Peter Ulber tritt als Verwaltungsratspräsident zurück. Das macht den Weg frei zu einer offenen Diskussion über die Zukunft des Frachtlogistikers.
Das Murren bedeutender Aktionäre wurde immer lauter. Nun hat Peter Ulber rascher als erwartet die Konsequenzen gezogen. Für die Wiederwahl als Verwaltungsratspräsident von Panalpina (PWTN 125.2 6.01%) an der nächsten Generalversammlung im Mai steht er nicht mehr zur Verfügung.
Mit diesem Schritt entkrampft er die verfahrene Situation rund um den Frachtlogistiker ein Stück weit. Lars Förberg, Mitgründer von Grossaktionär Cevian Capital und einer der schärfsten Kritiker, erklärt im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» denn auch: «Wir begrüssen diesen ersten Schritt in die richtige Richtung.»
Er sei logische Konsequenz davon, dass Panalpina seit Jahren eine ungenügende Performance zeige. «Nun aber muss der Verwaltungsrat die strategische Neuausrichtung ohne Peter Ulber sofort an die Hand nehmen», fordert der Schwede. In den sieben Monaten bis zu Generalversammlung stünden die Märkte und die Konkurrenten schliesslich nicht still.
Was Förberg nicht explizit sagt, aber meint: Ulber sollte als «Lame Duck» so schnell wie möglich ersetzt werden.
Keine Geduld mehr
Cevian ist hinter der Ernst Göhner Stiftung, die 46% an Panalpina hält, und nach der US-Investmentgesellschaft Artisan Partners (14,5%) mit rund 12% der drittgrösste Aktionär. Anfang 2010 hatte Cevian die Meldeschwelle von 3% überschritten, seit 2011 ist der aktivistische Investor im Verwaltungsrat vertreten, zunächst durch Förberg selbst, seit mehr als fünf Jahren durch Ilias Läber.
Am 25. Oktober hatte Förberg im Wirtschaftsmagazin «Bilanz» schweres Geschütz aufgefahren. Unverblümt forderte er den Rücktritt von Peter Ulber.
Er ortete den Verwaltungsratspräsidenten, der Panalpina 2013 bis 2016 als CEO operativ geführt hatte, als Hauptverantwortlichen dafür, dass der Frachtlogistiker in den vergangenen Jahren im Vergleich zu Konkurrenz laufend Marktanteile eingebüsst und die Erwartungen regelmässig enttäuscht hatte. Der Schwede betont: «Die Geduld ist aufgebraucht.»
Sowohl Cevian wie Artisan stimmten an der Generalversammlung im vergangenen Mai gegen die Wiederwahl Ulbers. Von den anwesenden Stimmen waren es über 43%, rechnet man die Ernst Göhner Stiftung heraus. Bereits in den Wochen zuvor war Unmut bekannt geworden.
Cevian hielt sich noch bedeckt, doch die US-Investmenthäuser Artisan und Franklin Templeton äusserten ungewohnt scharfe Kritik, nicht nur an der finanziellen Performance von Panalpina, sondern auch an der Corporate Governance.
Das Profil des neuen VR-Präsidenten
Artisan-Fondsmanager David Samra bemängelte im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» vergangene Woche erneut: «Es zeigt sich seit mehr als zehn Jahren, dass die Corporate-Governance-Strukturen ungeeignet und nicht wirksam sind.» Peter Ulber und Vizepräsident Beat Walti haben beide zwei Hüte auf. Sie sind auch im Stiftungsrat vertreten, Walti dort als Präsident.
Wie weiter? Zunächst muss der Nominationsausschuss des VR von Panalpina unter der Führung von Thomas Kern (früher CEO von Globus und Flughafen Zürich (FHZN 161.3 -0.92%)) einen unabhängigen Nachfolger für Ulber suchen und möglichst rasch finden. Förberg wünscht sich eine Person mit umfangreicher Branchen- und Turnaround-Erfahrung – die im Unterschied zu Ulber nicht auf der anderen Seite des Atlantiks (in den USA) wohne.
Wer immer der neue Verwaltungsratspräsident von Panalpina sein wird: Unter seiner Führung sollte das Gremium ein offenes Visier haben, was die strategischen Möglichkeiten des Frachtlogistikers angeht. Ulber und Walti hatten dem Vernehmen nach Vorschläge der Grossinvestoren sowie Gesprächsangebote von Mitbewerbern über einen Zusammenschluss und Kooperationen kategorisch abgelehnt.
Welche Rolle im Konsolidierungsprozess?
Das könnte sich früher oder später als kontraproduktiv für Panalpina – und für die Stiftung – erweisen. Die Branche der Frachtlogistik konsolidiert. Der Druck steigt derzeit, weil wachsende politische Unsicherheit den Handel zu beeinträchtigen droht.
Panalpina hat sich bislang eine aktive Rolle im Veränderungsprozess zugeschrieben und im Geschäft mit verderblichen Waren eine Handvoll kleinere Transportspezialisten übernommen.
Anderseits sind in der Schweiz Panalpina wie auch Ceva Logistics (CEVA 29.45 0.34%) «Logistiker, die eine Grösse haben, die einen Käufer voranbringt», wie sich ein Banker ausdrückt. Die dänische DSV (DSV 499.2 -1.58%) ist im Oktober bei Ceva abgeblitzt, Kühne + Nagel (KNIN 130.4 0.31%) hat es wohl gar nicht erst versucht.
Aktien steigen kräftig
Doch beide dürften ein grundsätzliches Interesse haben, mit Panalpina zusammenzuspannen, sofern die Bedingungen stimmen. Förberg sagt: «Richtigerweise stellt sich jetzt auch die Ernst Göhner Stiftung die Frage, was langfristig besser ist für Panalpina.»
Wenn der Verwaltungsrat umgehend alle strategischen Möglichkeiten prüft, solange er es noch aus der Position der Stärke tun kann, ist das gewiss nicht falsch. Die Bank Vontobel (VONN 57 -0.7%) meinte in einem Kommentar, das Ausscheiden von Ulber erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass Panalpina ein Übernahmeziel wird. Das sehen auch viele Investoren s0: Die Aktien gewannen im Tagesverlauf zeitweise über 8%.
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