Die Werkschliessungen in Frankreich drücken auf das Ergebnis der ersten neun Monate.
Für den wachstumsverwöhnten Sanitärtechniker Geberit (GEBN 451.2 -4.57%) wird 2017 zu einem Zwischenjahr: Der Umsatz wächst nur geringfügig, und die Ertragslage entwickelt sich in absoluten Zahlen negativ. Das ist nach dem sehr starken Vorjahr zunächst wenig überraschend. Zudem drücken einige Faktoren auf die Zahlen: Werkschliessungen in Frankreich, höhere Rohwarenpreise sowie gestiegene Personalkosten.
In den ersten neun Monaten wuchs der Umsatz 1,4% auf 2,2 Mrd. Fr. Organisch und währungsbereinigt ergab sich in Plus von 3%. Die Ertragslage hat sich deutlich verschlechtert. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) sank 6,9% auf 605 Mio. Fr. und der Gewinn gar 11,2% auf 416,7 Mio. Fr.
Folgekosten der Akquisition
Die Rückgänge sind Folgen der Akquisition der finnischen Sanitec vom Februar 2015. Diese Belastung machte auf Ebitda-Niveau 48 Mio. Fr. und beim Gewinn 69 Mio. Fr. aus. Der Grossteil davon ist auf die Schliessung zweier Werke in Frankreich im Sommer zurückzuführen, die das Ergebnis mit 45 Mio. Fr. belastet.
Bereinigt um diese Effekte resultierte ein adjustierter Ebitda von 653 Mio. Fr. (+0,2%) und ein Gewinn von 485,9 Mio. Fr. (–1,1%). Die Margen bleiben mit 29,7% bzw. 22,1% nach wie vor sehr stolz. Dies umso mehr, als Geberit auch auf diesem Niveau mit bremsenden Effekten konfrontiert war: Das gilt vorab für die Rohstoffpreise, die gemäss CEO Christian Buhl in den ersten neun Monaten im Schnitt 3,4% gestiegen sind.
Schwergewicht Europa
Nach Regionen wuchs der Verkauf in Europa, wo 91% des Konzernumsatzes erarbeitet werden, gegenüber dem Vorjahr und in Lokalwährungen 2,3%. Stark entwickelten sich dabei vor allem die Iberische Halbinsel und Österreich, schwach Grossbritannien/Irland, wo der Umsatz gar 7,8% sank. In Amerika wurde ein Wachstum von 2,7% erreicht, im Fernen Osten/Pazifik von 16% und im Mittleren Osten/Afrika von 14,6%.
Nach Produktlinien wuchsen die Sanitärsysteme und die Rohrleistungssysteme mit einem Plus von 3 bzw. 3,3% etwa im Gleichschritt. Der neue Bereich Sanitärkeramik, in dem Sanitec erfasst ist, musste hingegen einen Rückgang von 2,9% in Kauf nehmen. Das ist gemäss CEO Buhl vor allem auf den schwachen Markt in Nordeuropa sowie auf die Werkschliessungen in Frankreich zurückzuführen.
Insgesamt verläuft die Integration von Sanitec jedoch nach Plan. Nach dem Verkauf der Koralle sowie der Schliessung von Werken sollte der Bereich nun gut aufgestellt sein. Buhl erwartet in Frankreich nach den Einmalkosten nun Einsparungen vor allem im Personalbereich – sie sollten rasch spürbar werden. Zudem werden die Synergien aus der Akquisition im laufenden wie auch im kommenden Jahr noch deutlich zunehmen.
Obwohl das dritte Quartal besser verlaufen ist als die Vorquartale, erwartet Buhl für das ganze Jahr eine zurückhaltende Entwicklung. Der Umsatz sollte organisch und währungsbereinigt rund 3% wachsen und die Ebitda-Marge 28% erreichen. «Finanz und Wirtschaft» hält an der Schätzung eines adjustierten Gewinns je Aktie 2017 von 15.25 Fr. fest – nur wenig mehr als im Vorjahr.
Im kommenden Jahr sollte sich das Wachstum vor allem wegen den genannten Faktoren aus der Sanitec-Akquisition beschleunigen. Auf Basis der FuW-Schätzung eines Gewinns je Aktie von 16.85 Fr. errechnet sich für 2018 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26. Der Kurs hat nach der Publikation der Zahlen 5% auf 448.80 Fr. nachgegeben – solche Rückgänge können zu Zukäufen genutzt werden. Geberit sind und bleiben für den Aktionär attraktiv.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.