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07:10 Uhr - 21.04.2015

Credit Suisse in Wartestellung

Der Quartalsgewinn von über 1 Mrd. Fr. entspricht einer Steigerung von 23% und liegt im Rahmen der Erwartungen. Vor allem das Investment Banking hat viel besser abgeschnitten. Doch das Kapital bleibt knapp und das Wachstum bescheiden.

Wohl nicht zuletzt mit Blick auf die im Juni stattfindende Stabsübergabe an den neuen CEO Tidjane Thiam hat die Credit Suisse (CSGN 26.26 -2.05%) ihr Kostensparprogramm, das ursprünglich noch bis Ende Jahr laufen sollte, abgeschwächt. Das schafft dem Neuen mehr Manövrierraum. Die Herausforderungen der CS betreffen das Wachstum, die Kosten und das Kapital. Nach der Veröffentlichung der Zahlen verloren die CS-Aktien deutlich.

Gute Investment Bank

Insgesamt entsprach der Quartalsgewinn von 1,1 Mrd. Fr. (23% mehr als in der Vorjahresperiode) gut den Erwartungen. Der letzte vom langjährigen CEO Brady Dougan präsentierte Quartalsabschluss zeigt ein ansprechendes Ergebnis der Investment Bank, die im Wertschriftenhandel und -Verkauf von der erhöhten Marktvolatilität profitieren konnte, nicht aber vom boomenden Fusionsgeschäft, wo Marktanteile verloren gingen. Hier hatte man nach den Vorgaben der US-Banken mehr erwartet. Im zweiten Quartal laufe das Geschäft wieder besser, konstatiert CS.

Wie CEO Dougan wiederholte, strebt die Bank ein gemessen an den risikogewichteten Aktiven ausgewogenes Verhältnis von Wealth Management und Investment Bank an. Deshalb und wegen verschärfter regulatorischer Anforderungen forcierte die CS den Bilanzabbau in der Investmentbank auf fast 100 Mrd. Fr. Dabei erwies sich das strategische Geschäft als stabil. Im nicht-strategischen Teil waren die Ausstiegskosten dank Bewertungsgewinnen geringer als im Vorjahr.

Die Herausforderungen, die Zielgrössen bei den Kapitalkennzahlen zu erreichen, bleiben aber beträchtlich. Die Quote des harten Kernkapitals sank sogar noch leicht auf 10%. Gemäss Finanzchef David Mathers wird dieser Wert automatisch steigen, wenn die CS die ungewichteten Kapitalquoten verbessert, auf die die Regulatoren zunehmend grösseren Wert legen. Zwar hat sich die Levarage-Ratio (gemäss BIZ auf Basis Kernkapital) auf 3,6% verbessert. Sie liege damit «in Reichweite» der für Ende Jahr proklamierten Zielgrösse von 4%. Allerdings müsste dafür das Abbauprogramm (in der Investmentbank) beschleunigt werden. Oder das Management müsste im Wealth Management deutlich auf die Bremse treten.

Kapital bleibt knapp

Das Rätsel bleibt vorerst ungelöst: Die CS unterstreicht in ihrer Mitteilung den Willen, die Kapitalziele bis Ende Jahr erreichen zu wollen – und zu können. Die Bank spüre einen «guten Schwung» im ersten Quartal, der im zweiten Quartal anhalte.

Das Kerngeschäft der CS, die Vermögensverwaltung, entwickelte sich durchzogen. Während die CS von einem «guten» Ergebnis im Bereich Wealth Management Clients spricht und auf gutes Nettoneugeld, die besseren Margen und den höheren Gewinn hinweist, ist der Nettoertrag (Umsatz) der Division Private Banking & Wealth Management weiterhin rückläufig, ebenso das Ergebnis. Dies aufgrund eines Gewinneinbruchs im Asset Management um die Hälfte auf noch 70 Mio. Fr.

Im Private Banking & Wealth Management erreichte die CS einen Vorsteuergewinn von 834 Mio. Fr. Dougan sprach von «besonders guten» Entwicklungen bei  Wealth Management Clients, wo der Umsatz leicht zunahm und der Gewinn 10% stieg. Hier konnten 7 Mrd. Fr. Neugeld akquiriert werden aus Asien-Pazifik, Nord- und Südamerika sowie der Schweiz. Die Abflüsse infolge der steuerlichen Regularisierung von Kundengeldern bezifferte die CS auf 1,4 Mrd. Fr. Nicht zu vernachlässigen sind die Ausstiegskosten, die beispielsweise anfallen, weil die CS sich aus Dutzenden kleinerer Märkte zurückzieht. Sie betrugen im Quartal über 100 Mio. Fr.

Kredit an reiche Kunden

Bei den sehr vermögenden Kunden spielt die Kreditvergabe eine wichtige Rolle als Wachstumstreiber. Gemäss Dougan stehen 60% der Neugelder an Superreiche in einem Zusammenhang mit Kreditvergaben. Die Bank forciert dieses Geschäft seit 2013 und bezeichnet es als risikoarm.

Während die Credit Suisse das ursprüngliche Sparziel von über 4,5 Mrd. Fr. bis Ende 2015 (Basis 2011) lockert bzw. auf 4,0 Mrd. bis 4,25 Mrd. angepasst hat, bleibt es bei der Umsetzung der im Februar angekündigten zusätzlichen Einsparungen von rund 200 Mio. bis Ende 2017. Dabei geht es im Private Banking & Wealth Management darum, die Kosten und Erträge währungsmässig besser aufeinander abzustimmen.

Das neu Währungs- und Zinsumfeld nach dem SNB-Entscheid im Januar zur Aufhebung des Mindestkurses wirkt sich offenbar nur wenig auf die Ergebnisse aus. Dies ist einerseits offenbar den unmittelbar im Januar ergriffenen Massnahmen zu verdanken, aber andererseits ebenso der im volatilen Währungsumfeld gesteigerten Kundenaktivität.

 

Die komplette Historie zur Credit Suisse finden Sie hier »

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