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14:04 Uhr - 09.12.2016

Silberpreisfixierung lädt zur Manipulation ein

Die Beeinflussung des Silberpreises durch Banken soll umfangreicher gewesen sein als bisher angenommen. Wieso wird die tägliche Fixierung dennoch nicht abgeschafft?

Erneut sorgt die Preisfestlegung bei den Edelmetallen für negative Schlagzeilen. Dieses Mal geht es um den Silbermarkt: Die 2014 aufgedeckten Manipulationen des Preises sollen viel umfangreicher gewesen sein, als bisher bekannt war.

Mehrere Banken, darunter auch die UBS (UBSG 17.07 -2.62%), hätten sich über Jahre telefonisch abgesprochen, um die Kurse ausserhalb des sogenannten Silberpreisfixes festzulegen. Das geht aus einer Mitteilung der Deutschen Bank hervor.

Bereits 2014 hatten Silberhändler vier Banken – Barclays (BARC 232.65 -2.62%), BNP Paribas (BNP 60.16 -0.74%), Fortis, Standard Chartered (STAN 664 -0.39%) und Bank of America (BAC 22.95 1.68%) – angeklagt, zu ihrem Vorteil Einfluss auf den Silberpreis genommen zu haben.

Nun zeigten gemäss der Deutschen Bank Gesprächsaufnahmen und geheime Chat-Aufzeichnungen, dass auch die UBS, die HSBC (HSBA 674.1 -0.24%) und die Bank of Nova Scotia involviert gewesen sind. Die gut koordinierte und weitreichende Konspiration habe den Preis über Jahre verfälscht.

Silberpreisfixierung in der Kritik

Direkte Teilnehmer der SilberpreisfixierungBank of Nova Scotia
China Construction Bank
HSBC (USA)
JP Morgan Chase
Morgan Stanley
Toronto-Dominion Bank
UBS
Der Kern der Manipulationen bildet die tägliche Fixierung des Silberpreises. Anders als der Spotpreis wird dieser nicht vom Markt bestimmt, sondern von mehreren Marktakteuren täglich um 12 Uhr in London festgelegt.

In mehreren Auktionsrunden werden die Angebote von sieben Banken verglichen. Es resultiert ein neuer Silberpreis.

Dieses aussergewöhnliche Vorgehen stand in der Vergangenheit wiederholt in der Kritik. Die Differenz zwischen Spot- und Fixierungspreis könne von den direkten Teilnehmern ausgenutzt werden und lade unweigerlich zu Marktmanipulationen ein, klagten Händler.

Partizipanten können Profit schlagen

Die Beanstandungen führten 2014 zu einer Revision des jahrzehntealten Prozesses. Sowohl die Fixierung des Silber- als auch des Goldpreises wurde überarbeitet. Neu wird eine blinde Auktion durchgeführt, so dass die Teilnehmer die einzelnen Gebote erst am Ende der jeweiligen Runde sehen.

Damit soll taktisches Bieten verhindert werden. Absprachen zwischen den Banken vor der Auktion werden dadurch aber nicht verunmöglicht.

Aber auch einzelne Partizipanten können aus kleinen Beeinflussungen bisweilen grossen Profit schlagen, wie das Verhalten von Barclays am Goldmarkt zeigt. Ein Händler der britischen Grossbank drückte den Preis des Edelmetalls im Mai 2014 um wenige Cents nach unten. Zuvor hatte er eine Kaufoption auf Gold (Gold 1163.24 -0.61%) zu einem höheren Preis über mehrere Millionen Dollar verkauft, die er auslaufen lassen wollte. Seine Taktik ging auf und ersparte der Bank immense Ausgaben.

Richtwert für Produkte

Wenn der Vorgang derart ausgenutzt werden kann, wieso wurde die Silberpreisfixierung bei der Revision vor zwei Jahren nicht ganz abgeschafft?

Der täglich festgelegte Silberpreis dient als Richtwert für viele Hebelprodukte, Kontrakte und – wie im beschriebenen Fall – Optionen auf das Edelmetall. Es ist entscheidend, dass sich Käufer und Verkäufer auf einen Preis einigen können. Die vorherrschenden Offerten am Markt sind dazu nicht geeignet. Denn sie zeigen zwei verschiedene Preise: einen Angebots- (Geldkurs) und einem Nachfragepreis (Briefkurs). Beide Preise bilden nicht genau ab, zu welchem Kurs am Markt tatsächlich gehandelt werden könnte.

Mangels einer Alternative zur Festlegung eines geltenden Preises wird an der Silberpreisfixierung festgehalten. Die jüngsten Manipulationsvorwürfe dürften deshalb kaum die letzten gewesen sein.

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