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14:15 Uhr - 28.11.2017

White Tale lässt Clariant-Aktionäre entscheiden

Nach der Zurückweisung durch den Verwaltungsrat will sich der Grossaktionär des Spezialchemiekonzerns mit seinen Forderungen nun an die Generalversammlung wenden.

Nun fehlt nur noch die passende musikalische Untermalung von Ennio Morricone. Denn einem Spaghetti-Western gleich läuft auch die Auseinandersetzung zwischen den Entscheidungsträgern von Clariant (CLN 26.43 -0.83%) und dem Grossaktionär White Tale auf einen Showdown hinaus. Stattfinden wird er an der nächsten Generalversammlung des Spezialchemiekonzerns – an der ordentlichen vom 19. März oder an einer ausserordentlichen, die nach OR Art. 699 jeder Aktionär mit mindestens 10% des Aktienkapitals einberufen kann.

«Wir werden die Aktionäre über die ­Angelegenheit entscheiden lassen», schreibt White Tale in einer knapp gehaltenen ­Stellungnahme zu den am ver­gangenen Freitag publizierten Beschlüssen des Verwaltungsrats von Clariant.

Von VR-Beschlüssen enttäuscht

Der Verwaltungsrat schlägt die Forderungen der Investmentpartnerschaft weitgehend aus. Eine Überprüfung aller strategischen Optionen durch eine unabhängige Investmentbank lehnt er einstimmig ab, und statt drei Sitzen im VR gewährt er White Tale nur die Möglichkeit, ein Verfahren einzuleiten, um der nächsten ordentlichen GV ein zusätzliches Mitglied vor­zuschlagen.

Dass sich White Tale damit nicht zufriedengibt, ist klar. Ob die Ausmarchung an der ordentlichen oder an einer ausser­ordentlichen GV stattfinden soll, ist noch ­offen. Die Zeit für eine ausserordentliche wird aber knapp, auch weil zwischen der Einberufung und der Durchführung mindestens zwanzig Tage liegen müssen.

«Wir sind langfristig orientiert»

In der Stellungnahme vom Dienstag wehrt sich White Tale gegen den Vorwurf des VR, die Forderung nach einer Überprüfung aller Möglichkeiten sei bloss darauf ausgerichtet, Bieter für verschiedene Geschäfte zu finden – den Konzern zu ­zerschlagen: «Als langfristig orientierter Investor fühlen wir uns dem Erfolg von Clariant, den Angestellten und allen ­Aktionären gegenüber verpflichtet.»

Am Misstrauen von Clariant ist der ­US-Aktionär aber nicht schuldlos. Er will sich nicht festlegen. Er glaubt zwar zu wissen, was in einer Überprüfung der Optionen als beste Lösung herauskommt – ein Verkauf der Sparte Plastics & Coatings und eine Reinvestition der Mittel in den Ausbau des reinen Spezialitätengeschäfts. Er sei aber auch für andere Resultate offen. So überlasse er es dem argwöhnischen Clariant-Management, seine Absichten zu interpretieren, fasste die NZZ (NZZ 5550 0%) die Situation am Dienstag treffend zusammen.

Offener Ausgang der Abstimmung

Das gegenseitige Vertrauen scheint dermassen zerrüttet zu sein, dass es beide Seiten nun auf einen Aktionärsentscheid ankommen lassen wollen. Der Ausgang einer solchen Abstimmung ist offen (vgl. Praktikus auf Seite 15). Klar ist aber: Es wird einen Verlierer und einen Gewinner geben – mit womöglich weitreichenden Folgen für das Unternehmen.

Die Aktionäre entscheiden zu lassen, ist insofern korrekt, als sie es sind, die das Unternehmen besitzen, im Fall von White Tale «mehr als 20%». Ihnen geht es als ­Investoren in erster Linie um Wertsteigerung, je mehr desto besser. Für die klangliche Untermalung des bevorstehenden Showdowns bietet sich deshalb eine Filmmusik besonders gut an: die zum Streifen «For A Few Dollars More».

Die komplette Historie zu Clariant finden Sie hier. »

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