Heinz Huber, der bisherige CEO der Thurgauer Kantonalbank, ist ausserhalb des Kantons nur wenigen bekannt. Jetzt soll er eine der grössten Banken des Landes führen.
Heinz Huber soll Chef von Raiffeisen Schweiz werden. Bereits am 7. Januar übernimmt der bisherige Chef der Thurgauer Kantonalbank (TKB) die operative Führung der St. Galler Genossenschaftszentrale. Mit der Wahl des 54-Jährigen überrascht Raiffeisen zum zweiten Mal bei der Besetzung einer Führungsposition. Wie der neue Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle kommt Huber von einer KB und wurde zuvor nicht im Kandidatenkreis gehandelt.
Seit 2014 ist Huber CEO der TKB. Damals setzte sich der stellvertretende CEO Huber, seit 2007 Mitglied der Geschäftsleitung (GL) und Leiter des Firmenkundengeschäfts, gegen den bisherigen Bankchef, Peter Hinder, in einem internen Machtkampf durch, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtete. Der Konflikt soll sich an der Besetzung des Leiters Private Banking entzündet haben, grundsätzlich soll der gute Führungsstil bei Hinder auf der Strecke geblieben sein.
Huber brachte jedenfalls Ruhe in die Staatsbank, die vor ihm in acht Jahren vier Chefs gesehen hatte – ein Rekord unter den sonst eher berechenbaren Staatsbanken. Ins Banking stieg Huber 1981 ein, absolvierte eine Banklehre bei UBS (UBSG 13.205 -2.73%), wo er fünfzehn Jahre lang verschiedene Stationen durchlief. 1996 wechselte er als Senior Manager zu Credit Suisse (CSGN 11.82 -4.06%). Die meiste Zeit arbeitete er bei den Grossbanken im Kredit- und Firmenkundengeschäft, wo er verschiedene Führungspositionen bekleidete. Danach zog es ihn aus der Finanzwelt heraus.
Von 2001 bis 2005 sass Huber in der Geschäftsleitung von Kofax, einem amerikanischen IT-Unternehmen, das sich seit vergangenem Jahr im Besitz der Private-Equity-Gesellschaft Thoma Bravo (Kaufpreis 1,5 Mrd. $) befindet. Kofax bietet Unternehmenssoftware zur Prozessautomatisierung. Danach gründete Huber sein eigenes Unternehmen namens Sydoc, das er ein Jahr lang als CEO führte. Die Gesellschaft digitalisiert schriftliche Dokumente von KMU.
2007 ging Huber zurück ins Banking. Er wurde GL-Mitglied bei der TKB und 2014 deren Chef. Er hat einen Master of Business Administration von der University of Rochester und durchlief ein Advanced Management Program an der Harvard Business School.
Unter Huber entwickelte sich die TKB erfolgreich, legte stets an Ertrag und Gewinn zu, spürt aber wie alle inlandorientierten Hypothekarbanken das historische Tiefzinsumfeld. Ausserhalb des Thurgaus ist Huber wenig bekannt. Er gilt als kompetent und freundlich im Umgang. Dass er nach einer kleinen KB (Bilanzsumme von 22,8 Mrd. Fr.) auch eine der grössten Banken des Landes führen kann (229 Mrd. Fr.), die sich zudem mitten im Umbruch befindet, muss er jetzt beweisen.
Mit dem neuen CEO und einem erneuerten Verwaltungsrat setzt Raiffeisen die Loslösung von der Zeit des umstrittenen CEO Pierin Vincenz fort. Die Raiffeisen-Delegiertenversammlung hat am 10. November mit Guy Lachappelle, dem vormaligen Chef der Basler Kantonalbank, einen neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt.
Gisel musste vorletzte Woche wegen des Vorwurfs eines Interessenkonflikts zurücktreten. Ihm war eine Beziehung zu einer ehemaligen Raiffeisen-Verwaltungsrätin vorgehalten worden. Er selbst hatte allerdings betont, dass die Beziehung erst nach deren Ausscheiden aus dem Gremium entstanden sei.
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