Das Basler Pharmaunternehmen nimmt mit eigenen Arzneien mehr ein als erwartet. Die Gewinnschwelle rückt in den nächsten Jahren in Sichtweite.
Das Biopharmaunternehmen Basilea (BSLN 79.9 3.43%) hat im vergangenem Jahr mit seinen beiden zugelassenen Medikamenten Cresemba und Zevtera positiv überrascht. Die Basler erzielten 2016 erstmals einen Umsatz aus Verkäufen des Pilzinfektionsmittels und des Antibiotikums: zusammen 7,1 Mio. Fr. – das Ziel lag bei 5 Mio. Fr. In den USA, wo der japanische Pharmakonzern Astellas Cresemba bereits seit 2015 vermarktet, kam Basilea zudem noch auf Einnahmen aus Lizenzgebühren von 7,3 Mio. Fr. Unter dem Strich stieg der Erlös des Unternehmens um 25% auf 66 Mio. Fr. – mehr, als erwartet worden war. Der grösste Umsatzbringer waren mit 37,7 Mio. Fr. allerdings Vertragszahlungen für das Medikament Toctino, dessen exklusive Rechte Basilea 2012 an die GlaxoSmithKline-Tochter Stiefel abgetreten hatte.
Generell rechnet das Basler Unternehmen in Europa mit einem ähnlichen Potenzial für Cresemba wie in den USA. Vergangenes Jahr lagen die Astellas-Verkäufe hier bei 46 Mio. Fr. Doch anders als auf dem einheitlichen amerikanischen Markt muss Basilea auf dem europäischen Kontinent in jedem Land separat über die Preise verhandeln, wie Konzernchef Ronald Scott im FuW-Gespräch erklärt. «Im Vergleich mit der Markteinführung in den USA liegen wir rund zwei Jahre zurück», sagte er. Dies sei so aber geplant gewesen. Derzeit vermarktet Basilea Cresemba und Zevtera in Deutschland, Italien, Grossbritannien, Frankreich und Österreich. In der Schweiz verkauft sie bislang ausschliesslich Zevtera.
Verdopplung des eigenen Produktumsatzes 2017
«Gemessen am typischen Verlauf bei der Markteinführung von neuen Medikamenten ist es realistisch, dass sich dieses Jahr der Produktumsatz auf 15 Mio. Fr. mehr als verdoppelt», sagte Scott. 14 Mio. Fr. erwartet das Management darüber hinaus bei den Lizenzeinnahmen aus dem US-Geschäft mit Cresemba. Von signifikanten Marktanteilen könne in einer so frühen Phase aber noch keine Rede sein. Nach Schätzung von Basilea lag das gesamte Marktvolumen für Pilzinfektionsmittel im Jahr 2015 bei 3,6 Mrd. $, wobei allein 900 Mio. $ auf den Marktführer Pfizer (PFE 33.62 0%) mit seinem Medikament Voriconazole entfielen. Auf Platz zwei kam Posaconazole des US-Konzerns Merck (MRK 65.39 0.2%) mit geschätzt 495 Mio. $.
Neben der Vermarktung von Cresemba und Zevtera in Europa treibt Basilea auch die Markteinführung von Zevtera in den USA voran. Dabei könnte das US-Gesundheitsministerium eine klinische Studie des Unternehmens mit bis zu 100 Mio. $ unterstützen. Darüber hinaus hat Basilea noch zwei Arzneien zur Krebstherapie in der Entwicklung. «Die Produktentwicklungen und die Markteinführungen kommen unseres Erachtens generell gut voran», schreiben die Analysten der Neuen Helvetischen Bank in einer Studie. Basilea konzentriert sich bei ihren Medikamenten darauf, dass Patienten auf bestimmte Behandlungsmethoden nicht ansprechen oder zunehmend Resistenzen dagegen entwickeln.
Verlust wird wieder abgebaut
Erfreulich ist zudem, dass der Verlust wieder begrenzt wurde. So sank der Betriebsverlust (Ebit) von 61,5 auf 43,9 Mio. Fr. – rund 10% weniger, als erwartet worden war. 2015 hatte die Markteinführung von Cresemba und Zevtera zu einem Sprung von 80% bei den Vertriebskosten geführt. Sie legten im vergangenen Jahr aber nur noch 3,5% zu. Im Gegenzug sanken die Kosten für Forschung und Entwicklung um ein Fünftel. Unter dem Strich fielen somit die Gesamtkosten des Betriebsaufwands um 3,8% auf 109,9 Mio. Fr. Zugleich reduzierte der 75 Mio. Fr. hohe Nettokapitalabfluss (aus operativer Geschäftstätigkeit) den Bestand an flüssigen Mitteln auf 289 Mio. Fr. Allerdings deckt dies noch immer siebenmal den aktuellen Betriebsverlust vor Zinsen und Abschreibungen (Ebitda).
Sollte das Unternehmen mit seiner Geschäftsentwicklung weiterhin so gut vorankommen, ist es vorstellbar, dass es in den nächsten Jahren sogar Gewinn schreibt. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass grössere Konkurrenten wie Pfizer, Merck oder Astellas Interesse an den Baslern bekunden. Ein Einstieg in die Papiere könnte sich für risikofähige Anleger also durchaus lohnen.
Die komplette Historie zu Basilea finden Sie hier. »
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