Der Frachtspediteur steigert sich im zweiten Quartal. Trotzdem sind die Gewinnerwartungen für 2018 zu hoch.
Panalpina-Aktionäre müssen auch dieses Jahr hohe Kursschwankungen verkraften. Notierten die Titel im Januar auf einem Mehrjahreshoch von 165 Fr., fielen sie im März bis auf 118 Fr. zurück.
Nun werden sie unterhalb der Mitte dieser Bandbreite gehandelt. Der am Dienstag veröffentlichte Halbjahresbericht liefert wenig Anhaltspunkte, dass der Börsenkurs des Frachtspediteurs bald auf den höheren Wert zurückkehrt.
In den ersten sechs Monaten stieg der Rohertrag (Umsatz minus Frachtaufwand) 10,6%. Dabei gelang es Panalpina (PWTN 131 -5.55%), die Betriebskosten leicht zu senken. Dadurch stieg der operative Gewinn auf Stufe Ebit 30%. Das sieht beeindruckend aus, doch im Vorjahressemester war er deutlich gesunken. Das aktuelle Ebit-Niveau von 55 Mio. Fr. liegt denn auch 10% unter den Werten von 2015 und 2016.
Wegen eines höheren Finanzaufwands stieg der Gewinn mit gut einem Fünftel weniger als der Ebit. Auch hier gilt: Das Niveau ist im Mehrjahresvergleich niedrig.
Erneut stellt sich die Frage, ob die Gewinnschätzungen von Analysten für 2018 und mithin für 2019 nicht zu hoch sind. Im ersten Semester resultierte ein Gewinn je Aktie von 1.56 Fr. Um die vorausgesagten 4 Fr. zu erreichen, müsste Panalpina im zweiten ein Effort gelingen, auf den die Investoren seit Jahren warten.
Nur ein Gewinnträger
Von drei Divisionen trägt nur eine substanziell zum Gewinn bei: die Luftfracht. Ihr Ebit stieg fast 37% auf 53,4 Mio. Fr. Gemessen am Rohertrag nahm die Marge von 13,3 auf 15,1% zu. Ziel ist, bis 2020 einen Wert von 25% zu erreichen. Das scheint je länger, je mehr ambitioniert zu sein.
Die Division Logistik produziert zwar keine hohen Verluste mehr wie noch vor fünf Jahren. Doch mit knapp 7 Mio. Fr. in sechs Monaten ist ihr Beitrag zum Gesamtergebnis bescheiden.
Das aktuelle Kursniveau von Panalpina lässt sich nur rechtfertigen, wenn im Seefrachtgeschäft ein dauerhafter Turnaround gelingt. In den vorhergehenden sechs Quartalen schrieb die Division bloss ein einziges Mal einen Gewinn auf betrieblicher Ebene.
IT-Projekt kommt voran
Nun schaffte es das Unternehmen im zweiten Quartal 2018, die Gewinnschwelle erneut knapp zu überschreiten. Die kommenden Quartale werden zeigen, ob es sich wie im vergangenen Jahr um ein einmaliges Aufbäumen handelt. Das mittelfristige Ziel, eine Marge von 20% zu erreichen, ist unter den herrschenden Rahmenbedingungen im Seefrachtgeschäft nicht mehr realistisch.
Die Profitabilitätsziele von Panalpina stehen und fallen mit dem neuen SAP-Informatiksystem, dessen Implementierung etwa zwei Jahre hinter dem ursprünglichen Fahrplan liegt. Die Implementierung sei auf gutem Weg, erläuterte CEO Stefan Karlen an einer Telefonkonferenz. Unter den grossen Märkten ist die IT in Deutschland und teilweise den USA einführt.
Noch ist in den Zahlen kein wesentlicher Effekt auf die Produktivität zu sehen. Bis zum Jahresende folgt China. Danach werden etwa 60% der Transaktionen über eine transparentere und effizientere Plattform abgewickelt, die Implementierungs- und Amortisationskosten sinken bzw. fallen weg. Beides zusammen müsste 2019 den Gewinn ankurbeln.
Warten auf den Durchbruch
Der Ausblick des Managements auf das zweite Halbjahr liefert noch keine Hinweise auf die grosse Wende. Auch 2018 wird Panalpina der entscheidende Durchbruch verwehrt bleiben.
Zu diesem Schluss gelangten offenbar auch Investoren: Die Aktien büssten am Dienstag nach anfänglichem Kursgewinn bis zu 5% ein.
Interessant der Vergleich mit der Konkurrenz an der Schweizer Börse: Die Titel von Ceva Logistics (CEVA 21.2 -2.75%) sanken vorübergehend 3% auf ein neues Tief von 21 (Emissionspreis 4. Mai: 27.50) Fr., während Kühne + Nagel (KNIN 155.1 2.44%) zeitweise mehr als 2,5% im Plus lagen. Die Präferenzen der Anleger sind klar.
Die komplette Historie zu Panalpina finden Sie hier. »
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