Zurück zur Übersicht
14:50 Uhr - 03.11.2016

Swiss Re überbietet die Erwartungen

Der Konzern kompensiert die Baisse der Schadensversicherung mit stärkeren Beiträgen der Lebensversicherung. Bereits am 4. November startet der Rückkauf eigener Aktien.

Der Versicherer Swiss Re (SREN 91.05 1.17%) hat wie erwartet im dritten Quartal schlechter als im Vorjahr abgeschlossen. Doch der Konzern ist dennoch zu reich. Das Eigenkapital ist seit Jahresbeginn 15% auf 37,4 Mrd. $ gestiegen. Der Verwaltungsrat hat deshalb beschlossen, bereits am 4. November mit dem Rückkauf eigener Aktien im Wert von maximal 1 Mrd. Fr. zu starten.

Der Quartalsüberschuss ist zwar von 1,4 auf 1,2 Mrd. $ zurückgefallen. Aber die vom Nachrichtendienst AWP gesammelten Analystenschätzungen liessen im Schnitt gar einen Schwund auf 0,9 Mrd. $ befürchten. Das bessere Abschneiden als erwartet hat zusammen mit der Ankündigung des Aktienrückkaufs am Donnerstag die Nachfrage nach den Swiss-Re-Aktien angefacht.

Aktien deutlich unter Buchwert zu haben

Gemessen am Buchwert von 109.40 Fr. notieren die Papiere zu einem knapp 20%igen Abschlag. Damit ist weiteres Kurspotenzial vorhanden.

Der Konzern hat im Zeitraum Januar bis September die Einnahmen 9,6% auf 24,7 Mrd. $ gesteigert. Der Neunmonatsgewinn fiel jedoch wegen grösserer Schadenzahlungen von 3,7 auf 3 Mrd. $ zurück.

Marge der Schadenversicherung schrumpft

In der dominierenden Schadenversicherung schwand die Marge von 14,3 auf 5,2%, jeweils ausgehend von der kombinierten Schaden-Kosten-Quote. Für Standardkontrakte sind die Preise im Keller. Aber Swiss Re setzt zunehmend auf voluminöse und kundenspezifisch ausgestaltete Rückversicherungskontrakte, die als lukrativ eingestuft werden.

Gemäss Finanzchef David Cole ist mit der Grösse der Kontrakte nicht zwangsläufig ein höheres Geschäftsrisiko verbunden: «Swiss Re hat für Grosskontrakte die nötige Erfahrung, die versicherungstechnischen Fertigkeiten und zudem reichlich Bilanzkraft – das unterscheidet uns von vielen Konkurrenten.»

Erfolg mit Diversifikation

Das Kerngeschäft ist ergänzt durch diversifizierende Aktivitäten. Dazu gehören die Direktversicherung grosser Industrieunternehmen sowie Outsourcingleistungen für Lebensversicherer. Dabei übernimmt Swiss Re vornehmlich von britischen Anbietern ganze Bestände von Lebenspolicen, aus denen bei effizienter Abwicklung während der verbleibenden Vertragsdauer ein steter Geldfluss resultiert.

So ist es den stärkeren Beiträgen der Lebensversicherung und insbesondere des Bereichs Policenabwicklung zuzuschreiben, dass mit dem Konzernergebnis die Erwartungen übertroffen wurden. Hier will das Unternehmen gar noch wesentlich zulegen. «Swiss Re wird das Know-how zunehmend nutzen, um in Kooperation mit Versicherern oder auch branchenfremden Anbietern neue Lebensversicherungsprodukte zu kreieren und abzuwickeln», sagte Cole auf Anfrage. Kundenansprache und Vertrieb würden bei den Partnerunternehmen bleiben, worunter auch Grossverteiler oder digitale Netzwerke fallen könnten.

Vermögensrendite bleibt unter Druck

Für die Vermögensanlage geht Swiss Re von einem lange anhaltenden Niedrigzinsumfeld aus. Gemäss Cole hat das Neuinvestment von Geldern zu niedrigen Zinscoupons zur Folge, dass die Rendite des Gesamtportefeuilles jährlich 0,15 bis 0,2 Prozentpunkte schwindet: «Das ist zwangsläufig, weil wir nicht bereit sind, massiv in Bonds von Emittenten mit niedrigem Rating und hohem Ausfallrisiko umzuschichten.» Vorrangiges Ziel sei, auch künftig im Branchenvergleich unterdurchschnittlich von Anlageverlusten und Wertberichtigungen betroffen zu sein.

Die Gefahren eines Wiederanstiegs des Zinsniveaus habe Swiss Re im Blick, wie Cole betonte: «Im Eigenkapital sind 12 Mrd. $ Anleihenbuchgewinne enthalten, die sich bei einem Zinsanstieg zumindest teilweise in Luft auflösen würden.» Zugleich würde die Zinsbewegung jedoch über die Veränderung der Diskontsätze auch den Bilanzwert lang dauernder Versicherungsverpflichtungen verkleinern. Beide Effekte würden sich in etwa ausgleichen.

Appell an die Notenbanken

Cole mahnt, das aktuelle Zinsniveau in der Schweiz und anderen wichtigen Währungsräumen habe zunehmend nachteilige Effekte auf den Finanzmarkt und die Volkswirtschaften. «Wünschenswert ist deshalb, dass die Zentralbanken ihre künstliche Nachfrage an den Anleihenmärkten möglichst rasch und weitgehend verringern.»

Die komplette Historie zu Swiss Re finden Sie hier. »

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.