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17:28 Uhr - 22.05.2015

Zocker finden in Cytos einen Spielball

Die Valoren von Cytos springen auf und ab. Fundamental dürfen Anleger jedoch nicht zu viel erwarten. Noch ist unklar, in welche Richtung das Unternehmen aus strategischer Sicht will.

In die Aktien des Biotechnologieunternehmens Cytos (CYTN 0.62 -4.62%) ist Schwung gekommen. Sie sind innert Wochenfrist rund 20% auf 0.60 Fr. gestiegen. Anleger sollten dennoch nicht in übertriebenen Optimismus verfallen. Die Performance mutet nur auf einen kurzen Zeitraum wirklich vielversprechend an. Sie wirkt wie eine Gegenreaktion auf die Kursverluste der letzten Wochen.

Mitte März betrug der Wert der Valoren noch 1.60 Fr. Investoren spekulierten damals auf eine Restrukturierung der Schuldensituation. Sie ist mit einem Umtausch von Wandelanleihen in Aktien gelungen. Ein Konkurs konnte abgewendet werden.  Daraufhin realisierten kurzfristig orientierte Börsenteilnehmer Gewinne. Ein Grossteil des zuvor gemachten Wertanstiegs löste sich in Luft auf. Die Reaktionen der Investoren auf eine an und für sich gute Meldung zeigt, was die Valoren von Cytos derzeit sind: eine  Zockeraktie.

Die Probleme der Gesellschaft sind längst nicht gelöst. Sie ist auch ohne Schuldenberg weiterhin nicht viel mehr als eine Hülle. Zwar konnte Cytos glücklicherweise mit dem US-Biotech-Unternehmen Tekmira Pharmaceuticals (TKMR 13.7599 -0.94%) einen Partner für ihre im Portfolio verbliebene Technologieplattform zur Entwicklung von Hepatitis-B-Medikamenten und weiteren Wirkstoffen zur Behandlung von viralen Infektionen gewinnen. Im besten Fall winken Meilensteinzahlungen von 522 Mio. $. Ob das Vorhaben von Erfolg gekrönt ist, wird sich jedoch erst in ein paar Jahren zeigen. In der Regel dauern Pharmaprojekte ein Jahrzehnt und 88% aller Unterfangen scheitern laut dem Kompetenzzentrum für Pharmaprojekte der US-Universität Tufts.

Auch abgesehen von der Plattform ist die Zukunft von Cytos unklar. Für einen Neustart fehlt das Geld. Das Unternehmen spielt deshalb mit dem Gedanken, sich einer privat gehaltenen Pharmagesellschaft als kotierter Mantel anzubieten.

Wie das geht weiss CFO Harry Welten. Er befand sich mit dem Schweizer Biotech-Unternehmen Arpida 2009 in einer ähnlichen Situation wie heute mit Cytos. Welten amtierte damals auch bei Arpida als Finanzchef. Die Gesellschaft beklagte  wie Cytos einen Misserfolg bei einem Forschungsprojekt und hat sich schliesslich dem auf Nahrungsmittelergänzungsstoffe spezialisierten Unternehmen Evolva (EVE 1.72 -1.15%) angeboten. Durch die Kotierung konnte Evolva wiederum ohne grössere Probleme mehrere Kapitalerhöhungen zur Finanzierung weiterer Forschungsprojekte durchführen.

Das Unternehmen hat heute auf Hefebakterien basierte marktreife Produkte wie Vanillin oder Resveratrol, und steht womöglich kurz vor der Markteinführung ihres grössten Hoffnungsträgers Stevia. An Schweizer Biotech-Titeln interessierte Anleger sollten deshalb lieber auf Evolva denn auf Cytos setzen.

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