Google lanciert ein neues Angebot im Musik-Streaming. Gegen Apple, Spotify & Co. kommt es vorerst nicht an.
Google (GOOGL 1084.22 0.02%) will es nochmal wissen: Am Dienstag bringt die Tochter des Internetkonzerns Alphabet Youtube Music an den Start, einen Musikstreamingdienst. Im hart umkämpften Markt für Lieder aus dem Internet wagt der Anbieter so einen neuen Vorstoss.
Dafür, dass Google den Markt für Smartphones beherrscht und mit Youtube den für Videostreaming, ist der Fussabdruck bei Musikservices verschwindend klein. Amazon (AMZN 1583.7483 -0.11%), Apple (AAPL 187.9602 0.18%) und Spotify (SPOT 151.6215 0.93%) haben deutlich mehr Erfolg. Für Anleger ist der Markt dennoch kein Selbstläufer.
Die schwedische Spotify dominiert dank Pioniervorteil den Markt mit einem Anteil von 40%. Das Unternehmen, gegründet im Herbst vor zehn Jahren, war eines der ersten, das es der Klientel erlaubt hat, Musik aus dem Internet abzurufen. Der Aufstieg der Smartphones und des mobilen Internet hat auch Spotify gross gemacht.
Inzwischen ist ein Grossteil der Musik bei Spotify frei zugänglich, unterbrochen von Werbung. Wer mehr Funktionen will wie werbefreies Streaming oder das Herunterladen von Titeln, zahlt einen Aufpreis. Ähnlich funktionieren auch die anderen Modelle, wie die von Nummer zwei Apple. Amazon liegt auf dem dritten Platz, weil Millionen von Lieder für Kunden des Onlinewarenhauses über ihr Prime-Abonnement gratis und ohne Werbung verfügbar sind.
Andere dominieren
Google erscheint in der offiziellen Statistik nur unter «ferner liefen». Das ist umso erstaunlicher, als dass der Suchmaschinenbetreiber schon seit 2011 einen Streamingdienst namens Google Play Music unterhält. Dieser ist ab Werk auf den allermeisten Smartphones und Tablets mit Android-System vorinstalliert – und das sind einige. Im vergangenen Jahr waren 85% aller verkauften Smartphones gemäss Zahlen der Marktforscher von Gartner Androidgeräte, nur 14% solche von Apple.
Dazu kommt die Popularität der Videostreamingplattform Youtube für Musikliebhaber. Gefragt nach ihren Lieblings-Apps für Musik laute die Antwort häufig: «ein Streamingdienst und Youtube», erklärt Lyor Cohen, Musikverantwortlicher bei Google. Gemäss Daten der International Federation of the Phonographic Industry hören Nutzer allein auf Youtube doppelt so viel Musik wie auf allen anderen Musikstreamingdiensten zusammen – und das dank Werbung gratis.
Diese Pluspunkte will sich das Unternehmen zunutze machen: Mit Youtube Music startet Google einen weiteren Streamingdienst, fokussiert auf das Hören von Musik. Wie bei Spotify soll es ein freies, werbefinanziertes Angebot geben sowie ein kostenpflichtiges Abonnement, zunächst nur in den USA, Australien, Neuseeland, Mexiko und Südkorea, später anderswo in der Welt. Google Play Music auf mobilen Geräten wird es indes weitergeben, wenn auch viele vermuten, dass Google die Dienste zusammenführen wird.
Apple-Kunden sind treu
Die Rivalen können gelassen auf die Änderungen blicken: Apple-Kunden sind tief im Apple-Ökosystem verwurzelt. Ihnen wird ein Abo bei Apple Music auch künftig leichter fallen als eines bei Google oder Spotify. Amazon geht mit Prime Music einen Sonderweg. Spotify-Titel sind seit April an der Börse. Seit kurzem stellen Künstler auf Spotify exklusive Musikvideos vor. So wollen die Schweden die Dominanz von Youtube bei Videos brechen.
Der erste Geschäftsbericht von Spotify Anfang Mai fiel wenig berauschend aus. Zwar stieg im ersten Quartal die Zahl der zahlenden Kunden 4 Mio. auf 75 Mio. Mit 95 Mio. nutzt die Mehrzahl den Dienst jedoch weiter gratis. Spotify-Gründer und CEO Daniel Ek erklärte in einer Telefonkonferenz, dass die Rivalen kaum Einfluss auf das eigene Geschäftsmodell haben. Es werde auch künftig mehrere Dienste geben. Spotify wird gerne mit Netflix (NFLX 335.6 1.14%) verglichen. Der Videostreamingdienst nimmt ebenso eine Pionierrolle ein, hält aber die Rivalen besser in Schach.
Auch wenn sich das Spotfiy-Management gelassen zeigt: Der Markt für Musikstreamingdienste ist endlich. Spannend wird, wie sehr Google hinter Youtube Music steht: Mit Werbung bei Youtube unterhält das Unternehmen eigentlich bereits ein hochmargiges Geschäft. Musikstreaming scheint da weniger attraktiv. Anleger, die auf Nummer sicher gehen wollen, schauen sich Apple an. Das Unternehmen profitiert von weiteren Services – aber auch von der Lust der Kunden auf Apple-Hardware.
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