Zurück zur Übersicht
13:14 Uhr - 15.06.2017

Schweizer Pharmakonzerne blicken gelassen auf die Reform

Analysten und Manager erwarten keine grossen Auswirkungen auf die Versorgung amerikanischer Patienten mit Medikamenten.

Amerikanische Pharmaaktien gehören seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten zu den Nachzüglern am US-Aktienmarkt. Der S&P Pharmaindex läuft mittlerweile rund 5% schlechter als der breite Index S&P 500 (SP500 2437.92 -0.1%). Bemerkenswert: Hinkten die Schweizer Konzerne Novartis (NOVN 78.15 -0.51%) und Roche (ROG 249.6 -0.2%) in den acht Jahren Präsidentschaft Barack Obamas dem Pharma-Boom in den USA noch hinterher, schlagen ihre Kurse derzeit die US-Branchennachbarn.

In den Obama-Jahren nach 2012 hatten amerikanische Hersteller wegweisende Durchbrüche etwa in der Krebsimmuntherapie erzielt. Heute liegen Roche und Novartis mindestens auf Augenhöhe. Die jüngste Divergenz in der Kursentwicklung hat nach Einschätzung von Michael Nawrath, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, eher mit der zögerlichen Umsetzung von Wahlversprechen wie der Steuerreform zu tun.

Politische Bestrebungen, die Gesundheitsreform von Barack Obama zum Teil wieder rückgängig zu machen, dürften keine grossen Folgen für die Pharmakonzerne haben. Am 4. Mai dieses Jahres hatte das US-Repräsentantenhaus ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Die neue Reform muss noch den Senat passieren. Beobachter rechnen damit, dass das Gesetzespaket nicht in der ursprünglichen Form verabschiedet wird.

Rund 14 Mio. Amerikaner könnten aber ihre Krankenversicherung verlieren, wie Berechnungen des parteiunabhängigen Congressional Budget Office zeigen. «Es wird weiterhin Kofinanzierungsmöglichkeiten für die Medikamentenpläne von Bedürftigen geben», sagt ZKB-Analyst Michael Nawrath.

Bei den beiden Schweizer Pharmakonzernen reagiert die Unternehmensspitze entsprechend gelassen: «An unserer Strategie ändert sich überhaupt nichts», sagt Severin Schwan, CEO von Roche, im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». «Wir setzen weiterhin auf Innovation und Differenzierung.» Schwan zeigt sich überzeugt: «Wenn Sie echte Innovationen mit Mehrwert für die Patienten entwickeln, wird es gerade in den USA gelingen, solche Medikamente auch zu den Patienten zu bringen – egal, welche gesetzlichen Rahmenbedingungen es geben wird.»

Beim Konkurrenten in Basel heisst es auf Anfrage, Novartis engagiere sich für die Zusammenarbeit mit der Administration, dem Kongress, der Versicherungsbranche und anderen Akteuren des Gesundheitswesens, um einen besseren Zugang zu Medikamenten für alle Patienten ermöglichen. «Wir glauben an einen nutzenbasierten Ansatz, bei dem Medikamente und Gesundheitswesen als Ganzes bezahlt werden, basierend darauf, wie gut sie die Ergebnisse verbessern», erklärt ein Sprecher. Dies könne den Patienten helfen, Zugang zu den Medikamenten zu bekommen, die sie benötigen, sowie im Gesundheitssystem die Verschwendung reduzieren und die Qualität verbessern.

Beide Konzerne verweisen zudem auf ihre Programme, die auch US-Patienten in finanziellen Schwierigkeiten mit Medikamenten versorgen. So habe allein Novartis in den vergangenen fünf Jahren Medikamente im Wert von 3,4 Mrd. $ kostenlos an 334 000 Patienten verteilt, davon 1,2 Mrd. $ im vergangenen Jahr. Von der Roche-Tochter in den USA, Genentech, bekamen 1,2 Mio. Patienten seit 1985 Hilfe.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.