Der Nahrungsmittelhersteller übernimmt die Vermarktung von Starbucks-Kaffee. Damit gewinnt er insbesondere in den USA Marktanteile.
Nestlé (NESN 77.62 1.65%) baut das Kaffeeimperium aus. Der Hersteller von Nespresso und Nescafé übernimmt die Vermarktungsrechte an den Konsum- und Gastronomieprodukten der US-Kaffeehauskette Starbucks (SBUX 57.78 0.17%). Davon ausgenommen sind die Cafés, in denen Starbucks ihre Produkte weiterhin in Eigenregie vertreibt. Damit bestätigt Nestlé die Spekulationen vom vergangenen Freitag.
Nestlé leistet für die Vermarktungsrechte eine Sofortzahlung von 7,15 Mrd. $ an Starbucks. Dies entspricht einem EV-Ebitda-Verhältnis von 15, was gemäss Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy mit anderen Übernahmen in der Branche vergleichbar ist. So zum Beispiel mit der des Spezialkaffeeherstellers Keurig Green Mountain durch das deutsche Konglomerat JAB im Dezember 2015. Wie hoch die folgenden Lizenzzahlungen von Nestlé an Starbucks sein werden, ist nicht bekannt.
Anlagevermögen würden bei der Transaktion keine übertragen, schreibt Nestlé. Starbucks wird künftig nur noch für den nordamerikanischen Markt produzieren, während Nestlé die Herstellung der Kaffeeprodukte für den Rest der Welt übernimmt. Die beiden Unternehmen wollen zudem zusammen an der Entwicklung und der Markteinführung neuer Produkte arbeiten. Starbucks erhofft sich von der Zusammenarbeit eine bessere globale Vermarktung dank der Reichweite von Nestlé.
Nestlé stärkt Position in den USA
Insbesondere in den USA ist die Kaffeehauskette aber bereits stark vertreten. Starbucks ist gemäss dem Marktbeobachter Euromonitor Marktführer im US-Kaffeegeschäft mit einem Anteil von knapp 14%. Die Kette konnte den Umsatz mit frischem Kaffee (Kaffee 131.705 0.04%) und Instantprodukten in den letzten Jahren stetig steigern. Im Geschäftsjahr 2016/17 (per 30. September) erwirtschaftete ihre Handelssparte rund 2 Mrd. $ und überholte damit den US-Nahrungsmittelhersteller JM Smucker.
Mit der Vermarktung der Starbucks-Produkte stärkt Nestlé die Position in den USA und kann die globale Vormachtstellung gegenüber JAB ausbauen. Der Nahrungsmittelhersteller ist mit einem Umsatz von 15 Mrd. Fr. und einem Marktanteil von 22,6% zwar der führende Anbieter von Kaffeelösungen weltweit. Mit den Marken Nespresso und Nescafé landet er im US-Markt gemäss Euromonitor bisher aber nur auf Rang fünf.
Die Transaktion passt zudem in die Strategie von Nestlé-CEO Mark Schneider, das Geschäft mit hochmargigen Kaffeeprodukten über Akquisitionen auszubauen. Vergangenes Jahr hatte der Konzern mit den US-Kaffeehausketten Blue Bottle Coffee und Chameleon Cold-Brew gleich zwei Mal in diesem Bereich zugekauft. Gemäss Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy generiert das Starbucks-Geschäft eine Ebitda-Marge von 23,8% und ist damit ähnlich profitabel wie die Premiummarke Nespresso.
Ab 2019 positive Auswirkung auf Gewinn
Finanziell dürfte der Kauf kein Problem darstellen. Das Aktienrückkaufprogramm wird nicht tangiert, schreibt Nestlé. Der Nahrungsmittelkonzern geht davon aus, dass sich die Transaktion ab 2019 positiv auf den Gewinn auswirken wird. Zudem könnte Nestlé das organische Wachstum stärken. Es fiel 2017 mit 2,4% so tief aus wie noch nie in den letzten zwei Jahrzehnten. Die schwachen Wachstumsaussichten lasteten auf den Aktien: Seit Anfang Jahr haben sie knapp 9% verloren.
Am Montagmorgen reagierten die Titel mit einem Gewinn. Der von Schneider angestrebte Umbau verleiht ihnen weiterhin Aufwärtspotenzial. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit 20 zwar noch immer leicht über dem historischen Durchschnitt, die Aktien sind mittlerweile aber attraktiv bewertet. Für Investoren mit einem langen Anlagehorizont lohnt sich ein Einstieg.
Die komplette Historie zu Nestlé finden Sie hier. »
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