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16:19 Uhr - 19.01.2015

«Schweizer Aktienmarkt ist leicht teurer als Anfang Jahr»

Laut Sven Bucher, Leiter des Research der Zürcher Kantonalbank, ist die Korrektur am Schweizer Aktienmarkt nicht übertrieben. Interessante Investitionsmöglichkeiten sieht er trotzdem.

Herr Bucher, war die Reaktion des Schweizer Aktienmarktes auf das Aufheben der Untergrenze übertrieben?
Die Reaktion am Schweizer Aktienmarkt war nicht übertrieben, wenn man die Währungsentwicklung anschaut. Die Frage ist eher, ob die Reaktion am Währungsmarkt übertrieben war.

Was denken Sie?
Wir sind der Meinung, dass wir ein Unterschiessen gesehen haben und dass im Laufe der Zeit eine Abschwächung des Frankens stattfinden wird. Wobei niemand genau sagen kann, wie lange diese Übertreibung andauern wird. Wenn man die Entwicklung an den Währungsmärkten anschaut, ist die Situation am Schweizer Aktienmarkt wie bereits erwähnt nachvollziehbar.

Wo sehen Sie den fairen Wert des Eurokurses?
Bei einem Wechselkurs gegenüber dem Euro von unter 1.13 erachten wir den Franken als klar überbewertet.

Wie sehen Sie die aktuelle Bewertung des Schweizer Aktienmarktes?
Wir haben die Gewinnprognosen der Schweizer Unternehmen aktualisiert, unter der Annahme eines durchschnittlichen Eurokurses von 1.05 und eines Dollarkurses von 0.90 Fr. für 2015. Gemäss dieser Anpassung ist der Schweizer Aktienmarkt momentan leicht teurer als Anfang dieses Jahres. Die Gewinnschätzungen hängen aber stark davon ab, wo sich der Euro einpendelt. In dieser Woche wird an der Sitzung der EZB mit möglichen geldpolitischen Massnahmen und in Griechenland mit den Wahlen sicher ein Richtungshinweis gegeben, wohin der Wechselkurs gehen könnte.

Was empfehlen Sie den Anlegern?
Die Anleger sollten noch abwarten, was in den nächsten Tagen passiert. Sie sollten warten, bis sich die Situation an den Währungsmärkten beruhigt hat. Heute Morgen gab es bei Schweizer Aktien eine Gegenbewegung. Dieses Hin und Her wird in den nächsten Tagen weitergehen, bis sich die Märkte eingependelt haben.

Gibt es Unternehmen, die stärker korrigiert haben, als dies gerechtfertigt ist, und wo sich eine Investition lohnen würde?
Es gibt sicher die eine oder andere Möglichkeit, wo doch schon relativ viel eskomptiert wurde. Viele Unternehmen sind langfristig gut aufgestellt, und das Problem besteht nur bei der aktuellen angespannten Währungssituation.

An welche Unternehmen denken Sie?
Ich denke beispielsweise an Syngenta (SYNN 295.8 5.04%), Lonza (LONN 96.95 5.44%) und Siegfried (SFZN 147.6 -0.34%). Bei Syngenta beträgt der wechselkursbedingte Margendruck lediglich 50 Basispunkte, und das Unternehmen bilanziert in Dollar. Lonza hat wegen der veränderten Wechselkurse zwar ein geringeres Margenpotenzial, da ein hoher Kostenanteil in Franken anfällt, aber die laufende Restrukturierungen und die Neuausrichtung wurden bislang unterschätzt und bieten weiterhin Potenzial. Siegfried hat wegen des natürlichen Hedge ein geringes Transaktionsexposure. Der wechselkursbedingte Margendruck beträgt lediglich 30 Basispunkte.

Gibt es auch Sektoren, die mit dem Gesamtmarkt zu Unrecht abgestraft wurden?
Der Versicherungssektor scheint insgesamt attraktiv zu sein, insbesondere Swiss Life (SLHN 213.5 4.1%). Er hat stärker korrigiert, als aufgrund der negativen Währungseinflüsse gerechtfertigt ist, womit für den ganzen Sektor ein kurzfristiges Aufholpotenzial besteht.

Wie sieht es bei den Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis aus?
Bei weiterhin unsicherem Marktumfeld oder seitwärts tendierenden Märkten ist Nestlé (NESN 67.6 4.32%) sicher interessant. Nestlé könnte eine noch grössere Prämie aufbauen angesichts der weiter gesunkenen Zinsen. Aber auch Swisscom (SCMN 510 -0.39%), Schweiter (SWTQ 723 0.91%) oder Hügli (HUE 678 4.15%) erachten wir in einem solchen Umfeld als attraktiv. Defensive, relativ dividendenstarke Titel wie Novartis (NOVN 89.05 4.7%) und Roche (ROG 254.2 2.83%) sind im jetzigen Umfeld ebenfalls interessant.

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