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07:56 Uhr - 03.11.2015

Burckhardt Compression spürt Margendruck

Der Kompressorenhersteller hat sich in einem rauer gewordenen Umfeld ansprechend behauptet. Der Auftragseingang deutet aber eine Nachlassen des Wachstumsschwungs an.

zoomVon ­einem äusserst kompetitiven Umfeld mit Margendruck spricht  der Kolbenkompressorenspezialist Burckhardt Compression (BCHN 345.75 0.66%). Aber auch von zahlreich vorhandenen Projekten. Der am Dienstag publizierte Halbjahresbericht vermittelt ein gemischtes Bild. Kräftigem Umsatzwachstum stehen Gewinnzahlen im unteren Bereich der jeweils breiten Erwartungsspanne gegenüber. Das trotzdem prozentual zweistellige Gewinnplus wird durch einen rückläufigen Bestellungseingang getrübt, und der weitgehend bestätigte Ausblick enthält ein vorsichtiger formuliertes Margenziel.

Der Bestellungseingang verdient besondere Aufmerksamkeit. In vielen Industrieunternehmen ist er aktuell rückläufig. ABB (ABBN 18.81 0.16%), Rieter (RIEN 164.3 -0.12%), OC Oerlikon (OERL 9.82 1.45%), Bucher (BUCN 230.8 0.61%), Starrag (STGN 44.05 0.11%) und Tornos (TOHN 3.03 -1.94%), aber auch Sulzer (SUN 102 1.29%) in der Hauptdivision Pump Equipments und Feintool (FTON 91.9 -0.05%) im Maschinengeschäft sind Beispiele. Burckhardt ist da keine Ausnahme. Angesichts einer «ausserordentlich hohen» Vergleichsbasis und bremsender Währungseinflüsse ist das Bestellaufkommen jedoch beachtlich.

Anteil des Servicegeschäfts nimmt zu

Im Auftragseingang fällt die Divergenz der beiden Bereiche auf. Im Neumaschinengeschäft (Compressor Systems, CS) habe er enttäuscht, meint Armin Rechberger von der Zürcher Kantonalbank. Dafür treffe bei Komponenten, Umbauten, Wartung und Dienstleistungen (Components, Services & Support, CSS) das Gegenteil zu. Der Anteil am gesamten Bestellungs­eingang hat sich so im Vorjahresvergleich von 29 auf 34% erhöht (vgl. Grafik 1).

Das verdient deshalb Erwähnung, weil CSS rund doppelt so hohe Bruttogewinnmargen erzielt wie CS. Mit gut 30% des Umsatzes erwirtschaftet der Bereich die Hälfte des Bruttogewinns. Entwickelt sich sein Auftragseingang schwungvoller als der von CS, verspricht das einen höheren Umsatzanteil und – auf vergleichbarer Basis – höhere Gesamtmargen.

Weil das Geschäft mit Komponenten, Umbauten und Wartung dem Neumaschinengeschäft nachgelagert ist, lässt auch der hohe, durch eine niedrige Vergleichsbasis allerdings begünstigte Umsatzanstieg von Compressor Systems hoffen. Das sollte helfen, den Effekt aus dem sich abzeichnenden Schwungverlust von CS zu entschärfen. Dazu kommen die Avancen von CSS im Geschäft mit Fremdmaschinen (+15% im Geschäftsjahr 2014).

Im ersten Halbjahr hat sich die am Betriebsgewinn (Ebit) gemessene Marge von Burckhardt Compression wider Erwarten verringert (vgl. Grafik 2). Ausser am erhöhten Wettbewerbsdruck liegt das auch an höheren Wachstumskosten – am Aufbau neuer Kapazitäten und am Ausbau im ­Vertrieb und in der Logistik.

Uneinheitliche Entwicklung der Absatzmärkte

Für das Geschäftsjahr per Ende März prognostiziert das Management eine Ebit-Marge  «im unteren Bereich des Zielkorridors von 15 bis 20%»; bislang war von einem Wert über Vorjahr (15,7%) die Rede.Dabei geht es von einer besseren zweiten Jahreshälfte aus. Der Umsatz wird weiter über 500 Mio. Fr. gesehen, im Bestellungseingang wird unverändert das Vorjahresniveau (514 Mio. Fr.) angestrebt.

Dabei profitiert das Unternehmen von seiner breiten Marktabdeckung. Seine Kompressoren werden gebraucht, um Gase zu verdichten und zu verflüssigen. Genutzt werden sie in den Bereichen Öl- und Gasproduktion, Gastransport und -lagerung, Raffinerie, Chemie und Petrochemie sowie in Industriegasanwendungen. «Die einzelnen Absatzmärkte entwickeln sich sehr unterschiedlich», heisst es im Semesterbericht. Anwendungen in den Bereichen Gastransport und -lagerung, Raffinerie und Petrochemie erfreuen sich weiterhin guter Nachfrage.

Die FuW-Schätzungen für den Gewinn je Aktie bestehen weiter, erhalten aber den Vermerk «ambitioniert». Die daraus abgeleitete Bewertung ist angesichts der Qualitäten des Unternehmens und der Aussicht auf eine anhaltend attraktive Dividendenrendite nicht zu hoch. Das schwieriger gewordene Marktumfeld lässt eine gewisse Vorsicht jedoch ratsam erscheinen. Alles in allem gilt für die am Freitag leicht höher gestuften Titel ein «Halten».

Die komplette Historie zu Burckhardt Compression finden Sie hier »

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