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13:50 Uhr - 20.08.2019

Medartis aus dem Tritt

Das Medizinaltechnikunternehmen weist für das erste Halbjahr weniger Umsatzwachstum aus als erwartet. Die Profitabilität sinkt deutlich.

Nach dem Börsengang enttäuscht ­Medartis (MED 44.75 -10.14%) in eineinhalb Jahren zum ­zweiten Mal: Das Medizinaltechnik-Unternehmen hat im ersten Semester die Erwartung weder umsatz- noch ­gewinnmässig erfüllt.

Schon 2018 waren die Vorgaben, wenn auch knapp, verpasst worden. Die ­Aktien gaben am Dienstag zeitweise mehr als 10% nach und ­fielen unter den Emissionspreis von 48 Fr. vom März 2018. CEO und Mitgründer Willi Miesch kommentierte das Ergebnis an einer Telefonkonferenz folgerichtig: «Ich bin nicht zufrieden.»

Auf Anfang September übergibt Miesch das Zepter Christoph Brönnimann. Der 53-jährige Chemiker hat einen Grossteil der Berufskarriere im US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson (JNJ 132.25 0.68%) verbracht.

Die Finanzanalysten hatten mit einem Umsatz von 69 Mio. und einem Gewinn von 4,7 Mio. Fr. gerechnet. Stattdessen resultierten 64,5 bzw. 0,7 Mio. Fr.

Als Umsatzbremse erwiesen sich einige Märkte in Europa. Hier blieb die Nachfrage ­wegen der für Mai 2020 geplanten Ein­führung einer neuen Regulierung für Medizinalprodukte in der EU gedämpft. Zudem erfüllten Brasilien und neuere Produkte die Vorgabe nicht.

Die operative Marge auf Stufe Ebit wurde durch 14% höhere Betriebs­kosten gedrückt. Die 1997 gegründete Medartis investiert nach wie vor viel in den Ausbau von Personal und Verkaufspunkten.

Mit einem Jahresumsatz von rund 130 Mio. Fr. ist das Basler Unternehmen, verglichen mit den drei Giganten DePuy Synthes (Tochter von Johnson & Johnson), Zimmer (ZBH 138.56 1.13%) und Stryker, eine kleine Nummer. Sie hat sich jedoch auf Kleinimplantate spezialisiert, die bei komplizierten Knochenbrüchen an Hand, Fuss, Kiefer und Gesicht ein­gesetzt werden.

Prognose gesenkt

Kurz vor seinem Abgang musste Miesch das Jahresziel reduzieren. Im Frühjahr hatte er ein prozentual zweistelliges Umsatzwachstum angekündigt. Nun ist mit einem Plus von 8 bis 10% in Lokalwährung zu rechnen.

Auf Gewinnebene erwartet Med­artis eine unveränderte Ebitda-Marge von 13%. Im ersten Semester hat dazu die Einführung eines neuen Rechnungslegungsstandards für Leasingverpflichtungen 3 Prozentpunkte beigetragen.

Medartis hatte vor dem Gang an die Börse eine Verdopplung des Umsatzes innerhalb von fünf Jahren in Aussicht gestellt, auf 200 Mio. Fr. bis 2022. Das ist nicht mehr realistisch. Investoren ­müssen weitere Kurskorrekturen an der Börse gewärtigen. Neuengagements in die dividendenlosen Papiere sind nicht zu empfehlen.

 

Die komplette Historie zu Medartis finden Sie hier. »

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