Der Marktführer im Bereich Kolbenkompressoren verspricht für das zweite Geschäftshalbjahr eine klare Steigerung. Der Aktienkurs nimmt aber schon viel vorweg.
Gut sieht anders aus. Dennoch ist der Halbjahresabschluss von Burckhardt Compression per Ende September als hoffnungsvoll einzustufen. Die zwei wichtigsten Punkte sind positiv: Der Auftragseingang ist über Erwarten kräftig gestiegen, und die Jahresziele sind bestätigt worden, genauso wie die Mittelfristziele für 2022. Dem stehen in der Berichtsperiode ein schwacher Umsatz sowie ein ernüchterndes Ergebnis gegenüber. Das zweite Halbjahr soll jedoch klar besser werden.
Der Auftragseingang hat von einer niedrigen Basis aus gut 40% zugenommen, wobei beide Divisionen, Systems und Services, deutlich zulegten. Der gemeldete Umfang entspricht dem 1,17-fachen Umsatz, was nicht nur auf ein Anziehen des Verkaufserlöses hindeutet, sondern auch die Prognose stützt, wonach er im Gesamtjahr das Vorjahresniveau erreichen soll.
Marktumfeld erholt sich
Mit Blick auf das Neumaschinengeschäft (Systems Division) spricht der marktführende Hersteller von Kolbenkompressoren von einem sich erholenden Marktumfeld. Namentlich der Bereich Gastransport und Gaslagerung habe sich sehr positiv entwickelt, und das Chinageschäft verlaufe weiterhin erfreulich.
Ein Aufschwung von Systems tut bitter not. Anders als in der Services Division präsentiert sich die Ertragslage tiefrot. Ohne die konsolidierte 60%-Beteiligung an Shenyang Yuanda Compressor sähe sie noch schlimmer aus, wie der vom Gewinn abgehende, auf Shenyang Yuanda zurückzuführende Anteil Dritter (1,8 nach 0,7 Mio. Fr. im Vorjahr) andeutet.
Trotzdem peilt das Management für das ganze Geschäftsjahr ausser einem höheren Auftragseingang und einem Umsatz auf Vorjahresniveau unverändert eine leichte Erhöhung des Betriebsgewinns (Ebit) und des Gewinns an. Gemessen an den Jahreszielen liegen Umsatz und Ergebnisse nach halber Strecke deutlich zurück. Zumindest im Umsatz braucht das nicht zu beunruhigen. Burckhardt Compression (BCHN 321.2 1.45%) erklärt den mageren Verkaufserlös der ersten sechs Monate mit den Auslieferungsdaten von Neuanlagen der Systems Division. Sie führten zu einer ungleichen Umsatzverteilung auf die beiden Jahreshälften.
Ergebnisbremse ist gelöst
Die Erläuterung des schwachen Ergebnisses deutet ebenfalls auf temporäre Ursachen hin. Hervorgehoben werden zum einen zusätzliche Kosten bei Flüssiggasanwendungen im Marinebereich. Zum andern wird die Auslieferung von Projekten genannt, die von den im vergangenen Jahr stark gestiegenen Materialeinkaufspreisen in China betroffen (und dementsprechend nicht kostendeckend) waren. Demgegenüber seien im Bruttogewinn des übrigen Geschäfts von Systems deutliche Fortschritte erzielt worden. Generell sollen Bruttogewinn und Bruttogewinnmarge der Division im zweiten Halbjahr klar höher ausfallen.
Die stabilere Services Division präsentiert sich nach dem ersten Halbjahr unspektakulär solide. Ein kleiner Wermutstropfen ist der Margenrückgang. Sorgen bereitet das aber keine. Schwankungen sind insofern normal, als sich die Gewichte zwischen den unterschiedlichen Aktivitäten laufend verschieben. Zudem spiegelt sich in ihnen das stete Abwägen zwischen (langfristig orientierten) Investitionen und (kurzfristigem) Ergebnis.
Services muss gemäss Mittelfristplan 2022 allein zur anvisierten Umsatzsteigerung auf rund 700 Mio. Fr. beitragen. 2018 werden es rund 600 Mio. sein. Doch um das Margenziel von 10 bis 15% zu erreichen, braucht es auch Unterstützung von der Systems Division.
Kurs nimmt viel vorweg
Von diesen Mittelfristzielen nimmt der Aktienkurs einiges vorweg, wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27 für das nächste Geschäftsjahr zeigt. Dabei steht einem rund 2% höheren Aktienkurs eine feinadjustierte FuW-Schätzung für den Gewinn je Aktie von 11.90 Fr. gegenüber; die Schätzung für das laufende Berichtsjahr wurde deutlicher auf 8.30 Fr. zurückgenommen. Beide liegen unter den Prognosen von Wertschriftenhäusern.
Wie viel der Kurs bereits vorwegnimmt, lässt sich über ein «normalisiertes» KGV veranschaulichen. Wird als normalisiert ein Wert von 17 angenommen – der SPI (SXGE 10351.59 0.18%) Industriegüter hat ein KGV 2019 von 16 –, käme das einem Gewinn je Aktie von rund 19 Fr. gleich. Das wiederum lässt sich mit Schätzungen vergleichen, die sich aus den Zielen für 2022 herleiten lassen. Am unteren Rand des Margenbands sind das über den Daumen gepeilt keine 16 Fr. je Aktie, am oberen immerhin gut 23 Fr.
Der Tendenz nach lässt sich also nur aus der Kombination von 700 Mio. Fr. Umsatz und 15% Ebit-Marge eine gewisse Kursfantasie ableiten. Die Chancen, dies zu erreichen, stehen gut. Für eine Kaufempfehlung reicht das angesichts der vielen Unwägbarkeiten aber nicht.
Die komplette Historie zu Burckhardt Compression finden Sie hier. »
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