex (+0,2%) und der koreanische Kospi (Kospi 1995.95 0.98%) (+1%) legten ebenfalls zu. Der einzige gewichtige Ausreisser in der Region war Japan, dessen Nikkei Index aufgrund des stärkeren Yens rund 2% einbüsste.

Die Aktienmärkte in Europa eröffneten deutlich negativ. Die wichtigsten Indizes verloren in den ersten Handelsstunden gegen 1%. Kurz nach Handelsbeginn notierte der Euro Stoxx 50 (Euro Stoxx 50 3203.96 -1.59%) bereits 1,45% im Minus. Darauf erholte er sich zwar leicht, nur um daraufhin wieder abzurutschen. Um 11.30 Uhr notierte er rund 1,75% unter dem Schlusskurs des Vortages. Der Swiss Market Index (SMI (SMI 8752.51 -1.1%)) handelt 1,1% tiefer. Der Deutsche Aktienindex (Dax) tendierte mit –1,9% schwächer, ebenso wie der französische Cac 40 (–1,65%) und der britische FTSE 100 (–0,6%).

Heftige Reaktion bei Bonds

Bei den Obligationen fiel die Reaktion am heftigsten aus. Der Preis für zweijährige US-Staatsanleihen brach um 13 Basispunkte ein (100 Bp entspricht 1 Prozentpunkt), was die Rendite von 0,8 auf 0,68% absacken liess. Dabei handelte es sich um die stärkste Tagesschwankung seit März 2009, als das Fed sein Programm der quantitativen Lockerung (QE) ankündigte. Die Zinsen auf zehnjährige Treasuries reagierten nicht ganz so heftig – womöglich weil Yellen einen Zinsschritt im Oktober nicht ausschliessen wollte –, schlossen aber dennoch leicht tiefer.

Unter Druck geriet auch der Dollar. Er büsste zu den wichtigsten Währungen über 1% ein und notierte zum Franken auf 0.96 $/Fr. Im Gegenzug legten die in den vergangenen Monaten stark gebeutelten Schwellenländerwährungen zu. Zu den grössten Gewinnern gehörten die indische Rupie, der südafrikanische Rand und der malaysische Ringgit. Der Goldpreis reagierte ebenfalls positiv auf die Aussicht weiter anhaltender Niedrigstzinsen. Das Edelmetall gewann unmittelbar nach dem Entscheid 1,3%.

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