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11:05 Uhr - 26.03.2018

Roche legt gemischte Studienergebnisse für Tecentriq vor

Eine Kombinationstherapie mit Tecentriq erhöht die Überlebenschancen von Lungenkrebspatienten. Ob Roche damit gegen die Konkurrenz punkten kann, bleibt aber unklar.

Der Pharmakonzern Roche (ROG 218.85 1.32%) hat für sein Medikament Tecentriq bei der Behandlung von Lungenkrebs gemischte Studienergebnisse vorlegt. Unklar bleibt aktuell, ob der Konzern damit der Konkurrenz in der Krebsimmuntherapie Marktanteile abnehmen kann. Positiv ging aus der zulassungsrelevanten Studie unter dem Namen IMpower 150 allerdings hervor, dass die Kombination aus Tecentriq und Avastin zusammen mit Chemotherapie die Überlebenschancen von Lungenkrebspatienten vergrössert hat.

Damit wächst zumindest die Hoffnung, dass Roche den bisherigen Behandlungsstandard aus dem Multimilliardenmedikament Avastin und Chemotherapie in der Erstbehandlung einer bestimmten Form von nichtkleinzelligem Lungenkrebs ablösen kann. 85% aller Patienten mit Lungenkrebs sind von dieser Form betroffen. Im Dezember hatte Roche erste Daten zu IMpower 150 vorgelegt.

Verbesserte Überlebenschancen

Konkrete Zahlen zur gestiegenen Überlebenswahrscheinlichkeit will Roche aber erst auf einer späteren Fachkonferenz präsentieren. Der Konzern teilte lediglich mit, dass die Ergebnisse ein signifikant längeres Überleben zeigten. Konkret geht es um den Anteil der Patienten, die die Krankheit überleben (Overall Survival, OS). Die Angaben sind entscheidend dafür, ob die Dreierkombination zum neuen Therapiestandard wird und sich auch gegen die Konkurrenzprodukte durchsetzen kann.

Im Dezember hatte Roche dafür vorläufige Daten veröffentlicht, wonach die mittlere Überlebenschance von 14,4 auf 19,2 Monate gestiegen sei. Bruno Bulic, Analyst bei der Helvea Bank, schliesst daraus, dass das nun gemeldete «klinisch relevant» längere Überleben bedeutet, dass die Werte am Ende noch besser ausfallen.

Tecentriq nicht besser als Avastin

Andere Analysten verweisen jedoch auf den Wermutstropfen in der Roche-Meldung. So habe die Kombination aus Tecentriq und Chemotherapie die Überlebenschancen im Vergleich zu Avastin plus Chemotherapie nicht signifikant verbessern können. «Genau diese Zweierkombination wäre aber der einzig saubere Vergleich zur Kombination Keytruda plus Chemotherapie des Konkurrenten Merck (MRK 53.41 -1.31%) (MRK 76.14 0.71%) gewesen, der bereits im Sommer 2017 dafür eine provisorische Zulassung von der FDA erhalten hat», schreibt Michael Nawrath, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank. FDA ist die US-amerikanische Zulassungsbehörde.

Ähnlich äusserte sich Analyst Thibault Boutherin von Morgan Stanley (MS 52.07 -4.7%): «Wir betrachten diese Ergebnisse als gemischt, da sie andeuten, dass Tecentriq nicht besser ist als Avastin.» Dies könne bedeuten, schreibt Nawrath, dass Roche mit ihrer Dreifachkombination nicht besser abschneide als Konkurrent Merk, sogar eher schlechter. Um aber Marktanteile zu gewinnen, müsste Roche deutlich bessere Daten vorlegen, wenn sie schon erheblich später auf den Markt kommt.

Markteintritt von Biosimilars

Die IMpower-150-Studie ist eine von acht zulassungsrelevanten Studien zu Tecentriq, deren Ergebnisse im ersten Halbjahr veröffentlicht werden sollen. Die Ergebnisse entscheiden darüber, ob Roche auf dem Gebiet der Krebsimmuntherapie Erfolge erzielen und somit den Markteintritt von biomedizinischen Nachahmerprodukten (Biosimilars) besser kompensieren kann, die aktuell grosse Umsatzbringer unter Druck setzen.

Bislang wird die Krebsimmuntherapie von den Konzernen Merck & Co sowie Bristol-Myers (BMY 62.06 -2.96%) Squibb dominiert. Bei dieser Behandlungsmethode wird versucht, mit Medikamenten das menschliche Immunsystem so weit zu stimulieren, dass es eigenständig bösartige Tumore bekämpft.

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