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07:09 Uhr - 16.05.2017

UBS verliert ihren grössten Aktionär

Nach zehn Jahren steigt der mächtige Staatsfonds von Singapur aus und verkauft einen Teil seiner UBS-Aktien. In einer Mitteilung äussert sich GIC enttäuscht über das Investment.

GIC, der Staatsfonds von Singapur, hat 93 Mio. UBS-Aktien verkauft. Wie UBS (UBSG 16.61 -1.25%) mitteilte, sollen die Titel über ein sogenanntes beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren an institutionelle Anleger verkauft werden.

Wie einer Mitteilung von GIC vom späten Montagabend zu entnehmen ist, wurde die Transaktion bereits vollzogen: «GIC hat den Anteil an UBS von 5,1 auf 2,7% abgebaut», schreibt der Staatsfonds.

Das Paket, das 2,4% des Kapitals der Grossbank entspricht, hat einen Wert von 1,54 Mrd. Fr. UBS Investment Bank agierte als Platzierungsagent in dieser Transaktion.

GIC liegt nun unter der Meldeschwelle von 3% und könnte daher ihren verbleibenden Anteil sukzessive verkaufen. Wie UBS schreibt, hat sich der Staatsfonds aber zu einer Verkaufssperre von neunzig Tagen bereiterklärt.

GIC zeigt sich enttäuscht

GIC hat mit der Investition in UBS einen herben Verlust erlitten. In der Mitteilung äussert sich der Staatsfonds entsprechend enttäuscht über das Investment. «GIC hat das Paket verkauft, obwohl damit ein Verlust realisiert wurde», wird der CEO des Staatsfonds, Lim Chow Kiat, zitiert.

«Das Umfeld hat sich fundamental verändert, seit GIC im Februar 2008 die Investition getätigt hat. Daher macht es Sinn, dass GIC den Anteil nun abbaut und die Mittel anderweitig einsetzt», schreibt Lim.

11 Mrd. Fr. investiert

GIC und UBS haben eine bewegte Vergangenheit: Am 27. Februar 2008 kam es in der Basler St. Jakobshalle zum wichtigen Votum. Damals entschieden die Aktionäre an der ausserordentlichen Generalversammlung der UBS, ob Singapur als Retterin der UBS genehm ist und sich GIC mit 11 Mrd. Fr. an der Schweizer Bank beteiligen darf.

Das frische Kapital brauchte die Bank dringend, denn sie hatte schon zu Beginn der Finanzkrise die ersten Milliardenverluste auf ihren enormen Beständen von amerikanischen Wertschriften (vor allem minderwertigen Hypothekenpapieren) erlitten.

Die Hilfs-Transaktion eingefädelt hatte der damalige UBS-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel.

Misstrauische Aktionäre

Der Singapur-Deal war umstritten. Die Investition von 11 Mrd. Fr. schien sehr grosszügig für den asiatischen Staatsfonds. Es handelte sich um eine Pflichtwandelanleihe, die während zwei Jahren fest mit 9% verzinst und danach in Aktien umgewandelt wurde, was GIC zum grössten UBS-Aktionär machen würde, mit einer Beteiligung von 9%.

Zudem wurde ein Wandelpreis festgelegt, der unter dem damaligen Kurs lag. Kritiker befürchteten darüber hinaus Schlimmes, wenn die Asiaten Einfluss auf die grösste Schweizer Bank gewinnen würden.

Angemerkt wurde auch, dass man sich in die Klauen der Konkurrenz begebe, ist Singapur doch ein wichtiger Platz für die Vermögensverwaltung vor allem für die asiatischen Kunden mit ihren wachsenden Vermögen.

Nicht im Verwaltungsrat

Spürbar wurde davon über die Jahre im Grunde nichts. GIC erwies sich als äusserst diskreter Hauptaktionär. Einen Sitz im Verwaltungsrat der UBS hat GIC nie beansprucht.

Vertreter des Staatsfonds stützten in ihren wenigen öffentlichen Auftritten die jeweilige Firmenleitung. Die Bank werde von Verwaltungsrat und Management bestens geführt, hiess es beispielsweise, man habe volles Vertrauen in Marcel Ospel und seinen CEO Marcel Rohner. GIC-Chef Ng Kok Song sagte in einem Interview mit der FuW im Januar 2008, die Restrukturierung der Investmentbank sei einem Verkauf vorzuziehen.

Im März 2010 fand die Umwandlung der Anleihe in Aktien statt. Für Singapurs Staatsfonds wurde die UBS-Kapitalspritze zum Verlustgeschäft. Für die 11 Mrd. Fr. lieferte UBS 230,7 Mio. Aktien nach Singapur.

Würde der Staatsfonds das ganze damals bezogene Aktienpaket heute verkaufen, bekäme er nur noch 3,8 Mrd. Fr. Er würde also einen Verlust von 7,2 Mrd. Fr. erleiden. Weil UBS für die Anleihe jährlich den Zins von 9% zahlen musste, hat GIC insgesamt knapp 2 Mrd. Fr. Zinszahlungen erhalten. Damit sinkt der theoretische Verlust auf 5,2 Mrd. Fr.

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