Nach zwei ersten Halbjahren Verlust endlich wieder Gewinn. Jetzt müssen die Kosten tief bleiben.
Wer dieses Jahr per Flugzeug gereist ist oder ab April die Nachrichten gelesen hat, weiss, dass die gähnende Leere der Flughäfen während des Gipfels der Pandemie ein ferner Gedanke ist. Der Flughafen Zürich (FHZN 165.20 +2.80%) darf im Vergleich zu den ersten sechs Monaten der beiden Vorjahre erstmalig wieder ein positives Halbjahr mit einem Gewinn von 55,4 Mio. Fr. vorweisen.
Doch mehr Passagiere bedeuten auch steigende Kosten, die zusammen mit der erschwerten Marktsituation eine Erholung auf das Niveau des erfolgreichen Vor-Pandemie-Jahres 2019 zurzeit verhindern. Eine vollständige Erholung wird erst auf 2025 prognostiziert, daran hat sich trotz hohen Kosten nichts geändert.
Dass die Pandemie nicht mehr dominiert, ist durchaus positiv, einen Haken hat es aber: Verschiedene finanzielle Entlastungen sind nicht mehr vorhanden. In Zürich ist die Kurzarbeit im Februar ausgelaufen. Die höheren Passagierzahlen tragen natürlich auch zu steigenden Personal- und Sicherheitskosten bei. Trotzdem ist der Gewinn ein Indiz dafür, dass das Ziel der vollständigen Erholung 2025 erreichbar ist.
Ausschlaggebend ist, wie stark der Flughafen Zürich die Balance zwischen gleichzeitiger Kosten- und Betriebszunahme zu seinen Gunsten kippen kann. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn im tiefen dreistelligen Millionenbereich erwartet.
Trotz des Namens ist der Betrieb weit mehr als nur ein Flughafen in Zürich. Im Gegensatz zu anderen Flughäfen haben die Zürcher eine stark ausgebaute Diversifizierung durch Services (Gastronomie, Parking), Immobilien und internationalen Partnerschaften. Im ersten Halbjahr ist der Non-Aviation-Ertrag ein Viertel höher als der durch Aviation generierte Ertrag, was die Wichtigkeit der Diversifizierung unterstreicht.
Die Wahl Lateinamerikas für die Erweiterung des Portfolios scheint sich zu lohnen. Die Verkehrserholung dort ist deutlich schneller als in der Schweiz, sagt Stefan Weber, Leiter Finanzdienstleistungen, gegenüber FuW. Im Verlauf des Jahres wird erwartet, dass sich sämtliche Flughäfen, an denen der Betrieb aktiv ist, auf das Vorkrisenniveau erholen werden.
Gleichzeitig birgt die Tätigkeit im Ausland in schwierigen Marktsituationen erhöhte Risiken. Das schlechtere Finanzergebnis im Vergleich zum Vorjahr ist einerseits auf die Wertschwankungen der Finanzanlagen des Airport Zurich Noise Fund (AZNF), andererseits besonders auch auf die höheren Zinszahlungen der brasilianischen Tochtergesellschaften zurückzuführen.
Von der Wahl seiner Kernmärkte Brasilien und Indien bleibt der Flughafen Zürich weiterhin überzeugt. Der aktuelle Fokus liegt immer noch auf der Konsolidierung des Portfolios in Lateinamerika und auf dem Bau in Indien.
Nachdem die Kosten für den Flughafen Noida in Indien um 100 Mio. Fr. erhöht worden waren, kamen so manche Investoren ins Schwitzen. Die Gesamtkosten von 750 Mio. Fr. sollen aber bis zur Fertigstellung Ende 2024 unverändert bleiben, sagt Weber.
Trotz schwierigem Start mitten in der Pandemie ist das Immobilienprojekt The Circle aktuell zu gut 85% ausgelastet, doch der erhöhte Immobilienertrag wird durch höhere Energie- und Nebenkosten getrübt. Da die Energiekosten aber nur 7% der Gesamtkosten ergeben und etwa die Hälfte an die Mieter weiterverrechnet wird, ist die Entwicklung wahrscheinlich gut zu bewältigen.
Ein weiteres lokales Projekt, das neue Dock A in Zürich, ergibt in ersten Schätzungen Kosten von 700 Mio. Fr., mit prognostizierter Realisierung ab 2030. Wenn in den nächsten sieben Jahren weiterhin Profit geschrieben wird und das neue Dock wie vorgesehen zur Optimierung des Flughafens beiträgt, rentiert sich langfristig auch diese Investition. Für Investierte lohnt es sich, dabeizubleiben.
Die komplette Historie zu Flughafen Zürich finden Sie hier. »
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.