Die Gesellschaften Bluebell und Krupa wollen morgen ausrufen. Ein Verkauf des angeschlagenen Asset-Managers ist für sie weiterhin eine valable Option.
Aktivistische Investoren knöpfen sich den angeschlagenen Asset-Manager GAM vor. Wie «Finanz und Wirtschaft» erfahren hat, werden morgen Dienstag die britische Gesellschaft Bluebell Capital Partners und die tschechische Krupa Global Investments in einer gemeinsamen Mitteilung Druck auf das GAM-Management aufsetzen.
Nach Meinung beider Aktivisten, die einen tiefen einstelligen Anteil in den GAM-Aktien aufgebaut haben, kommuniziert das Management des Asset-Managers zu zögerlich – in der Vergangenheit sogar falsch.
Androhung einer Kampagne
Bluebell und Krupa wollen spätestens am 20. Februar 2020, wenn der neue GAM-CEO Peter Sanderson die Jahreszahlen für 2019 präsentiert, einen klaren Plan hören, wie es weitergehen soll. «Ansonsten fahren wir eine Kampagne», sagt eine Person aus dem Umkreis der Aktivisten.
Bluebell hat sich bereits in der vergangenen Woche in einem Brief an GAM-Verwaltungsratspräsident David Jacob gewandt. Die Forderung: GAM solle sich auf die Sanierung des margenstarken Bereichs Investment Management konzentrieren und die margenschwächere Division Private Labeling verkaufen.
«Die GAM-Aktionäre zahlen einen hohen Preis für etwas, was zunehmend als Fehlreaktion auf einen Sturm im Wasserglas erscheint», zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg den Bluebell-Mitbegründer Giuseppe Bivona. GAM will sich zu Gesprächen mit Aktionären nicht äussern.
Weitere Sparrunde erwartet
Bluebell zielt dabei auf den Fall Haywood. GAM schlitterte in die Krise, als sie im März 2018 ihren Top-Fondsmanager Tim Haywood mit dem Vorwurf des groben Fehlverhaltens suspendierte. Im Nachgang zogen derart viele Anleger ihre Gelder aus Haywoods Fonds ab, dass sich GAM gezwungen sah, die Vehikel in die Liquidation zu schicken. 11 Mrd. Fr. an Vermögen flossen dem Asset-Manager so ab, Kunden haben bis heute weitere 20 Mrd. Fr. aus anderen Anlagevehikeln abgezogen.
Ende des dritten Quartals verwaltete GAM im margenstarken Investment Management noch 51,1 Mrd. Fr., nach 84,4 Mrd. Fr. Ende 2017. Der Aktienkurs brach ein, GAM erlitt 2018 einen Verlust von fast 930 Mio. Fr., die Dividende wurde ausgesetzt. Zum Halbjahr 2019 präsentierte GAM einen Verlust von 14 Mio. Fr. Für 2019 ist mit einer schwarzen Null zu rechnen.
40 Mio. Fr. will die Gesellschaft bis Jahresende eingespart haben. Mehr wird wohl folgen müssen. Laut Bloomberg könnten 40% der Belegschaft oder 350 Stellen weiteren Sparmassnahmen zum Opfer fallen. GAM äussert sich auf Nachfrage von «Finanz und Wirtschaft» nicht zu allfälligen Plänen.
Verkauf wäre «grossartig»
Dieses Jahr stand auch der Verkauf der Gesellschaft zur Diskussion. Als mögliche Interessenten wurden der italienische Versicherer Generali, die in Genf ansässigen Privatbanken Union Bancaire Privée und Edmond de Rothschild sowie die französische Investmentbank Natixis herumgereicht. Doch niemand schlug zu.
Für die Aktivisten von Bluebell und Krupa ist der Verkauf oder Teilverkauf von GAM weiterhin eine wünschenswerte Option. «Wenn die Gesellschaft einen strategischen Partner findet, wäre das für alle Beteiligten grossartig», sagt die Person aus dem Umkreis der Aktivisten.
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