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14:08 Uhr - 20.08.2014

SIX-CEO: «IPO-Aktivität wird sich abschwächen»

Urs Rüegsegger, Group CEO SIX, erwartet nach dem guten ersten Halbjahr ein «schönes Resultat» für das Gesamtjahr. Mit der Pipeline der Publikumsöffnungen ist er zufrieden, warnt jedoch vor übertriebenen Hoffnungen.

Herr Rüegsegger, das gute Halbjahresresultat ist für Sie das Resultat der «erfolgreichen Umsetzung der Initiativen der letzten beiden Jahre». Was schenkte besonders ein?
In den beiden Geschäftsbereichen Securities Services und Financial Information konnten wir in den vergangenen beiden Jahren die Kosten massiv senken, was sich nun in diesem guten Halbjahresergebnis spiegelt. Erfreulicherweise haben alle Geschäftsbereiche zum Wachstum von SIX beigetragen.

Der Betriebsaufwand stieg in der Gruppe allerdings 18%. Sind weitere Kostensenkungsprogramme geplant?
Der Anstieg ist weitestgehend auf die Konsolidierung von PayLife zurückzuführen. Konkrete Kostensenkungsprogramme sind nicht geplant. Wir haben uns jedoch verpflichtet, der Produktivität weiterhin höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Das können wir durch eine bessere Ausnutzung unserer bestehenden Plattformen erreichen.

Sie erwarten, dass der positive Trend des ersten Halbjahres bis Ende 2014 anhält. Lässt sich diese Aussage quantifizieren?
Wir gehen davon aus, dass das positive Marktumfeld bis Ende Jahr anhalten wird und sich an der vergleichsweise guten Marktstimmung in den nächsten Monaten nichts ändert.

Welche konkreten Auswirkungen wird das für Ihr Resultat haben?
Es ist deshalb wohl nicht angebracht, das Halbjahresergebnis einfach zu verdoppeln. Das Finanzergebnis im ersten Halbjahr 2014 war mit 11,5 Mio. Fr. zum Beispiel deutlich besser als im ersten Halbjahr letzten Jahres, als lediglich 0,3 Mio. Fr. ausgewiesen werden konnte. Wir sind jedoch optimistisch, dass wir ein schönes Resultat zeigen können.

Mit entsprechenden Auswirkungen für Ihre Aktionäre, die Banken? Für 2013, als der Gewinn 44% einbrach, reduzierte SIX die Dividende von 15.36 auf 5 Fr. pro Aktie. Worauf können sich Ihre Aktionäre im laufenden Jahr in einem besseren Umfeld gefasst machen?
Die Dividende hängt jeweils vom Geschäftsergebnis ab. 2012, als wir den Gewinn aus dem Verkauf der Eurex-Beteiligung verbuchen konnten, schütteten wir zur ordentlichen noch eine Sonderdividende aus. Die Dividendenpolitik wird jährlich vom Verwaltungsrat überprüft. Für das laufende Jahr können wir also noch keine Aussagen machen.

Sie sehen die Notwendigkeit für «innovative, kundenspezifische Lösungen». Was ist darunter zu verstehen? Was ist in der Pipeline?
Wir haben verschiedene interessante Projekte in der Pipeline, die wir zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht näher spezifizieren und kommunizieren können. Ganz grundsätzlich kann gesagt werden, dass Innovation ein Schwerpunkt unserer Arbeit bildet.

Eine Zukunft versprechende Neuerung war bis vor kurzem auch der Hochfrequenzhandel. Nun ist hier international Gegenwind zu spüren. Wie sieht es für die SIX aus?
Wir betreiben kein Hochfrequenzhandel, wir stellen unseren Kunden die Infrastruktur zur Verfügung und bieten allen die gleichen Chancen. Wir sind überzeugt, dass dieses Geschäft bei uns – also in der Schweiz und in Europa – in geordneten, regulierten Bahnen verläuft. Wir analysieren unseren Markt sehr genau und sehen im Moment keinen zusätzlichen Regulierungsbedarf.

Ist im Geschäftsbereich Payment Services die Integration der PayLife Bank nun abgeschlossen?
Wir stecken mitten drin in dieser Integration. Wir sind im Plan und können die ersten Früchte ernten. Abgeschlossen wird die Integration aber erst im ersten Quartal nächsten Jahres.

Wie sieht es aus mit der IPO-Pipeline für die zweite Jahreshälfte? Wie viele Gesellschaften warten auf ein Listing? Ist mit weiteren Dekotierungen zu rechnen? Wie sieht der Saldo aus?
Seit 2007 hatten wir nie mehr so viele IPO, entsprechend  sind wir auch hier sehr zufrieden. Auch bei den Abgängen, die zum Teil auf Übernahmen beruhen, bewegen wir uns unter den Vorjahren. Für die IPO-Aktivitäten im zweiten Halbjahr gilt zu bedenken, dass die meisten IPO jeweils im zweiten Quartal, nach dem Jahresabschluss, verzeichnet werden. Entsprechend ist zwar mit weiteren Börsengängen zu rechnen, allerdings vielleicht nicht im gleichen Ausmass wie im ersten Halbjahr.

Wie sieht es aus im Dossier Euronext? Wann kann mit einem Entscheid in der einen oder anderen Richtung gerechnet werden? Sind Verwaltungsrat und Geschäftsleitung nach wie vor überzeugt, dass das eine gute Idee ist?
Wie im Frühling bekannt wurde, gehören wir in diesem Dossier nicht zu den Referenzaktionären, die sich nun während drei Jahren verpflichtet haben, Euronext-Aktien zu halten. Wir gehen jedoch davon aus, dass wir mit Euronext in der einen oder anderen Art zusammenarbeiten werden.

Wer hat entschieden, dass die SIX nicht zu den Kernaktionären gehört? Euronext oder SIX?
Dieser Entscheid wurde von unserem Verwaltungsrat getroffen.

Seit Mai betreibt die SIX im Auftrag der SNB die Handelsplattform für ihre Geldmarkttransaktionen und den Repo-Interbankenmarkt. Wie ist dieses Geschäft angelaufen? Ist es rentabel?
Wir betreiben die Handelsplattform des Schweizer Geldmarktes seit Anfang Mai und sind sehr zufrieden mit dem Start. Es sind mehr Teilnehmer als erwartet angeschlossen, die ausstehenden Volumen steigen und die Handelsvolumen sind mit täglich gut 4 bis 4,5 Mrd. Fr. erfreulich hoch.

Wie weit sind die Arbeiten im Post-Trading-Bereich für die Direktanbindung an die europäische Plattform TARGET2-Securities und damit des Schweizer Finanzmarktes an die Euro-Kapitalmärkte angelaufen?
Auch dieses Projekt ist auf guten Wegen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, um den Instituten am Schweizer Finanzplatz ab Juli 2015 einen reibungslosen Zugang zu allen Eurozonen-Märkten zu ermöglichen. Die Schweiz wird damit, zusammen mit Italien und einer Reihe kleinerer Länder, zur ersten Welle der Finanzmärkte gehören, die von dieser Direktanbindung profitieren können.

SIX steigert den Gewinn 40%Die Finanzinfrastrukturbetreiberin profitiert von der guten Börsenstimmung sowie der Internationalisierung des Geschäfts. Für die zweite Jahreshälfte gibt sich die Gruppe optimistisch. Lesen Sie hier den Bericht von FuW-Redaktor Thomas Wyss.

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