Das reale BIP wuchs im zweiten Quartal um 7,5%, was dem Jahresziel Pekings entspricht. Die Kreditvergabe hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen.
Chinas Wirtschaft ist auf Kurs – zumindest auf Regierungskurs. Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs im zweiten Quartal um 7,5% (Jahresvergleich), was dem Ziel Pekings für das ganze Jahr entspricht. Im ersten Quartal lag das Wirtschaftswachstum mit 7,4% leicht darunter und notierte ein Achtzehnmonatstief.
Auch wenn die chinesische Regierung immer wieder bekräftigt hat, tiefere Wachstumsraten zu tolerieren, um die strukturellen Reformen voranzutreiben, scheint sie angesichts der Wirtschaftsschwäche zu Beginn des Jahres kalte Füsse gekriegt zu haben. Gezielte Stimuli, Infrastrukturinvestitionen und Lockerungsübungen der Zentralbank (PBoC) haben Wirkung gezeigt, und die 7,5% übertreffen die Erwartungen der meisten Chinaanalysten.
Selektive Stimuli
Die selektive Lockerung der Geldpolitik greift: Die gestern publizierten Daten zur Kreditvergabe im Juni zeigen mit einer Zunahme von 17% die höchste Wachstumsrate seit drei Monaten. Das stabilisiert die Wirtschaft, könnte jedoch die Bemühungen, die exzessive Verschuldung einzudämmen, behindern.
Der Fabrikausstoss nahm im Juni um 9,2% zu, was ebenfalls über den Erwartungen von 9% lag. Auch die Anlageinvestitionen, einer der Haupttreiber des chinesischen Wirtschaftswachstums, übertrafen die Prognosen – Peking hat die Ausgaben für Infrastrukturinvestitionen, vor allem in Eisenbahnen, seit Anfang Jahr drei Mal angehoben. Für die Wirtschaftsdynamik im zweiten Quartal verantwortlich sind jedoch auch bessere Exporte und eine anziehende inländische Nachfrage.
Doch die Risiken für die chinesische Wirtschaft nehmen nicht ab. Der Immobiliensektor ist schwach, und da kein weiterer Kreditboom zu erwarten ist, dürfte er das Wachstum nachhaltig belasten. Eine Beschleunigung der Abschwächung könnte Peking forcieren, breit basierte Stimulierungsmassnahmen umzusetzen und nicht nur gezielte «Mini-Stimuli» wie in den letzten Monaten.
Gefahr Immobiliensektor
Société Générale hat ihre Prognose erhöht und erwartet nun für das ganze Jahr ein BIP-Wachstum von 7,3% – und schätzt die Situation für 2015 mit einem stärkeren Wachstum positiv ein. Tao Wang, die Chinaökonomin von UBS (UBSN 16.64 0.85%), ist hingegen pessimistischer. Sie erwartet bereits für das vierte Quartal ein erneutes Nachgeben der Wachstumsdynamik und für 2015 eine Wachstumsrate von noch 6,8%. Die gezielten Stimuli der Regierung und die Massnahmen der PBoC würden zwar den Grossteil des Einflusses des sich abschwächenden Immobiliensektors wettmachen, aber eben nicht alles. Sie sieht sogar eine Wahrscheinlichkeit von 15%, dass das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr auf gegen 5% absinkt.
Die asiatischen Börsen reagierten am Mittwochmorgen unaufgeregt auf die BIP-Zahlen aus China. Der Nikkei 225 (Nikkei 225 15284.42 -0.29%), der Hang Seng (Hang Seng 24141.5 0.71%) in Hongkong und der Shanghai Composite Index tendierten seitwärts, die Börse in Singapur avancierte 0,19%.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.