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06:56 Uhr - 24.03.2015

Platin verliert an Glanz

Der Preis des Edelmetalls ist auf den tiefsten Stand seit Sommer 2009 gefallen.

zoomWährend viele Aktienindizes neue Höchst erklimmen, stehen die Rohstoffmärkte weiterhin unter Druck. Besonders schwach präsentiert sich Platin (Platin 35560.5 -0.3%) (Platin 1144 -0.37%): Seit letztem Sommer sind die Preise des Edelmetalls um ein Drittel eingebrochen und notieren nun so tief wie letztmals 2009. Durch den Rückgang auf rund 1130 $ pro Feinunze wird Platin inzwischen gar mit einem Abschlag zu Gold (Gold 1187.44 -0.19%) gehandelt – ein Marktgefüge, das in den vergangenen Jahren nur äusserst selten vorkam. Obwohl Platin damit an Glanz eingebüsst hat, spricht einiges dafür, dass die Notierungen langsam einen Boden gefunden haben dürften.

Die Entwicklung des Platinmarkts wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst: Auf der Angebotsseite summiert sich das Produktionsvolumen aus Minen sowie das aus Recycling zurückgewonnene Edelmetall. Die andere Seite setzt sich vornehmlich aus der Nachfrage von Autokatalysatoren- und Schmuckherstellern (80% des Totals) sowie Investmenthäusern zusammen, die ihre Platin-Anlagevehikel (Exchange Traded Funds, ETF) physisch hinterlegen. Differenzen werden mit der Reduktion respektive dem Aufbau von Lagerbeständen ausgeglichen, die von den britischen Consultants SFA zurzeit auf 2,8 Mio. Feinunzen geschätzt werden.

Abbau des Lagerbestands

2014 hat sich sowohl die Nachfrage wie auch das Angebot gegenüber 2013 reduziert. Wie bereits im Vorjahr blieb der Platinmarkt in einem Defizit von rund 0,7 Mio. Unzen, das durch Anzapfen der Lagerbestände beglichen werden musste. Die Förderung Südafrikas sah sich von einem fünfmonatigen Streik der Minenarbeiter stark beeinträchtigt. Das hatte tiefgreifende Auswirkungen, ist Südafrika doch für zwei Drittel der Weltproduktion verantwortlich – und liegt damit deutlich vor weiteren Fördernationen wie Russland, Simbabwe, Kanada und den USA.

zoomIm gleichen Zeitraum verringerte sich die globale Platinnachfrage um 7% auf 7,9 Mio. Unzen. Dieses Minus darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den meisten Anwendungsbereichen der Bedarf gestiegen ist. Einzig die Nachfrage durch Investmentvehikel ging kräftig zurück. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Platinnachfrage 2013 durch den von der Geschäftsbank Absa aufgesetzten NewPlat-ETF – ein in südafrikanischen Rand denominiertes Vehikel – in die Höhe geschossen war.

Nach dem jüngsten Preisfall sind die Aussichten für eine Preiserholung allerdings intakt. So geht das Gros der Analysten davon aus, dass eine anziehende Weltwirtschaft sowie weitere Angebotseinschränkungen den Platinmarkt 2015 in einem Defizit halten sollten. Für das laufende Jahr liegt der Median aller Schätzungen laut Bloomberg bei 1306 $ pro Unze. Für 2016 wird ein weiterer Preisanstieg von rund 10% prognostiziert.

Dazu dürfte eine steigende Platinnachfrage aus dem Automobilsektor beitragen: Einerseits gehen die IHS-Marktforscher für 2015 von einem Absatzwachstum um 2,4% aus. Andererseits setzt sich rund um den Globus die Verschärfung der Abgasnormen fort. So wird beispielsweise in Europa ab September die Euro-6-Norm für alle neu zugelassenen Fahrzeuge bindend. Diese schreibt gerade Dieselmotoren deutlich tiefere Stickoxidemissionen vor. Zwar kann Platin in Katalysatoren zunehmend durch das aktuell günstigere Palladium (Palladium 24007.5 -0.53%) (Palladium 772 -0.68%) ersetzt werden. Dass der Platinpreis vergleichsweise stark gesunken ist, hat den Kostennachteil gegenüber dem Substitut aber auf rund 30% verringert.

Fördern die Minen weniger?

zoomDie Schwäche des Platinpreises dürfte langsam, aber sicher auf die Fördermengen durchdrücken, was die Bodenbildung unterstützen sollte. Eine Studie von J. P. Morgan quantifiziert die Minenbetriebskosten (Cash Costs) für 2015 auf durchschnittlich 800 $ pro Unze, wobei die Bandbreite ziemlich gross ausfällt. Berücksichtigt man Investitionen, die für den Erhalt der Produktionskapazität notwendig sind, erhöht sich der Break-Even auf 1033 $ pro Unze, was nicht mehr weit vom aktuellen Spotpreis entfernt liegt. Ein Blick auf die Kurshistorie belegt allerdings, dass eine Annäherung nicht unbedingt vor einem weiteren kurzfristigen Preisverfall schützen muss.

Dem interessierten Anleger stehen diverse Wege offen, auf die Entwicklung von Platin zu setzen. Eine Möglichkeit bieten die bereits erwähnten Exchange Traded Funds (ETF), die beispielsweise von der Zürcher Kantonalbank angeboten werden und vollständig mit dem physischen Edelmetall hinterlegt sind. Sie zeichnen ziemlich exakt die Preisentwicklung des Edelmetalls nach. Abhängig von der jeweiligen Fondswährung sind sie aber womöglich Devisenrisiken ausgesetzt. Auch Produkte zur Renditeoptimierung sind verfügbar: An der SIX ist zurzeit ein Barrier Reverse Convertible der Bank Vontobel (VONN 42.65 1.31%) kotiert. Er zeigt allerdings die Risiken auf, die ein volatiler Basiswert mit sich bringt. Nach dem grossen Preisrutsch von Platin ist die Barriere aktuell nur noch knapp 7% entfernt.

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