Rohöl hat sich seit Anfang Juni um mehr als 20% verbilligt. Die Nachfragesituation könnte zusammen mit der Rekordproduktion der Opec zu weiteren Preisabschlägen führen.
Der Ölpreis fällt und fällt. Zum Wochenauftakt ist der Preis für ein Fass der US-Leichtölsorte WTI (WTI 40.07 -0.05%) erstmals seit April unter 40 $ gesunken. Die Nordseeölsorte Brent (Brent 42.19 -0.14%) notiert knapp über 42 $ – mehr als 20% tiefer als zum Jahreshöchst Anfang Juni.
Die Angst vor einem steigenden Überangebot drückt auf den Preis. In den USA wachsen die Zweifel an der wirtschaftlichen Erholung und damit an der Ölnachfrage. Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal auf das Gesamtjahr gerechnet nur 1,2% gewachsen. Erwartet wurde ein Anstieg des Bruttoinlandprodukts um 2,8%.
Opec heizt Preiskampf weiter an
Derweil haben die Mitglieder des Ölkartells Opec die Produktion im Juli leicht gesteigert. Angaben der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ist die Förderung auf ein neues Allzeithoch von 33,4 Mio. Fass am Tag gestiegen. Insbesondere der Iran hat im vergangenen Monat erneut mehr Rohöl gefördert. Die iranische Regierung will so die durch die US-Wirtschaftssanktionen eingebüssten Marktanteile zurückgewinnen.
Auch die Produktion in Nigeria scheint sich zu erholen. Nach monatelangen Produktionsausfällen wegen Anschlägen auf die Ölinfrastruktur durch die Rebellengruppe Niger Delta Avengers hat sich die Lage seit Juni etwas beruhigt.
Am Wochenende hat Saudi-Arabien zudem den offiziellen Verkaufspreis für asiatische Kunden im September um 1.30 $ je Fass gegenüber dem Referenzpreis Oman/Dubai gesenkt. Entgegen eigener Beteuerungen, den Ölpreis bei 50 $ stabilisieren zu wollen, beteiligt sich der weltweit grösste Förderer damit weiter am Preiskampf zwischen den Produktionsländern.
Keine fundamentalen Veränderungen
Trotz der jüngsten Entwicklung nehmen die Analysten von Commerzbank (CBK 5.31 -7.89%) nicht an, dass sich die Lage am Ölmarkt fundamental verändert hat. Das Überangebot werde sich im zweiten Halbjahr deutlich verringern.
Gestützt werden die Prognosen durch die Daten der International Energy Agency (IEA). Mit einer täglichen Nachfrage von 34 Mio. Fass nach Opec-Öl dürfte das Angebot gemäss IEA in den kommenden Monaten zu tief ausfallen. Angesichts der kurzfristigen Nachfragesituation und der pessimistischen Stimmung unter den Anlegern bleiben Preisabschläge bis auf 40 $ je Fass der Sorte Brent jedoch wahrscheinlich.
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