Zurück zur Übersicht
07:29 Uhr - 29.07.2015

Tidjane Thiams Möglich-Macher

Mit Pierre-Olivier Bouée stösst ein weiterer Weggefährte des neuen Credit Suisse-CEO als dessen Stabschef zur Schweizer Grossbank.

Er kommt im noch spartanisch eingerichteten, vergleichsweise kleinen, aber angenehm klimatisierten Büro am Paradeplatz freundlich und bescheiden daher, der neue Stabschef des neuen CS-CEO Tidjane Thiam. Pierre-Olivier Bouée (44) kennt die Aufgabe und hat sie für Thiam auch schon beim britischen Versicherer Prudential erfüllt. Er sieht sich  nicht als Gatekeeper, sondern als Directeur de cabinet, der den Zugang zum Chef nicht behindert, sondern ermöglicht. Er will ein Möglich-Macher sein.

Der schnelle Gang ins Ausland

Der Verweis auf den französischen Directeur de cabinet sollte allerdings nicht falsch interpretiert werden. Pierre-Olivier Bouée definiert sich nicht als Franzose mit einem eindrücklichen französischen Werdegang – ganz im Gegenteil. Es hat ihn nach den französischen Eliteschulen sehr schnell zu ausländischen Firmen und ins Ausland gezogen, gerade weil er nicht aufgrund seines eindrücklichen CV definiert und limitiert werden wollte.

Nach der Handelshochschule HEC, dem Pariser Institut für politische Studien Sciences Po und der Verwaltungshochschule ENA arbeitete er im Schatzamt – aber nur für kurze Zeit und bereits damals in der internationalen Abteilung. Glücklich wurde er im Amt nicht, da die Verbindung zwischen der Arbeit und dem Resultat seiner Meinung nach nicht gegeben war. Er wechselte zum Pariser Büro der Beratungsgesellschaft McKinsey, wo er sich um verschiedene Branchen (Banking, Versicherung, Einzelhandel) kümmerte – und jede Gelegenheit nutzte, im Ausland zu arbeiten.

Das Team ist matchentscheidend

Bei McKinsey lernte er auch Tidjane Thiam kennen und schätzen und folgte ihm zuerst zum kleineren britischen Versicherer Aviva und später zum grösseren britischen Versicherer Prudential. Er erkennt in Thiam eine grosse Führungspersönlichkeit mit viel Charisma, einen fairen und menschlichen Teamplayer. Das Team, die Arbeit mit den Leuten ist auch für Pierre-Olivier Bouée in jeder Lebenssituation matchentscheidend.

Bei Prudential hatte er verschiedene Führungspositionen inne, war Stabschef, Business Representative für den asiatischen Markt und schliesslich Group Chief Risk Officer. Asien sieht er auch heute noch als wichtig für jeden Finanzdienstleister. Die grössten Chancen erkennt er dort, wo Reichtum entsteht und wächst – eben in Asien. Es ist seiner Meinung nach einfacher, die sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen. Voraussetzung ist jedoch viel Respekt für die Kultur, für die Sprache und die verschiedenen Länder.

Konzentration auf die neue Aufgabe

Was die vorherigen Doppelmandate betrifft, wehrt sich Pierre-Olivier Bouée gegen Spekulationen, die – davon ist er überzeugt – oft in die Irre leiten. Es machte bei Prudential viel Sinn, diese Jobs zu verbinden. Bei der CS konzentriert er sich auf die Rolle des Stabschefs.

Zurückhaltend gibt er sich auch, was Familie und Privatleben betrifft. Er lässt sich entlocken, dass er vier Kinder hat und der älteste Sohn in den USA studiert. Und ja, die Familie wird über kurz oder lang in die Schweiz ziehen. Öffentlich bekannt ist, dass Pierre-Olivier Bouée in seiner Jugend Rugby spielte und in London eine Jugendmannschaft mit Mitgliedern aus den verschiedensten sozialen Schichten trainierte. Der Teamgeist, den Pierre-Olivier Bouée hochhält und den er an Tidjane Thiam schätzt, kommt hier zum Tragen.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.