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14:25 Uhr - 01.02.2017

Fondsspezialitäten und ihre Macher

Die «Finanz und Wirtschaft» liefert drei Beispiele aus unterschiedlichen Märkten, wie sich sorgfältiges professionelles Investieren auszahlt.

Innovation

Wo Wachstum spriesstIvo Staijen, HBM Global Biotechnology Fund USD, setzt auch auf europäische Titel.zoomErst Clinton, jetzt Trump: Biotech-Aktien haben nach gutem Jahresstart an Schwung verloren, nachdem auch Donald Trump – wie letztes Jahr seine Widersacherin um die US-Präsidentschaft – verlauten liess, er wolle die Medikamentenpreise in irgendeiner Art kontrollieren. «Man wird sehen müssen, was daraus wird», bemerkt Ivo Staijen, seit Januar 2012 Manager des HBM Global Biotechnology Fund aus Zug. Wenn Trump sich durchsetze, werde seine Absicht Teil der von den Republikanern angestrengten Rückgängigmachung von Obamacare, der Gesundheitsreform von Ex-Präsident Barack Obama.

Staijen geht davon aus, dass die erste Jahreshälfte für Biotech-Werte volatil sein werde. «Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Biotech-Industrie in einer starken Verfassung befindet», hält er gegenüber FuW fest.

Viele Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren wichtige Produkte auf den Markt gebracht. Auch kleinere und mittelgrosse Gesellschaften schafften es, Erzeugnisse marktreif zu machen. Die US-Aufsichtsbehörde FDA sei weiterhin kooperativ. «Auch die Investoren sind zugänglich. Die Branche steht auf der starken Seite.» Das werde sich am Ende des Tages gegen die Politik durchsetzen.

Steht der Sektor vor einem Boom wie 2013 und 2014? So weit will Staijen dann doch nicht gehen. Die grossen Biotech-Unternehmen sind heute bezüglich Börsenwert zwar manchen Pharmakonzernen ebenbürtig, und punkto Innovationskraft haben führende Anbieter die Pharmagesellschaften abgelöst. Die PD-1- und PDL-1-Antikörper, mit denen Bristol-Myers (BMY 49.16 0.97%), Merck (MRK 61.99 0.91%) und jetzt auch Roche (ROG 238 2.15%) in der Immunonkologie einen Milliardenumsatz generieren, sind alle von Biotech-Unternehmen entdeckt worden. «Innovation holt sich Pharma bei Biotech», betont Staijen, «es ist das Innovationszentrum.» Aber weitere Mega-Blockbuster, wie zum Beispiel die oralen Hepatitis-C-Medikamente, die ab Ende 2013 auf dem Markt lanciert wurden, seien noch nicht abzusehen.

Gleichwohl sei Biotech eine Wachstumsindustrie, mit einem attraktiven Chancen- und Risikoprofil. «Wir sehen Biotech als einen der Sektoren, wo sich aktives Fondsmanagement auch in Zukunft auszahlen wird», sagt der Niederländer, der in Holland Chemie studiert hatte, in Zürich an der ETH in Biologie promovierte und später einige Jahre Pharmaanalyst bei Sarasin war.

Staijen hält sich nicht vom Index (Nasdaq Biotechnology (Nasdaq Biotechnology 2910.213 2.83%) Index, NBI) fern. Auf einen der grossen Titel zu verzichten, würde der Erwartung der Anleger entgegenlaufen. Aber das Ziel ist ganz klar Mehrwert, den der Fonds zumeist auch erreicht. Seit Beginn hat er den Index um 24,2 Prozentpunkte übertroffen. «Wir setzen auf schon etwas reifere Unternehmen. Das gibt dem Fonds eine gewisse Absicherung, was über die Zeit von Vorteil ist», heisst das erste Rezept. Die zweite Quelle für Mehrwert ist die Tatsache, dass der Fonds anders als viele Konkurrenzprodukte auch in Europa investiert. Europäische Aktien, die zusätzliche Wertschöpfung generieren, folgen hinter den Top Ten, den grossen US-Namen. Zurzeit ist Europa mit 15% gewichtet, darunter mit Actelion (ATLN 262.6 2.18%) auch ein Schweizer Wert.

Goldenes Händchen

Stöbert Goldreserven aufFlorian Siegfried, Precious Capital Global Mining and Metals Fund, fährt dem Sektor davon.zoomAls Schmuck, Kapitalanlage oder beides – Gold (Gold 1206.2 -0.43%) lässt niemanden kalt. Die einen lieben es, andere lehnen Goldinvestments, weil zinslos, ab. Auch bei Minenaktien ist die Dividende sekundär. Worauf es ankommt, ist die Wertsteigerung. «Minen müssen wie alle Unternehmen einen Cashflow erwirtschaften, und der Investor kann am Wachstum teilnehmen», sagt Florian Siegfried (SFZN 217.5 1.02%), Manager des Precious Capital Global Mining and Metals Fund der Anlageboutique AgaNola.
Er führt den Fonds seit 2009 und hat den Sektor stets übertroffen. Vergangenes Jahr hat er den Wert verdoppelt, verglichen mit einem Zuwachs des Referenzindex von 40%. Wie schafft er das?

«Ich gebe zu, das Risiko ist hoch. Aber die Chancen sind mindestens so gross. Es ist ein People’s Business. Erfahrung und Fachwissen sind in der Minenindustrie essenziell.» Indem Siegfried in Unternehmen investiert, deren Reserven erwiesen sind, wo bis zur Förderung aber noch viele Arbeiten wie Geldbeschaffung, Infrastruktur etc. zu erledigen sind, hält er das Risiko tief. In dieser Phase des Minenzyklus sind die Aktien meist billig, mit einem Preis-Cash-Verhältnis von 3 bis 4 sogar extrem billig. Vielen Investoren fehlt die Geduld, denn bis zur Produktion dauert es oft Jahre.

Der Fonds konzentriert sich bewusst auf Titel von kleineren und mittelgrossen Unternehmen. Sie sind flexibler als die grossen, von denen viele nach der Finanzkrise noch immer mit sich selbst beschäftigt sind. Letztere reparieren die Bilanz und stossen Teile ab, die nicht mehr in die Strategie passen. «So kommen viele kleinere Gesellschaften zu Filetstücken», freut sich Siegfried. Manche institutionelle Investoren machen um Small und Mid Caps einen Bogen. Auch das ist ein Grund, weshalb viele Bewertungen niedrig sind. «Der Markt hat zwar an Transparenz und Statur gewonnen. Heute muss alles veröffentlicht werden, alle Machbarkeitsstudien, alle Daten. Aber Ineffizienzen gibt es weiterhin», fügt der Schweizer Minenspezialist an.

Zu Gold kam er nach einem Vortrag, als der Referent Jahre vor der Finanzkrise die Zuhörer mit der Aussage schockierte, wenn es so weitergehe, werde der US-Autogigant General Motors (GM 36.61 0.77%) Konkurs machen. Siegfried vertiefte sich danach in Studien zu Ökonomie, Finanzzyklen und der Alternativwährung Gold, und seither lässt ihn das gelbe Metall nicht mehr los.

Jedoch legt er Wert auf die Feststellung, dass er kein Schwarzmaler sei. Wie die Fondsperformance unterstreicht, glänzen selektive Investments in Minenaktien auch in normalen Zeiten. Man dürfe sich nicht verzetteln, rund 25 Positionen genügten. Zum aktuellen Unzenpreis von rund 1200 $ erziele die Branche einen positiven Cashflow, auch weil die Kosten für Finanzierung und Infrastruktur sowie für Arbeitsmaterialien wie Stahl und Sprengstoff gesunken sind.

Ein wichtiges Selektionskriterium für den Fonds sind die Währungen. Der feste Dollar gewährt Minenunternehmen ausserhalb des Dollarraums gewaltige Vorteile. «Für den australischen Produzenten zum Beispiel ist der lokale Goldpreis nicht 1200, sondern 1600 $», betont Siegfried. Der Fonds umfasst gegenwärtig nur wenige US-amerikanische Minenwerte, sondern vor allem Titel aus Kanada und Australien.

Chinas Konsumboom

Weiss, was Chinesen kaufenJian Shi Cortesi hält den JB-China-Evolution-Aktienfonds von GAM in den Spitzenrängen.zoomVorbei die Zeiten, in denen China mit Billigstprodukten die Welt eroberte. Mit hochwertigen Erzeugnissen und einer stark wachsenden Nachfrage nach Konsum und Dienstleistungen schlägt die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt das nächste Kapitel auf ihrer rasanten Reise zur globalen Wirtschaftsmacht auf. Während das konjunkturelle Wachstum auf – noch immer stolze – 6 bis 7% nachgelassen hat, expandiert der Detailhandelsumsatz um 10% und mehr. «Kein Wunder», sagt Jian Shi Cortesi, Managerin des JB China Evolution Fund, und nimmt eine andere Zahl zur Hand: «1999 betrug das Durchschnittseinkommen in China 1000 $ pro Jahr. Heute sind es 10 000 $, Tendenz weiter steigend.»

Shi Cortesi geht davon aus, dass Chinas Wandel von der Industrie- und der Exportwirtschaft hin zu Konsum und Service noch ein bis zwei Jahrzehnte andauern wird. Vorbild sind die westlichen Staaten mit einem Konsumanteil von über 70% des Bruttoinlandprodukts. Im Reich der Mitte beträgt dieser Anteil erst rund die Hälfte. Inzwischen haben aber auch chinesische Haushalte die Kreditkarte entdeckt, «das kurbelt die Nachfrage zusätzlich an», ergänzt die Fondsmanagerin. Jian Shi Cortesi ist in China aufgewachsen, arbeitete in der Redaktion von Dow Jones (Dow Jones 19864.09 -0.54%) in Peking, absolvierte in den USA ein Masterstudium, war als Aktienanalystin tätig und lernte bei einem CFA-Anlass in Zürich einen Tessiner kennen, mit dem sie heute verheiratet ist und einen Sohn hat.

Seit über sechs Jahren wohnt sie in der Schweiz, wo sie bei GAM (GAM 10.05 0%) die Aufgabe als Co-Managerin des JB Asia Focus Fund übernahm. Da betreute sie die Märkte China, Hongkong und Taiwan – auch damals schon mit Blickrichtung Konsum – so erfolgreich, dass sich der Vermögensverwalter entschloss, einen eigenen auf Konsum und Service ausgerichteten Chinaaktienfonds zu gründen, mit Shi Cortesi an der Spitze.

Inzwischen führt sie auch den Asia Focus, wie beim Chinafonds in enger Verbindung mit Spezialisten in Hongkong. Aus der Schweiz ein China- und Asienprodukt zu managen, erachtet sie nicht als Handicap, im Gegenteil: «Wenn ich jeweils im Abstand von wenigen Monaten in die Region reise, nehme ich den Wandel und die Dynamik, die in China vorherrschen, viel stärker wahr, als wenn ich immer dort leben würde.»

Beide sind aktive Fonds, und beide liegen deutlich über der Benchmark. Im JB China Evolution beträgt der aktive, also gesamtmarktunabhängige Anteil rund 80%.
«Ich orientiere mich daran, wohin das Haushalteinkommen fliesst», nennt sie ihr Grundrezept. Beispielsweise entwickeln Chinesinnen und Chinesen neue Essgewohnheiten, schwärmen etwa für Green Food. Sie lieben Modelabels, entdecken eigene Marken, zum Beispiel in der Körperpflege, und immer mehr Geld geben sie für Freizeit, Reisen sowie Aus- und Weiterbildung aus. Vieles läuft übers Internet. Auch dem trägt der Fonds mit Top-Holdings wie Tencent (Tencent 26.185 -0.02%) («Chinas Facebook»), Alibaba (BABA 101.31 0.29%) und Baidu Rechnung. Die Performance ist hervorragend: Gemäss Datenlieferant Citywire ist der JB China Evolution unter den Chinafonds über ein Jahr Nummer zwei und über drei Jahre sogar Nummer eins.

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