Die angekündigte Privatplatzierung von Aktien aus dem Besitz des Grossaktionärs Pierer Industrie findet heute statt. Die SIX wird so zur Hauptbörse der österreichischen Motorradgruppe.
Der Handel in den Aktien des österreichischen Motorradspezialisten KTM Industries verschiebt sich von Wien nach Zürich. Die erste Stufe des Wechsels der Hauptbörse hatte am 14. November mit der Kotierung der Aktien an der SIX Swiss Exchange stattgefunden. Die zweite folgt heute Mittwoch.
Die im November angekündigte Privatplatzierung von Anteilen aus dem Besitz des Grossaktionärs Pierer Industrie, der Privatholding von CEO Stefan Pierer, wird im Laufe des heutigen Tages durchgeführt. Die Koordination obliegt der Bank Vontobel (VONN 55.65 -0.62%).
Free Float steigt auf bis zu 37%
Durch die prospektfreie Privatplatzierung soll die Handelsliquidität der Aktien an der SIX verbessert und der Aktionärskreis erweitert werden. Die Aktienzahl selbst wird nicht erhöht, es findet also keine Kapitalerhöhung statt.
Zudem ist beabsichtigt, die Gesellschaft in grösserem Masse bei Institutionellen einzuführen. Entsprechend werden mit der Platzierung primär Schweizer und internationale institutionelle Investoren angesprochen.
Mit der Privatplatzierung würde sich der bislang eher enge Streubesitz von KTM Industries von rund einem Viertel auf bis zu 37% erhöhen. Die bis dato 74,9% der Titel kontrollierende Pierer Industrie beabsichtigt, ihre Beteiligung auf bis zu 62,8% zu reduzieren. Im Rahmen der Platzierung sollen zudem bis zu 0,9% des Grundkapitals von Dritten mitveräussert werden, heisst es in der heutigen Ad-hoc-Meldung.
CEO und Grossaktionär Stefan Pierer hatte schon im Vorfeld gegenüber «Finanz und Wirtschaft» erklärt, die Mehrheit am Unternehmen behalten zu wollen.
Gut angekommene Roadshow
Die «erleichterte Einbürgerung» der Aktien KTM Industries wird im Rahmen eines sogenannten Accelerated Bookbuilding – eines beschleunigten Preisfindungs- und Platzierungsverfahrens – durchgeführt. Preislich sei eine Spanne von 4.80 bis 5 Fr. je Aktie zu erwarten, ist im Markt zu hören. Gestern hatten KTM Industries in Zürich zu 5.71 Fr. geschlossen.
Mit Blick auf die heutige Transaktion waren die Verantwortlichen vergangene Woche auf Roadshow. Die Präsentationen seien gut angekommen. Was nicht erstaunt: Der Leistungsausweis der Gruppe überzeugt. Absatz, Umsatz und Gewinn haben sich in den vergangenen Jahren markant erhöht.
Im Geschäftsjahr 2016 hatte KTM Industries den Umsatz 10% auf 1343 Mio. € gesteigert. Ebitda und Ebit (Betriebsgewinn vor und nach Abschreibungen und Amortisation) erhöhten sich 11 und 8%. Der Gewinn lag mit 84 Mio. vor und 47 Mio. € nach Anteilen Dritter 29 und 55% über Vorjahr.
Auch für das laufende Jahr sieht es gut aus. Wie Stefan Pierer Ende Januar zur Publikation der vorläufigen Zahlen sagte, sollte ein organisches Umsatzwachstum von 8 bis 10% möglich sein.
Gelegenheit für Institutionelle
Der überzeugende Leistungsausweis, das kräftige Wachstum und vielversprechende Perspektiven haben allerdings ihren Preis: Die Aktien sind zum aktuellen Kurs nicht günstig. Auf Basis der FuW-Schätzung für den Gewinn je Titel 2017 von 0.24 Fr. ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24.
Die im Rahmen der Privatplatzierung angesprochen Investoren kommen günstiger zu den Titeln: Auf Basis eines angenommenen Platzierungspreises von 5 Fr. je Aktie ergibt sich ein KGV von höchstens 21. Das ist attraktiv. Der Industriesektor an der SIX ist mit einem KGV von rund 20 bewertet. Das ist quasi ein Durchschnitt. Die Qualitäten von KTM sind aber überdurchschnittlich.
Den Erlös aus der Privatplatzierung sieht Pierer übrigens «als strategische Reserve, etwa für die Konsolidierung des Motorradmarktes», wie der Grossaktionär und CEO von KTM Industries bereits im November erklärt hatte.
Die komplette Historie zur KTM finden Sie hier. »
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