Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor zu viel Optimismus durch den Glauben an Donald Trump und vergleicht die jetzige Situation mit der Tech-Euphorie.
Robert Shiller hält gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg den amerikanischen Aktienmarkt für «völlig überbewertet». Der Nobelpreisträger wagt zwar auch jetzt noch keine kurzfristigen Vorhersagen, will aber seine US-Aktienpositionen nicht ausbauen. Er präferiert nun Aktienmärkte ausserhalb der Vereinigten Staaten.
Shiller wurde durch Warnungen bekannt, wenn die Bewertungen von Anlageklassen aus dem Ruder liefen: Er erkannte die Technologieblase Ende der Neunzigerjahre und die Immobilienblase in den USA vor der Finanzkrise. Er ist Professor für Verhaltensökonomie an der Yale University und Wirtschaftsnobelpreisträger des Jahres 2013.
Überzeugende Erzählungen gefragt
Im Dezember im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» hatte sich Shiller noch verhalten geäussert: «Ich kann mir vorstellen, dass amerikanische Aktien weiter steigen, obschon die Bewertungen bereits hoch sind», sagte er damals.
Für Shiller braucht es überzeugende Erzählungen – Narrative –, damit sich Blasen an den Finanzmärkten bilden können. Im FuW-Interview erklärte er: «Obwohl manche Narrative haltlos sind, können sie sich wie Viren ausbreiten.»
Glaube an grossen Führer
Gemäss Shiller ist das neue Narrativ nun, dass Präsident Donald Trump hohe Aktienbewertungen rechtfertigt: «Diesmal ist ein grosser Führer aufgetaucht. Die Idee ist, dass nun alles anders ist.»
Er selbst habe Probleme, nicht an dieses Narrativ zu glauben: «Auch für mich war es verlockend, bei Aktien zuzugreifen. Trump redet von einem neuen Geist in Amerika. Man kann daran glauben, oder man kann glauben, dass die anderen Anleger daran glauben.»
Solch einen Glauben an eine revolutionäre Veränderung habe es auch für die hohen Bewertungen während der Technologieblase in den Neunzigerjahren gebraucht. «Der Markt ist nicht so intellektuell, wie die Leute denken oder Ökonomen einen glauben machen», sagt Shiller.
Aktien so teuer wie 2001
Das von Shiller oft herangezogene zyklisch adjustierte Kurs-Gewinn-Verhältnis – auch Shiller P/E genannt – zeigt an, dass der S&P 500 (SP500 2373.47 0.04%) so hoch bewertet ist wie seit der Technologieblase nicht mehr. Die Shiller P/E verwendet statt der aktuellen Gewinne einen langjährigen Durchschnitt. Damit soll das Bewertungsmass nicht durch zyklische Abweichungen der Gewinne verzerrt werden.
Im Moment liegt die Shiller P/E bei knapp 30, das ist so hoch wie zuletzt im August 2001.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.