Der neue VR-Präsident der Fonds von AHV/IV/EO erachtet das Reformprogramm Altersvorsorge 2020 als Schritt in die richtige Richtung - er weiss aber auch, dass die Probleme damit nicht gelöst sind.
Seit Jahresbeginn lenkt mit Manuel Leuthold erneut ein Anlageprofi als VR-Präsident die strategischen Geschicke der Ausgleichsfonds von AHV, IV und EO. Er löste in dieser Funktion Marco J. Netzer ab, der das Amt seit 2008 bekleidet hatte. Auch Netzer war ein Banker. Das hat einen guten Grund: Die drei Fonds sind unter dem Namen Compenswiss mit einem Anlagevolumen von 33,6 Mrd. Fr. einer der grössten Einzelanleger der Schweiz.
Manuel LeutholdDer 57-jährige Leuthold ist an der Uni Genf ausgebildeter Jurist und Ökonom. Er absolvierte seine berufliche Karriere in der Bankbranche. Nach dem Studium trat er in die Dienste der UBS (UBSG 13.41 1.67%) in Genf. Er diente der Bank bis Anfang 2012 in verschiedenen Funktionen, zuletzt als Leiter des schweizerischen Firmen- und institutionellen Kundengeschäftes. Danach wechselte er zur Banque Privée Edmond de Rothschild. Bis Juli 2015 amtierte er als Group Chief Administrative Officer.
Leuthold weiss, dass er kein einfaches Amt antritt. Noch ist die AHV einigermassen im Lot, doch ist ihm klar, dass der «Trend in den kommenden Jahren negativ sein wird». Wenige Zahlen illustrieren dies. Das Betriebsergebnis der AHV hat sich 2015 verschlechtert: Nach dem Gewinn 2014 von 1,7 Mrd. Fr. hat ein Verlust von 559 Mio. Fr. resultiert. Und: Der Fehlbetrag würde anwachsen, falls eine Reform nicht rechtzeitig umgesetzt werden könnte.
Dafür sorgen die fortschreitende Alterung der Bevölkerung und die extreme Zinssituation. Leuthold geht davon aus, dass sich daran vorerst nichts Grundlegendes ändern wird. Das trifft den AHV-Fonds, weil er stark in Obligationen investiert ist. Das ist auch Folge eines Zielkonflikts: Gemäss Leuthold müssen die Anlagen des Fonds den sich zum Teil widersprechenden Zielen der Liquidität, Sicherheit und Rendite genügen. Alle drei gleichzeitig maximal zu erfüllen, ist eine Herausforderung.
Immerhin wurde der Anteil der Aktien erhöht, sie umfassen ein Viertel des angelegten Vermögens. Interessant wären für den VR-Präsidenten direkte Immobilien in der Schweiz – sie spielen heute eine untergeordnete Rolle. Es ist ihm jedoch klar, dass der Aufbau eines Immobilienportefeuilles etwa fünf Jahre in Anspruch nehmen würde.
Leutholds Blick ist geschärft für die sich akzentuierenden Probleme in der Altersvorsorge. Er sieht das Programm zur Altersvorsorge 2020 unter Federführung von Bundesrat Alain Berset als wichtigen Schritt, weiss jedoch auch, dass die Probleme damit nicht endgültig gelöst sind. Sollte das Programm umgesetzt werden können, würde es «Luft für die nächsten zehn Jahre schaffen» – nicht mehr und nicht weniger.
Leuthold wird seine Erfahrungen im Finanzbereich brauchen können, um der Probleme Herr zu werden. Er ist zuversichtlich, dass er dies schaffen wird, zumal er sich auf eine fachlich bestens ausgewiesene Geschäftsstelle in Genf verlassen kann.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.