Der Pharmakonzern kämpft mit dem Patentablauf des Blockbusters Glivec. Im Fokus stehen deshalb neue Hoffnungsträger und die Zukunft der kriselnden Augenheilsparte Alcon.
Novartis (NOVN 74.1 1.09%) wird am Dienstag die Zahlen fürs erste Quartal vorlegen. Sie dürften nicht besonders rosig ausfallen. Der Umsatz wird laut den Schätzungen der Analysten auf Bloomberg gerade mal 0,5% auf 11,6 Mrd. $ zunehmen. Beim Gewinn prognostizieren die Analysten einen Rückgang von 11,7% auf 0.75 $ je Aktie. Um einmalige Sondereffekte bereinigt, erwarten sie ein Minus von 4,3% auf 1.12 $. In all diesen Schätzungen sind sogar positive Wechselkurseffekte eingerechnet.
Damit dürfte sich bestätigen, vor was Novartis zu Jahresanfang bereits gewarnt hatte. «2017 wird ein weiteres Übergangsjahr werden», sagte CEO Joe Jimenez im Januar. Der Patentablauf des Multimilliarden-Leukämiepräparats Glivec belastet den Umsatz. Kosten für die Entwicklung und das Marketing von Nachfolgern fallen trotzdem an. Ab 2018 werde Novartis jedoch in eine langanhaltende Wachstumsphase treten, versprach der 58-jährige Amerikaner.
Fortschritte bei Cosentyx und Entresto
Im Mittelpunkt wird deshalb stehen, wie die beiden bereits zugelassenen Hoffnungsträger Cosentyx gegen Schuppenflechte und Entresto gegen chronische Herzfehler im Markt in den ersten drei Monaten dieses Jahres abgeschnitten haben und welche Prognosen Novartis für deren Zukunft gibt. Während Novartis bei Cosentyx 2016 bereits beweisen konnte, dass das Medikament ein Blockbuster ist, bewegte sich der Umsatz von Entresto wegen Rückvergütungshürden der US-Staatsalterskrankenkasse Medicare bislang nur schleppend. Beide Präparate sind seit über einem Jahr auf dem Markt.
Spannend wird zudem sein, wie Novartis mit der Portfolio-Transformation vorankommt. Bis Ende Jahr will der Konzern eine strategische Lösung zur kriselnden Augenheilsparte Alcon präsentieren. Sie ist für rund 12% des Konzernumsatzes verantwortlich. Alcons Goodwill und die immateriellen Vermögenswerte sind per Ende 2016 mit 17 Mrd. $ bilanziert. Von der Weiterführung des Geschäfts bis zur Abspaltung über eine Kapitalmarkttransaktion kommt gemäss Novartis alles in Frage. Möglicherweise liegt die Lösung in einer Übernahme. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg haben die Basler die Bank of America (BAC 22.71 -1.56%) damit beauftragt, Interessenten für Alcon zu finden.
Wer will Alcon?
Die Frage ist jedoch: Wer ist an Alcon interessiert? 2015 büsste die Sparte rund 6% an Umsatz ein. 2016 sackte der Wert nochmals 2% ab. Beim Geschäft mit Linsen konnte der Abwärtstrend letztes Jahr gestoppt werden. Allenfalls wäre ein Konkurrent wie der US-Konzern Johnson & Johnson (JNJ 121.76 -0.09%) (Nummer eins in diesem Bereich) deshalb bereit, für die Subsparte zu bieten.
Beim zweiten Bereich der Augenchirurgie lief es dagegen weniger rund. Auch 2016 ging der Umsatz zurück. Der Bereich leidet unter einem Innovations- und Lieferkettenproblem. Laut Experten liegen die Probleme zu tief, als dass ein rascher Turnaround gelingen wird. Das schwächt die Attraktivität von Alcon bei Unternehmen aus der Branche wie Abbott aus den USA oder Zeiss aus Deutschland. Hinzu kommt, dass diese im Chirurgiebereich viel kleiner sind als Alcon.
Dennoch könnte es Interessenten geben. Mehr Zeit als die Branchenakteure hätten Private-Equity-Gesellschaften wie Blackstone, KKR oder Warburg Pincus. Sie könnten die Sparte in Ruhe fit trimmen und dann erst in der Branche feilbieten. Allerdings wäre bei ihnen wohl weniger zu holen als bei der Konkurrenz, die Synergien generieren könnte.
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