Während der Umsatz im Geschäftsjahr 2017/18 leicht enttäuschte, verbesserte der Konzern dank seines Hörgerätegeschäfts die Gewinnmarge deutlich.
Der Hörgerätehersteller Sonova (SOON 160.25 -1.05%) blickt erheblich vorsichtiger auf das laufende Geschäftsjahr. Nachdem er 2017/18 (per Ende März) den eigenen Umsatzausblick leicht verfehlt hat, setzt das Management für das laufende Geschäftsjahr nun eine tiefere Spanne an, wie das Unternehmen am Dienstag mitgeteilt hat. Allerdings steigerte es im Vorjahr die Profitabilität deutlich, vor allem durch bessere Produktivität und Effizienz. Die vorgeschlagene Dividende steigt mit 2.60 Fr. um 13%.
Ohne Übernahmen wuchs der Umsatz in den zwölf Monaten bis März organisch nur um 3,8% – im Ausblick hatte das Management noch 4 bis 6% in Aussicht gestellt. Der wichtigste Grund für das Verfehlen des Ziels war die Schwäche im Retailgeschäft, das sich im zweiten Halbjahr weniger stark erholt hat als erhofft, wie CEO Arnd Kaldowski vor Journalisten sagte. Für 2018/19 erwartet er nun ein organisches Wachstum von 3 bis 5%, unter dem Strich soll aber ein geringeres Plus von 2 bis 4% herauskommen.
Negative Nettoeffekte
Auf einem Prozentpunkt bezifferte Kaldowski den negativen Nettoeffekt aus Übernahmen und dem Abbau von früheren Investitionen beziehungsweise der Fokussierung im amerikanischen Retailgeschäft. So will Sonova bis Mitte des Kalenderjahres 2018 ihr Filialnetz in den USA von 300 auf 200 reduzieren und sich auf Regionen im Süden des Landes konzentrieren, wo viele Rentner ihren Alterswohnsitz haben.
In Deutschland wurde das Retailgeschäft 2017/18 dadurch gebremst, dass es hier vor wenigen Jahren einen starken Anstieg des Umsatzes gab, weil die Auszahlungsmodalitäten der Krankenkassen sich geändert hatten. Die Folge ist, dass Sonova auf dem deutschen Markt derzeit weniger wächst als erwartet.
Weniger Wachstum als der Markt
Neben dem direkten Verkauf an Kunden im Retailgeschäft bündelt Sonova im Hörgerätegeschäft den Umsatz mit unabhängigen Audiologen, fremden Retailketten sowie multinationalen und staatlichen Kunden. Für beide Geschäfte geht das Management von einem Marktwachstum von organisch jeweils 3 bis 5% aus – das im unveränderten mittelfristigen Ausblick weiterhin mit 4 bis 6% übertroffen werden soll.
Diese Jahr aber soll der Markt nicht geschlagen werden, wie aus dem Ausblick hervorgeht. Vergangenes Geschäftsjahr kam das Hörgerätegeschäft (54% des Umsatzes) immerhin auf ein Plus von 4,2%, wobei hier wegen Produkteinführungen starke Schwankungen zwischen den Halbjahren auftreten – so auch 2017/18.
Audionova-Übernahme beflügelt Umsatz
Das Retailgeschäft (37% des Umsatzes) schaffte am Ende gerade noch ein organisches Plus von 1%, nachdem es im ersten Semester noch stagniert hatte. Unter dem Strich stieg hier der Umsatz aber um 17,2%, weil sich vor allem im ersten Halbjahr die Übernahme der Retailkette Audionova bemerkbar machte, die im Herbst 2016 abgeschlossen wurde.
Das kleinere Segment der Hörprothesen (Cochlea-Implantate, 8% des Umsatzes) steigerte den Umsatz 8,6%. Insgesamt erhöhte der Konzern damit den Umsatz um 9% auf 2,645 Mrd. Fr.; rechnet man Wechselkurseffekte dazu, lag das Plus bei 10,4%. Während die Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) mit 16,3% deutlich überdurchschnittlich wuchs, gab es in den USA bereits einen Umsatzrückgang um 1,8%, weil hier die Umstrukturierung bereits läuft.
Bessere Profitabilität dank des Hörgerätegeschäfts
Während der Konzernumsatz damit leicht hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb, steigerte Sonova aber die Profitabilität dank des Hörgerätegeschäfts stärker als erwartet. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände (Ebita) stieg von 481,4 Mio. Fr. in konstanten Wechselkursen um 12,3% auf 551,6 Mio. Fr. Dabei sind allerdings Kosten für die Audionova-Übernahme nicht enthalten. In diesem Jahr soll der Ebita um 6 bis 9% wachsen.
Die Ebita-Marge vor Einmalkosten stieg vergangenes Geschäftsjahr merklich von 20,1 auf 20,8%. Dabei kommen aber vor allem Verbesserungen in der Produktivität und der Effizienz zum Tragen. Ohne die Zukäufe im Retailgeschäft hätte sich die Marge um 1,3 Prozentpunkt verbessert, rechnet CEO Kaldowski vor.
Der Ausblick zum Gewinn je Aktie berücksichtigt auch, dass der Franken zuletzt etwas schwächer geworden ist, konkret heisst es: «Zu Wechselkursen im Mai 2018 impliziert der Ausblick 2018/19 ein Wachstum des ausgewiesenen Gewinns pro Aktie im mittleren Zehnprozentbereich.» Im vergangenen Jahr stieg er um 14,6% auf 6.13 Fr.
Positiver Gewinnausblick
Mit einem 2018er-KGV von 24 liegt Sonova ungefähr auf Augenhöhe mit den dänischen Konkurrenten wie William Demant (WDH 228 -1.47%) und GN ReSound. Der Einstieg kann sich bei Rücksetzern lohnen, denn immerhin verspricht das Management für die nächsten Jahre eine stetige Verbesserung der Profitabilität.
Allerdings könnte es vor dem Hintergrund der Fusion von Sivantos und Widex notwendig sein, dass Sonova stärker ins Geschäft sowie in Forschung und Entwicklung investiert. Allein bessere Produktivität und Effizienz könnten dafür auf mittlere Sicht nicht mehr ausreichen.
Die komplette Historie zu Sonova finden Sie hier. »
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.