Die Post geht anderswo ab. Dennoch gibt es auch in der Schweiz interessante Entwicklungen im Emissionsgeschäft.
Hochverzinsliches hat Hochkonjunktur. Die Jagd nach Obligationen mit höherer Rendite ist international in vollem Gange. Auf dem Franken-Bondmarkt ist dieser Trend viel schwächer. Immerhin ist das Emissionsvolumen bisher leicht höher als letztes Jahr.
Aufsehen erregte Anfang Monat Julius Bär (BAER 57.35 0.09%) mit der nachrangigen Bondemission – allerdings in Dollar und nicht in Franken. Der Coco-Bond der Bankengruppe über 300 Mio. $ löste Zeichnungen über 9 Mrd. $ aus, wie Patrick Voegeli, Leiter Corporate and Institutional Banking von BNP Paribas (BNP 68.45 0.29%) Schweiz im Gespräch mit der FuW sagte. Die französische Grossbank war als gemeinsamer Bookrunner an der Transaktion beteiligt. Die (theoretisch) unbefristeten Obligationen wurden schliesslich mit einem Coupon von 4,75% versehen. Ebenso gierig wurde diese Woche von den internationalen Investoren die Bondemission über 12 Mrd. $ von Saudiarabien aufgenommen.
Teurer Devisentausch
Trotz des tiefen Zinsniveaus kommen kapitalhungrige Unternehmen seltener in die Schweiz als früher. Dominique Kunz, Leiter Swiss Debt Capital Markets von Credit Suisse (CSGN 15.35 0.13%), erklärt: «Für ausländische Emittenten, die keine Franken brauchen, ist die Finanzierung am Schweizer Bondmarkt wenig attraktiv, denn der Basis-Swap ist unverändert sehr teuer.» Das Auslandsegment ist geschrumpft. Fast 70% des Marktvolumens betrifft heute inländische Emittenten.
Die allermeisten Emissionen stammen immer noch von Unternehmen mit einwandfreier Bonität (Investment Grade) und rentieren daher kaum. Dabei wäre das Investoreninteresse an den riskanteren, höher verzinslichen Anlagen durchaus da. «Aber es mangelt an Emittenten», sagt Kunz. «Der typische High-Yield-Emittent braucht keine Franken und für ein Unternehmen tieferer Bonität ist es schwierig, eine Gegenpartei für das Swap-Geschäft zu finden.»
Mehr Hochverzinsliches
Die Anzahl hochverzinslicher Obligationen wächst trotzdem. Die 350-Mio.-Fr.-Anleihe der Gategroup (Gategroup 0 0%) mit Coupon 3% bedeutet einen neuen Grössenrekord. «Trotz des Rückgangs der ausländischen Emittenten hat sich der Schweizer Obligationenmarkt positiv entwickelt», findet deshalb BNP-Mann Voegeli.
2017 wurde der erste inländische Green Bond ausgegeben. Emittent war der Abfallentsorger Helvetia (HELN 527 0.19%) Environnement. Das Unternehmen mit Sitz in Cointrin nahm 75 Mio. Fr. zu 3,625% auf mit einer Laufzeit von fünf Jahren.
Erster «Green Bond»
«Die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen steigt», konstatiert Voegeli. Aber es müsse sich noch weisen, ob die Investoren die Zusatzkosten, die für den Nachweis der Nachhaltigkeit (die Zertifizierung) entstehen, wirklich tragen wollen.
Für höher verzinsliche Emissionen wie Russian Railways, die staatliche Eisenbahngesellschaft, und die Hybridanleihe der Baloise (BALN 154 0.52%) war die Nachfrage der Privatbankenkunden sehr gross, heisst es in Expertenkreisen. Die Rückkehr Argentiniens an den Schweizer Kapitalmarkt im Frühling markierte einen Meilenstein und zeigte ebenfalls das Interesse der Investoren an höheren Verzinsungen – und an höherem Risiko. Vermutlich werde das Land nochmals eine Frankenemission auflegen, aber wohl nicht mehr in diesem Jahr, weiss Kunz von der Credit Suisse, der Marktführerein im Schweizer Bondgeschäft. Auch Emittenten ohne Rating fanden Investoren, z. B. der Schweizer Methanolhersteller Proman.
Eine weitere Innovation dürfte im Herbst stattfinden. Im vierten Quartal will die Regionalbankengruppe Valiant (VATN 105.2 0%) eine hypothekarisch besicherte Anleihe, einen sogenannten Covered Bond herausgeben, den ersten im Schweizer Markt.
Bisher bedienen sich die Banken für die besicherte Refinanzierung ausschliesslich der spezialgesetzlich geregelten Pfandbriefe. «Mit Covered Bonds können wir unsere Finanzierungsbedürfnisse passgenau abbilden. Zugleich können wir das Liquiditätsrisiko der Spargelder ausschalten und die Kosten für die Bilanzsteuerung reduzieren,» sagte Valiant-CEO Markus Gygax kürzlich der FuW. Vorerst will die Bank 150 Mio. Fr. emittieren. Wichtig wird sein, dass der Bond eine gewisse Liquidität im Sekundärmarkt aufweist und gegenüber den hochliquiden Pfandbriefen in dieser Hinsicht nicht allzu sehr abfällt. Ob 150 Mio. Fr. dafür genügen, wird sich weisen.
Keine Privilegien
Wer die Emission begleiten wird, ist noch offen. Als Berater fungiert die BNP Paribas, die mit diesen in Europa weit verbreiten Kapitalinstrumenten sehr vertraut ist.
Im Schweizer Franken Kapitalmarktgeschäft nimmt sie unter den Auslandbanken die Führungsposition ein. Voegeli: «Exklusive Beziehungen zwischen Bank und Unternehmen gibt es immer weniger.» Die Multi-Tranchen-Emission über 1,5 Mrd. Fr., die Roche (ROG 250.4 1.29%) im März begab, wäre früher automatisch von den beiden Schweizer Grossbanken abgewickelt worden. Diesmal kamen BNP Paribas, Deutsche Bank (DBK 14.49 -0.96%) und UBS (UBSG 16.61 0.36%) zum Zug.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.