Der Telecomkonzern soll die Konkurrenten Sunrise und Salt benachteiligt haben. Swisscom prüft nun, ob sie sich gegen den Entscheid der Kommission zur Wehr setzen soll.
Swisscom (SCMN 447.5 -0.04%) muss Sunrise (SRCG 76.5 -1.1%) und Salt zu tieferen Preisen auf ihre Netze lassen. Das hat die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) nach Beschwerden der Swisscom-Rivalen verfügt. Es geht um die Jahre 2013 bis 2016, in denen die Kosten für den regulierten Netzzugang erstmals nach einer neuen Methode berechnet werden. Gemäss der 2014 in Kraft getretenen Fernmeldedienstverordnung kommen die hypothetischen Kosten eines aktuellen Glasfasernetzes zum Tragen, bereinigt um einen Korrekturfaktor.
Vor allem bei Mietleitungen führt dies zu Preissenkungen zwischen 65 und 80%. Für Swisscom ist das «kaum nachvollziehbar», wie der Telecomkonzern am Dienstag erklärt. Das Unternehmen hat Rückstellungen gebildet, der Ausblick für 2019 bleibt unverändert. Für das laufende Geschäftsjahr strebt Swisscom einen Umsatz von 11,4 Mrd. Fr. und einen Betriebsgewinn (Ebitda) von mehr als 4,3 Mrd. Fr. an.
Der finanzielle Effekt der ComCom-Verfügung entspreche pro Jahr einem tiefen zweistelligen Millionenbetrag, und insgesamt unter 100 Mio. Fr. für vier Jahre, erklärt Swisscom auf Nachfrage. Der Telecomkonzern prüft einen Rekurs, die Frist dafür beträgt wie üblich dreissig Tage.
Swisscom wird die insgesamt fast achthundert Seiten der beiden Teilverfügungen der ComCom sehr genau studieren. Denn es geht um viel mehr Geld. Zum einen läuft bei der ComCom noch ein Verfahren für die Jahre 2017 bis 2019. Und zum anderen würde ein Präzedenzfall für die Zugangsberechnung geschaffen, wenn sich die neue Methode der ComCom etabliert, und ein neues Preisniveau im Grosshandelsgeschäft etabliert. Entsprechend analysiert auch Sunrise den Entscheid sehr genau. «Wir kommentieren diesen während der laufenden Rechtsmittelfrist nicht weiter», heisst es auf Anfrage. Auch Anbieter Salt wollte sich nicht im Detail äussern.
Die Bedeutung der älteren Netze nimmt generell ab, wegen des Glasfaser-Ausbaus und weil mobiles Breitband künftig stärker im Fokus steht. Bei Glasfasernetzen ist eine Zugangsregulierung nicht in Sicht. Wenn sich im regulierten Bereich ein tieferes Preisniveau etabliert, könnte das trotzdem Folgen für die Glasfasernetze haben, denn die Kosten der neuen Technologie sind nun dokumentiert. Potenziell betroffen: Swisscoms Verträge mit anderen Telecomkonzernen, etwa mit Sunrise bis 2022.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.