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09:38 Uhr - 22.12.2016

China-Kritiker wird Trumps Handelschef

Der Ökonom Peter Navarro, Autor des Buchs «Tod durch China», wird den neuen nationalen Rat für Handel im Weissen Haus leiten.

«Will man einen ökonomischen Denker lesen, um Trumps Sicht auf China zu verstehen, ist das Peter Navarro», schreibt der US-Ökonom und Blogger Tyler Cowen. Nun wird Navarro der erste Wirtschaftsprofessor auf einem hohen Posten im Weissen Haus. Er soll den neu geschaffenen National Trade Council leiten, den nationalen Rat für Handel.

Der in Harvard ausgebildete Professor ist nicht unumstritten: In einem Buch und einem darauf aufbauenden Dokumentarfilm mit dem Namen «Death by China» («Tod durch China») polemisiert er gegen den Verlust von amerikanischen Arbeitsplätzen wegen des unfairen Wettbewerbs aus dem Reich der Mitte.

Der Film beginnt mit einer Szene, in der die amerikanische Flagge mit einem Messer mit der Aufschrift «Made in China» zerstochen wird.

Affront gegen China

Die Nominierung von Navarro kann man als Affront gegen die Volksrepublik verstehen. So wie schon das Telefongespräch von Trump mit der taiwanesischen Präsidentin Tsai Ing-wen in Peking als Provokation aufgenommen wurde.

Die Staatsmedien in China halten sich mit meinungsstarken Stellungnahmen zu Navarro bisher zurück. Die Nachrichtenagentur Xinhua weist nur darauf hin, dass «die Ankündigung ein starkes Signal ist, dass Trump die meisten seiner Wahlkampfversprechen zur Handelspolitik umsetzen wird».

Trump hatte etwa versprochen, das transpazifische Freihandelsabkommen TPP zu stürzen. Ausserdem will er hohe Zölle auf mexikanische und chinesische Güter einführen sowie Unternehmen bestrafen, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern.

Nicht als Handelstheoretiker hervorgetan

Navarro ist derzeit Professor an der Business School der University of California in Irvine. Zu einem Publikumserfolg wurde sein Anlageratgeber «Wenn es in Brasilien regnet, investieren Sie in Starbucks». Seine Sorgen um die wachsende militärische Macht der Volksrepublik äusserte er in dem Buch «Crouching Tiger».

In der volkswirtschaftlichen Forschung hat er sich nicht als Handelstheoretiker hervorgetan. Er publizierte über die Kosten von Terrorismus, die Qualität von Online-Bildung und darüber, weshalb Unternehmen für wohltätige Zwecke spenden.

Trotzdem ist er einer der wenigen akademisch aktiven Wirtschaftswissenschaftler in Trumps Beraterkreis. Designierter Finanzminister ist der Finanzier Steve Mnuchin und Chef des National Economic Council (des nationalen Wirtschaftsrats) der Goldman-Sachs-Banker Steve Cohen.

Als Vorsitzender des ökonomischen Beratergremiums Council of Economic Advisers ist Larry Kudlow vorgesehen, der zuletzt in der Privatwirtschaft und als Kolumnist aktiv war.

Vorwurf der Währungsmanipulation

Im Interview mit dem österreichischen «Standard» im August warf Navarro der Volksrepublik vor, die chinesische Währung künstlich schwach zu halten: «Die Hälfte des US-Handelsdefizits verursacht China, weil es seine Währung manipuliert.» Die Theorie des freien Handels mit seinen Vorteilen würde nur funktionieren, wenn die Wechselkurse freigegeben würden.

Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, an seinem ersten Amtstag China als Währungsmanipulator zu bezeichnen. Danach würden der US-Regierung gemäss Gesetz Möglichkeiten offenstehen, Strafzölle auf chinesische Güter zu verhängen.

Gemäss Navarro verschafft sich China auch durch den Diebstahl von geistigem Eigentum, durch mangelnde Umweltschutz- und Arbeitsrichtlinien sowie durch Dumpingpreise einen unfairen Wettbewerbsvorteil. «Das wird unter Trump aufhören», hat er angekündigt.

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