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16:04 Uhr - 22.08.2014

Europa drückt auf die Frankenrenditen

Zinsprognose Schweiz: Die enttäuschende Konjunktur in der Eurozone lässt die Renditen weiter sinken.

In der Ferienzeit machen auch die Banken Pause, zumindest bei ihren Publikationen zum Wirtschaftsgeschehen, die oft erst im September wieder im gewohnten Rhythmus erscheinen. Das heisst aber nicht, dass die jeweiligen Zinserwartungen auf unverändertem Niveau blieben.

Im Gegenteil: Fünf von sechs der monatlich von FuW befragten Ökonomen von UBS (UBSN 16.21 -0.25%), Credit Suisse (CSGN 25.72 -0.54%) (CS), Zürcher Kantonalbank (ZKB), Bank Julius Bär (BAER 39.97 -1.04%), UniCredit und Raiffeisen Schweiz haben in den vergangenen Wochen ihre Prognosen nochmals nach unten korrigiert.

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Zinskurve ist deutlich flacher

UBS hat die Prognosen am langen Ende sowohl auf Drei- als auch Zwölfmonatssicht um jeweils 20 Basispunkte (Bp) zurückgenommen (siehe Tabelle). Die meisten Benchmark-Renditekurven, vor allem jene von Staatsanleihen, hätten sich im Juli und August deutlich abgeflacht, wobei sich am kurzen Ende nichts änderte und die Sätze am langen Ende zurückgingen.

Denn angesichts der geopolitischen Krisenlage konzentrierte sich die Nachfrage nach Qualitätspapieren auf lange Laufzeiten und drückte deren Renditen. Die Situation werde auch in nächster Zeit instabil bleiben. Mit einer Erholung am langen Ende sei erst in den kommenden sechs bis zwölf Monaten zu rechnen.

Parallel zu UBS, allerdings jeweils nur um 10 Bp, rudert auch die CS mit ihren Zinserwartungen bei den zehnjährigen «Eidgenossen» zurück. Zinsstratege Maxime Botteron erklärt die Anpassungen mit dem enttäuschenden Konjunkturverlauf in den Kernländern der Eurozone. Von der europäischen Entwicklung könne sich die Schweiz nun mal nicht abkoppeln, es bestehe eine enge Korrelation. Dies habe in den Zinsprognosen einmal mehr berücksichtigt werden müssen.

Gleich argumentiert ZKB-Ökonomin Birgit Heim, die ihre Prognose der zehnjährigen Schweizer Renditen noch deutlicher als die beiden Grossbanken gesenkt hat, und zwar um 40 Bp auf Sicht von drei und um 30 Bp auf Sicht von zwölf Monaten. Haupttreiber der Prognosekorrektur seien die nach unten revidierten Konjunkturdaten der Eurozone.

Von der EZB abhängig

Dass man die schwache Entwicklung der Fundamentaldaten in der Eurozone lediglich nachvollzogen habe, bestätigt ebenfalls Ökonomin Susan Joho von Bank Julius Bär. Sie hat die Renditeerwartungen bei den zehnjährigen «Eidgenossen» nochmals um 15 (auf Sicht von drei Monaten) bzw. 10 Bp (zwölf Monate) gesenkt.

Martina von Terzi, Ökonomin bei UniCredit sieht innerhalb der nächsten zwölf Monate aufgrund der niedrigen Inflation in der Schweiz den Dreimonatslibor bei 0% und auch die Wechselkursuntergrenze von 1.20 Fr./€ weiter bestehen. Die Erwartungen der zehnjährigen Renditen habe man leicht nach unten korrigiert.

Als einzige Bank hat Raiffeisen nicht korrigiert. Die Schweizer Zehnjahressätze konnten sich jüngst trotz enttäuschender Zahlen aus der Eurozone leicht von ihren Tiefs lösen, reflektieren aber noch keineswegs die solide Schweizer Konjunktur, meint Ökonom Roland Kläger. Mehr Bewegung in die Zinskurve könnten allenfalls eine Entspannung im Ukrainekonflikt oder auch intensivere Zinserhöhungsdiskussionen in den USA bringen. Das kurze Ende bleibe aber «bis auf weiteres zementiert». Die schwachen Konjunkturdaten der Eurozone bestätige die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer resoluten Rhetorik – womit auch der SNB (SNBN 1081 0.09%) zinsseitig die Hände gebunden bleiben.

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