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12:30 Uhr - 29.12.2014

Tony Fernandes ist mehr als nur Chef von AirAsia

Das Verschwinden von Flug QZ8501 wirft einen Schatten auf eine der weltweit erfolgreichsten Airlines. Doch bleibt die in Malaysia beheimatete Fluggesellschaft der bekannteste Markenname Südostasiens.

Wohl keine andere Airline der Welt ist so eng mit ihrem noch lebenden Gründer verbunden wie AirAsia (5099 0.78 0%). Der Malaysier Tony Fernandes hat mit seiner mittlerweile 171 Maschinen zählenden Flugzeugflotte innerhalb weniger Jahre die südostasiatische Luftfahrtindustrie revolutioniert. Mit dem spurlosen Verschwinden des 162 Menschen transportierenden Airbusses 320-200 vor der Küste Borneos ist auch die Person des Firmengründers  in den Vorderrund gerückt. Der Chef der grössten und erfolgreichsten Budget-Airline Asiens meldete sich denn auch nur kurz nach Bekanntwerden des mutmasslichen Absturzes spontan über Twitter (TWTR 37.6 -0.03%) zu Wort. «Meine Gedanken sind mit den Passagieren und meiner Crew», liess er verlauten.

Kommunikation Schlüssel zum Erfolg

Dass diese Worte von einer tiefen menschlichen Betroffenheit zeugen, zeigt sich daran, dass sich der charismatische Fernandes seit Jahren voll mit seinem in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur beheimateten Unternehmen identifiziert. Ob als Unternehmer, der bei Kunden, Angestellten, Passagieren, Investoren um Vertrauen wirbt, oder als häufiger Passagier auf firmeneigenen Flügen – stets trägt er eine knallrote Baseballkappe mit dem Firmenlogo AirAsia auf dem Kopf.  Mit seinem Hintergrund in der Unterhaltungsindustrie – er war vor seinem Wechsel in die Luftfahrtindustrie Spitzenmanager des amerikanischen Musikkonzerns Warner Music Group – ist er ein Meister des Marketings. «Wir sind im Dienstleistungssektor tätig. Kommunikation mit dem Personal und den Kunden ist ähnlich wie in der Unterhaltungsindustrie der Schlüssel zum Erfolg», sagte Fernandes 2010 in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft».

Überdurchschnittliche Kursentwicklung

Das heisst nicht, dass AirAsia in seiner elfjährigen Geschichte der Sicherheit nicht höchste Priorität zugemessen hat. Der Absturz des Fluges QZ8501 auf seinem Weg von der indonesischen Wirtschaftsmetropole Surabaya nach Singapur wäre der erste fatale Unfall von AirAsia. Das Unternehmen hat eine rasante Expansionsphase hinter sich. Die Flotte ist innerhalb von vier Jahren über 300% angewachsen. Doch weist bisher nichts darauf hin, dass die Expansion auf Kosten der Sicherheit gegangen wäre. Der Service an Bord der Billigfluggesellschaft ist zuvorkommend, den günstigen Ticketpreisen entsprechend jedoch auf das Nötigste reduziert. Das war bisher auch die Formel, die AirAsia zu einer der weltweit profitabelsten Fluggesellschaften gemacht hat. Das spiegelt sich auch am Aktienkurs, der sich seit seiner Erstnotierung an der Börse Kuala Lumpur vor neun Jahren weit über dem Branchendurchschnitt entwickelt hat.

Der Vergleich trifft vor allem auf den staatlich kontrollierten lokalen Konkurrenten Malaysia Airlines zu, der bereits vor dem Totalverlust zweier Passagiermaschinen in diesem Jahr ein Sanierungsfall war. Damit hat der indisch stämmige Fernandes auch ein wichtiges Kapitel in der Wirtschafsgeschichte seiner Heimat geschrieben. Denn mit der Gründung von AirAsia forderte er nicht nur einfach eine lokale Gesellschaft, sondern auch das politische Establishment heraus. Malaysia wird seit seiner Unabhängigkeit von Grossbritannien vor 52 Jahren von der United Malays United Organization (UMNO) dominiert, die ethnischen Malaien in Politik und Wirtschaft Vorrang einräumt.

Poltischer Punktesieg

Fernandes hat diese diskriminierende Ordnung nicht zuletzt auch dank geschickter politischer Allianzen erfolgreich in Frage gestellt. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass nichts attraktiver ist als Erfolg. AirAisia, die mittlerweile auch Ableger in Indien, Indonesien, den Philippinen und Thailand hat, ist mittlerweile der bekannteste südostasiatische Markenname. Es gibt heute denn auch wenige Malaysier, die darauf nicht stolz sind. Fernandes steht auch in schlechten Zeiten voll zu seinem Unternehmen. Er flog kurz nach Bekanntwerden des Verschwindens von QZ8501 vom Radarschirm trotz schlechtem Wetter von Kuala Lumpur nach Surabaya. Er hat damit einmal mehr die Nähe zu seinem Unternehmen bewiesen.

Die AirAsia Titel sind am Montag zeitweise über 13% eingebrochen, doch liegen sie damit weiterhin 24% über dem Stand von vor einem Jahr.

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